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Jesus von Nazareth - Band II

Jesus von Nazareth - Band II

Titel: Jesus von Nazareth - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt XVI
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53). Indem Jesu Tod in diesen Zusammenhang von Wort und Liebe Gottes hineingestelltist, wird er herausgenommen aus der Linie jenes Todes, der sich von der Ursünde des Menschen her ergeben hatte als Folge der Anmaßung, selbst wie Gott sein zu wollen, was mit dem Absturz in die eigene Armseligkeit, mit dem Todesschicksal enden musste.
    Jesu Tod ist anderer Art: Er kommt nicht aus der Anmaßung des Menschen, sondern aus der Demut Gottes. Er ist nicht die notwendige Folge einer wahrheitswidrigen Hybris, sondern Vollzug einer Liebe, in der Gott selber zum Menschen hinuntersteigt, um ihn wieder zu sich hinaufzuziehen. Der Tod Jesu ist nicht angesiedelt im Richtspruch am Ausgang des Paradieses, sondern in den Gottesknechtsliedern. So ist er Tod im Zusammenhang des Sühnedienstes   – Tod, der Versöhnung schafft und Licht wird für die Völker. Damit öffnet die doppelte Auslegung, die dieses von Paulus übermittelte Credo dem Wort „Er ist gestorben“ beifügt, das Kreuz auf die Auferstehung hin.

Die Frage des leeren Grabes
     
    A ls Nächstes folgt in dem Glaubensbekenntnis kommentarlos, hart: „und ist begraben worden“. Das wirkliche Totsein, die volle Teilnahme am menschlichen Todesschicksal wird damit ausgesprochen. Jesus hat den Weg des Todes bis zum bitteren und scheinbar aussichtslosen Ende im Grab auf sich genommen. Man kannte Jesu Grab offensichtlich. Und hier folgt natürlich sofort die Frage: Blieb er im Grab? Oder war es leer, als er auferstanden war?
    In der modernen Theologie wird diese Frage ausgiebig diskutiert. Sie schließt meist mit der Feststellung, dassdas leere Grab kein Beweis für die Auferstehung sein könne. Es könnte sich, wenn es schon gegeben wäre, auch auf andere Weise erklären. Daraus folgert man dann, dass die Frage des leeren Grabes unerheblich sei und dass man diesen Punkt folglich beiseitelassen könne, was dann oft zugleich bedeutet, dass es wohl nicht leer gewesen sein wird und man so zumindest einen Streit mit der modernen Wissenschaft über die Möglichkeit körperlicher Auferstehung vermeiden kann. Aber dem liegt eine verdrehte Fragestellung zugrunde.
    Natürlich kann das leere Grab als solches kein Beweis für die Auferstehung sein. Maria von Magdala fand es gemäß Johannes leer vor und nahm an, irgendjemand müsse den Leichnam Jesu weggenommen haben. Das leere Grab als solches kann die Auferstehung nicht beweisen, das ist wahr. Aber es gibt die umgekehrte Frage: Ist Auferstehung mit dem Verbleiben des Leichnams im Grab vereinbar? Kann Jesus auferstanden sein, wenn er im Grab liegt? Welche Auferstehung ist das dann? Heute hat man Ideen von Auferstehung erfunden, für die das Schicksal des Leichnams unerheblich ist. Allerdings wird dabei auch der Inhalt von Auferstehung so verschwommen, dass man fragen muss, mit welcher Art von Realität man es in diesem Christentum überhaupt zu tun hat.
    Wie dem auch sei: Thomas Söding, Ulrich Wilckens und andere stellen mit Recht fest, dass im Jerusalem von damals die Verkündigung der Auferstehung schlechterdings unmöglich gewesen wäre, wenn man auf den im Grab liegenden Leichnam hätte verweisen können. Insofern muss man von einer richtigen Fragestellung her sagen, dass das leere Grab als solches gewiss die Auferstehung nicht beweisen kann, dass es aber eine notwendigeBedingung für den Auferstehungsglauben ist, der sich ja gerade auf den Leib und durch ihn auf die Person in ihrer Ganzheit bezieht.
     
    Im Credo des heiligen Paulus wird das Leersein des Grabes nicht ausdrücklich festgestellt, aber ganz offensichtlich vorausgesetzt. Alle vier Evangelien sprechen in ihren Auferstehungserzählungen ausführlich davon.
    Für das theologische Verständnis des leeren Grabes scheint mir ein Passus aus der Pfingstpredigt des heiligen Petrus wichtig zu sein, in der dieser der versammelten Menge erstmals offen die Auferstehung Jesu verkündet. Er teilt sie nicht mit eigenen Worten mit, sondern durch die Zitation von Ps 16,9   –   11, wo es heißt: „… mein Leib wird in sicherer Hoffnung ruhen; denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis, noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen. Du zeigst mir den Weg zum Leben   …“ (Apg 2,26ff). Petrus zitiert dabei den Psalmtext nach der Fassung der griechischen Bibel, die sich vom hebräischen Text unterscheidet, in dem wir lesen: „Du gibst mich nicht der Unterwelt preis; du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen. Du zeigst mir den Weg zum Leben“ (Ps 16,10f). Nach

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