Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
Vom Netzwerk:
Besonderheiten ...«
    »Oh, kein Problem, natürlich nicht«, sagt Mom. »Beeil dich, Vern. Habt ihr gehört, Mädchen? Er macht einen Job für Lally, er rechiert Fakten für Lally!«
    Ich husche davon wie eine Meute Ratten. »So, wie er aussieht, ist das der einzige Job, den er je finden wird«, sagt George. »Seine Haare sehen schuldig aus, wenn ihr mich fragt. Und dazu noch diese Schuhe, dieselben Dinger wie dieser gestörte Mexikanerbengel ... «
    Fick dich, George. Ich trete gegen einen Berg Wäsche und knalle meine Zimmertür zu. So, wie alle sich aufführen, bin ich nahe dran, durch die Hintertür zu verschwinden und den nächsten Bus zu Granny zu nehmen, ohne irgendwem Bescheid zu sagen. Später kann ich ja mal anrufen oder so. Ich meine, alle Welt weiß, daß Jesus die scheiß Tragödie verschuldet hat. Aber weil er tot ist und sie ihn nicht mehr dafür umbringen können, brauchen sie eine Sündenbock, wahrscheinlich, um sie von einer Klippe zu stürzen. So ticken die Leute. Was mich angeht, ich würde liebend gern erklären, wie alles genau abgelaufen ist letzten Dienstag. Die Sache ist nur, ich bin da in einer Klemme. Ich muß an den Ruf der Familie denken. Und ich muß meine Ma schützen, jetzt, wo ich der Mann im Haus bin und so. Auf jeden Fall können sich alle, die jetzt mit dem Finger auf mich zeigen, nur weil ich der Freund von jemandem war, schon mal auf verdammt bittere Gefühle der Reue einstellen. Tränen des Bedauerns werden fließen, wenn die Wahrheit Einzug hält. Und irgendwann hält sie immer Einzug, soviel steht fest. Nennt mir einen verdammten Film, in dem sie das nicht tut.
    Durch die Tür kann ich immer noch hören, wie sie alle daherreden wie schlechte Schauspieler, auf diese typische Art. »Es ist für uns alle eine Zeit großer Herausforderungen«, sagt Lally.
    »Genau, genau.«
    »Und Vaine setzt uns so heftig zu«, sagt Leona. »Spürt sie nicht unseren Schmerz?«
    George stößt ein bellendes Hüsteln aus. »Mein alter Herr ist es, der Vaine heftig zusetzt - sie hat einen Monat Zeit, ihre Verurteilungsquote ein bißchen aufzupäppeln, oder sie ist Geschichte.«
    »Du meinst, er würde sie aus dem Polizeidienst feuern«, fragt Mom, »nach so langer Zeit?«
    »Schlimmer. Er würde sie wahrscheinlich zu Eileenas Assistentin machen.«
    »O mein Gott«, sagt Leona, »aber Eileena ist doch so eine Art - Empfangssekretärin. Das ist so niedrig wie Barrys Job !«
    »Niedriger«, gluckst Pam finster.
    Es folgt eine Pause. Das bedeutet, daß jetzt alle seufzen.
    Dann sagt Mom: »Na ja, das ist ja wirklich ein großer Monat für Vaine. Und wenn ich mir anschaue, wie sie die Sache mit Vernon und so anpackt, kann ich nicht behaupten, daß es allzu gut läuft.«
    »Tss«, sagt Lally. »Vielleicht bringen ja die Hunde Licht in die Sache.«
    »Hunde?« fragt Leona.
    »Spürhunde, aus Smith County.«
    »Na ja, aber was können denn Hunde jetzt ausrichten?« fragt Mom.
    »Darf ich Sie Doris nennen?« fragt Lally. Seine Stimme senkt sich um eine Oktave. »Sehen Sie, Doris, die Leute fragen sich, wie jemand, der bei Sinnen ist, so eine wüste Raserei inszenieren kann. Sie fangen an, sich zu fragen, ob Drogen im Spiel waren. Sollten die Gerüchte stimmen, dann haben diese Spezialhunde das schneller aufgedeckt, als sie ein Bein heben.«
    »Na hoffentlich«, sagt Mom beleidigt, »am liebsten würde ich sie auf der Stelle herbestellen, damit diese lächerliche Sache mit Vernon ein Ende hat.«
    Ich nehme die Drogen aus dem Schuhkarton im Kleiderschrank und stopfe sie mir in die Tasche. Die Hand, in der ich die Joints hatte, ist feucht. Draußen bellt Kurt.
fünf
    Der Fairneß halber sollte ich vielleicht erwähnen, daß, trotz aller Gerüchte über Mr. Deutschman, nie davon die Rede war, daß er tatsächlich irgendwelche Schulmädchen gebumst hat. Wahrscheinlich hat er sie nur begrabscht und so. Stimmt natürlich, daß er ein astreiner Widerling ist. War früher mal Schuldirektor oder so was, rechtschaffen und ehrbar und alles, damals, bevor sie einen wegen so was verknackten, vielleicht sogar, bevor es Talkshows gab - als man allein durch das Gerede der Leute geächtet wurde. Wahrscheinlich ließ er sich da in dem schicken Unisexsalon an der Gurie Street die Haare schneiden, in dem mit der Kaffeemaschine und allem Drum und Dran. Jetzt macht er das nicht mehr. Jetzt schleicht er sich durch die Gasse hinter dem Schlachthof zum Friseur der Fleischwerke. Richtig, die Fleischwerke haben einen eigenen Friseur,

Weitere Kostenlose Bücher