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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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kann.«
    Mom stolpert zu ihrer Bank und stellt das Blech beiseite. Sie verliert ein wenig das Gleichgewicht, weil die Bank wegsackt und schief stehenbleibt. Die beschissene Bank bleibt ständig anders stehen, man könnte denken, sie ist an ihre Gehirnwindungen gekoppelt oder so. »Also, ich weiß nicht, warum immer ich. Wir haben Zeugen, Vaine - Zeugen!«
    Gurie seufzt. »Ma'am, Sie wissen, wie ansprechbar die sogenannten Zeugen sind. Ihr Junge wußte das vielleicht auch. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall hat er sich unserem Gespräch entzogen, bevor es beendet war - Leute mit wasserdichten Alibis machen so was nicht.«
    Diese ganze Zeit hat Pam gebraucht, um sich aus ihrem Mercury rauszustemmen. Er ächzt vor Erleichterung, als sie die Karosserie losläßt. Auf dem Sitz springen Feuerameisen Trampolin.
    »Ich hab ihn mitgenommen, Vaine. War ja schon halb verhungert.«
    Gurie verschränkt ihre Arme. »Ihm wurde Essen angeboten ...«
    »Schnickschnack, die Pritikin-Diät langt nicht mal für die Nasenspitze eines heranwachsenden Jungen.« Unter einem schweißbesetzten Augendeckel schnellt ein Blick in Richtung Gurie. »Wie läuft's denn, Vaine - die Pritikin-Diät?«
    »Oh, äh - gut. Ch-chrr.«
    Jetzt müßtet ihr sie sehen: Gurie, aufgespießt wie ein Käfer. Unter Lechugas Weide steht der zerknittert aussehende Fremde mit dem Camcorder und sucht meinen Blick; dann schaut er zu Vaine rüber. Er lächelt noch immer - so ein Kreidelächeln, das nichts verspricht und mir irgendwie unheimlich vorkommt, fragt mich nicht, warum. Gurie beachtet ihn nicht. Sie fixiert ihn bloß aus den Augenwinkeln, das ist alles. Der Typ trägt so einen hellbraunen Overall mit einer weißen Smokingjacke, genau wie Ricardo Moltenbomb, oder wie auch immer dieser Typ aus Fantasy Island heißt, den Mom am meisten mochte - der mit dem Zwerg. Irgendwann watschelt er wie ein Pinguin über die Straße und montiert den Camcorder auf ein Stativ. Er muß also entweder ein Tourist oder ein Reporter sein. Reporter kann man heutzutage nur am Namen erkennen. Mal drauf geachtet, was Lokalreporter immer für schräge Namen haben? Zirkie Hartin, Aldo Manaldo - nur so 'n Zeug.
    »Also los«, sagt Gurie und ignoriert Moltenbomb. »Dann wollen wir das Kind mal in die Stadt bringen.« Von wegen Kind.
    »Äh, einen Moment noch«, sagt Mom. »Es gibt noch etwas, das Sie wissen sollten, Vernon leidet nämlich unter diesen - Beschwerden.« So, wie sie winselt, könnte man denken, es ist Krebs.
    »Mom, verdammt!«
    »Vernon Gregory, du weißt genausogut wie ich, daß du diese Unannehmlichkeiten bekommst!«
    Jesus Christus, Scheiße. Mein Überbiß klafft einen Meter weiter als normal. Moltenbomb unten an der Straße lacht sich eins.
    »Wir kümmern uns schon um ihn«, sagt Gurie und wischt sich die Hand an ihrem Bein ab. Dann schubst sie mich mit ihrem Körper zur Auffahrt runter. Mit Arschbacken wie Ab rißbirnen ist das effektive Polizeiarbeit.
    »Aber er hat nichts getan! Er hat klinische Beschwerden!« Von wegen klinische Beschwerden. Verdammte Scheiße.
    Im selben Augenblick spielt das Schicksal eine Karte aus. Das Fauchen von Leona Dunts Eldorado hallt durch die Straße - das Uterusmobil des Teufels, gefüllt mit Moms zwei anderen sogenannten Freundinnen, Georgette und Betty. Sie kommen ständig »mal eben vorbei«. Bis Dienstag war Mrs. Lechuga ihr Leitwolf; jetzt ist sie bis auf weiteres indisponiert.
    Leona Dunt taucht nur auf, wenn sie mindestens zwei Sachen zum Angeben hat; so weiß man immer, wo man steht im Leben. Sie braucht ungefähr fünf, wenn sie die Lechugas besucht, das heißt, wir spielen in der Knirpsliga. Ach was - Fötusliga. Abgesehen davon, daß sie den Arsch und die Schenkel einer Kuh und fast keine Titten hat, ist sie eine beinahe hübsche Blonde mit einer Falsettstimme, der man anmerkt, daß sie an der Brieftasche ihres letzten Mannes poliert wurde. Ich meine ihren verstorbenen Mann, also nicht den ersten, der davongekommen ist. Über den, der davongekommen ist, spricht sie nie.
    Georgette Porkorney ist die älteste der Meute; ein vertrockneter alter Bussard mit Haaren aus steiflackiertem Zigarettenqualm. Wir nennen sie nur George. Im Moment ist sie mit dem Sheriff verheiratet - nicht, daß man sich vorstellen will, wie sie es miteinander treiben. Und das schärfste ist: Sie hat einen Vogel, der immer auf ihrem Rücken sitzt, genau wie bei den wilden Nashörnern im Fernsehen. Der Name des Vogels ist Betty Pritchard, noch eine von

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