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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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ihre Nase hinab und - »thk« - fällt aufs braune Linoleum.
    »Yep«, sagt Leona, »sie fängt an, sobald ich aus Hawaii zurück bin.«
    Das Haus sackt vor Erleichterung zusammen. »Meine Güte, schon wieder Urlaub?« fragt Mom.
    Leona streicht sich ihre Haare nach hinten. »Weißt du, Todd hätte gewollt, daß ich schöne Dinge tue - solange ich noch jung bin.« Aber sicher doch.
    »Verdammt, ich kann's immer noch nicht glauben, was wir heut erlebt haben«, sagt George im Wohnzimmer. Das beendet die Angeberei.
    »Ja, genau, ich weiß«, sagt Betty.
    »Gerade, wenn man denkt, schlimmer kann's nicht mehr kommen, dann - peng!«
    »Gott ja, ich weiß.«
    »Sechs Pfund mindestens, dabei hab ich sie erst letzte Woche gesehen. Sechs Pfund in einer Woche!« George umhüllt ihre Worte mit einer Rauchtrompete, die Betty mit der Hand wegwedelt.
    »Das kommt von dieser Diät, die ganzen Kohlenhydrate«, sagt Leona.
    Pam grunzt düster von hinten.
    »Genau«, sagt Betty. »Warum ist sie nicht bei Weight Watchers geblieben?«
    »Schätzchen«, sagt George, »Vaine Gurie kann verdammt froh sein, wenn sie in ihrer Unterhose bleibt. Ich weiß nicht, warum sie's überhaupt probiert.«
    »Barry hat ihr gedroht«, sagt Pam. »Entweder der Speck ist in einem Monat weg - oder er.«
    George streckt ihren Mund nach oben, damit die Worte über ihren Kopf hinweg zu Pam fliegen. »Dann kannst du Pritikin vergessen - sie braucht den Wilmer-Plan.«
    »Ich weiß nicht, Georgette«, sagt Mom in der Küche. »Mir hat der Wilmer nicht geholfen - bis jetzt jedenfalls.«
    Leona und Betty schauen sich aus gesenkten Augen an. George hüstelt. »Ich glaub, du hast den Dreh noch nicht richtig raus, Doris.«
    »Na ja, wahrscheinlich bin ich noch beim Ausprobieren ... Aber hab ich euch eigentlich erzählt, daß ich die Kühl-Gefrier-Kombination bestellt hab?«
    »Wow«, sagt Leona, »die Special Edition? Welche Farbe?«
    Moms Blick geht zum Boden. »Also - hellbraun.«
    Ihr müßtet sie sehen: Errötet und schweißglänzend steht sie da, zusammengekrümmt unter ihren faden braunen Haaren, in ihrer faden braunen Küche. Tief in ihr drin pumpen hastig die Organe, um Gallenflüssigkeit in Erdbeermilch zu vewandeln. Außen nagt ihr fades braunes Leben an der neckischen roten Schleife auf ihrem Kleid.
    Ich helfe ihr von der Waschküche her wieder auf die Sprünge. »Ma?«
    »Da bist du ja - geh doch mal den Fernsehmann fragen, ob er eine Coke will, es sind bestimmt 32 Grad draußen.«
    »Den, der wie Ricardo Moltenbomb angezogen ist?«
    »Na ja, er ist viel jünger als Ricardo Montalban - hab ich recht, Mädchen? Und er sieht besser aus...«
    »Hmpf«, sagt Pam.
    George lehnt sich in ihrem Sessel vor und schaut Mom in die Augen. »Du hast vor, einen völlig fremden Menschen einfach so reinzubitten?«
    »Aber Georgette, wir hier in Martirio sind bekannt für unsere Gastfreundschaft...«
    »Ach ja?« schnaubt George. »Von den Cheerleaders damals hab ich hier nicht so viele gesehen, als ihr Bus eine Panne hatte.«
    »Na ja, aber das hier ist was anderes.«
    Die Mädchen, mit Ausnahme von Pam, werfen sich mit zusammengekniffenen Lippen wissende Blicke zu. George räuspert sich ein bißchen.
    Brad Pritchard ist jetzt mit seinem Arschloch fertig. Als nächstes kommt der Part, wo er neue Gründe dafür erfindet, seinen Finger an der Nase zu haben. Als ich durch die Küchentür schlüpfe, suche ich seinen Blick, zeige auf meinen Arsch und sauge an meinem Finger.
    » Mom «, jault er.
    Der Beulah Drive ist aufgeweicht vor Hitze. Ich schlendere zum Limonadenstand rüber, den ein paar Kids unter der Weide vor der Nummer 12 aufgebaut haben; sie wollen 50 Cent für Informationen über den Reporter, also schlendere ich zurück und nehme den roten Van unter Lechugas Weide in Augenschein. Meine Nase klebt plattgedrückt an der Rückscheibe. Hinter dem Sitz kann ich eine Lunchbox erkennen, mit der Hälfte eines braunen Apfels dann. Ein paar Drähte liegen auf dem Boden und ein altes, zerfleddertes Buch mit dem Titel »Karriereplaner Medien«. Dann sehe ich Ledesmas Kopf auf einem Paar alter Stiefel. Er liegt nackt ausgestreckt auf einem Vorleger aus Segeltuch, seine Augen geschlossen, die Muskeln schwer und glatt. Als ich ihn entdecke, schreckt er auf wie ein Karnickel.
    »Scheiße !« Er stemmt sich ruckartig auf einen Ellbogen hoch und reibt sich die Augen. »Komm rum zur Tür, Großer.«
    Ich schiebe einen Strohteddy auf Lechugas Rasen zurück und gehe zur Seite des Vans.

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