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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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entstehen«, sagt Lally. »Zieht man allerdings die Sachkenntnis meiner Partnerin in diesem Projekt, Deputy Vaine Gurie, zu Rate, dann wird man feststellen, daß nicht immer alles so ist, wie es scheint ...«
    Mom wimmert. »Lalito ...?« Sie streckt ihre Finger zum Bildschirm aus.
    »Sie werden das Projekt also nicht, in Anbetracht der heutigen tragischen Ereignisse, nach Kalifornien verlagern?« sagt der Reporter.
    »Auf gar keinen Fall, unser Engagement gilt diesem Ort. Wir glauben daran, daß die rechtschaffenen Bürger von Martirio ihrer Herausforderung vorbildlich gewachsen sein werden, natürlich mit der großzügigen Unterstützung von Bar-B-Chew Barn und in Zusammenarbeit mit der hiesigen Handelskammer.«
    Leonas Augen hoppeln ins Bild; sie hat ihren Streichelzooblick aufgesetzt. »Wow, wie ich mich fühle? Das ist einfach eine solche Herausforderung, es ist das erste Mal, daß ich eine Show moderiere ...«
    Moms Hand schnippst an ihren Körper zurück. Dann drehen wir uns beide zum Küchenfenster um - in das Rattern des Pumpenbocks mischt sich das Fauchen des Eldorados. »Vernon, falls diese verdammten Mädchen hier auftauchen, ich bin nicht da. Sag ihnen, ich bin bei Granny, oder nein, sag ihnen, ich bin mit meiner goldenen Amex bei Penney's ...«
    »Aber Ma, du hast doch nicht mal ...«
    »Mach einfach, was ich dir sage!«
    Während sie den Flur entlanghastet wie ein Blutgerinnsel, trampeln »diese Mädchen« zur Auffahrt hoch. Die Schlafzimmertür knallt zu. Das ist verdammt noch mal zuviel für mich. Ich schaue einfach weiter Dads Videosammlung durch. Bares bringt Bares und Milliardäre sind niemals arm. Ich muß lernen, wie man schleimige Scheiße in rechtmäßige Geschäfte verwandelt, das ist mein verbrieftes Recht in dieser freien Welt. Eigentlich fast schon meine Pflicht, wenn man mal drüber nachdenkt. Auf jeden Fall hängt alles von der richtigen Wortwahl ab, das hab ich gerade erkannt. Völlig egal, was man mit seinem Leben anstellt, man muß es nur in die richtigen Worte packen. Und Zuhälter sind ja ohnehin schon akzeptiert heutzutage, das kann man in jedem Fernsehfilm sehen. Richtig liebenswürdig sogar, manchmal zumindest, mit ihren Leopardenfell-Cadillacs, ihren lilafarbenen Cowboyhüten und ihren Bräuten und so weiter. Mit dem, was ich am heutigen Morgen beim Stöbern in Daddys Bibliothek gelernt hab, kann ich es weit bringen. Produkte und Dienstleistungen, Branding und Verbrauchermotivation. Eins weiß ich schon: Ich werde eine Dienstleistung anbieten. Jetzt muß ich sie nur noch vermarkten und verpacken.
    »Doris?« George kommt zur Küchentür herein, ohne auf eine Einladung zu warten, mit Betty im Schlepptau. »Doris?«
    »Äh - sie ist nicht da«, sage ich.
    Hinter ihnen weht Leona durch die Tür. »Bestimmt ist sie in ihrem Zimmer«, sagt sie und flimmert geradewegs weiter in den Flur. Ich fühl mich plötzlich wie eine dieser Fernsehfilmsekretärinnen, wenn irgendein blöder Arsch ins Büro des Vorsitzenden platzt: »Sir, Sie können da jetzt nicht rein ...« Aber nein, Leona platzt in Moms Zimmer, wär ja auch gelacht.
    »Hey, hier bist du ja«, säuselt sie, als ob sie sich gerade im Mini-Mart über den Weg gelaufen sind. »Habt ihr schon gehört - ich hab meine eigene Show!«
    »Wow«, schnieft Mom.
    »Noch hast du sie nicht, Schätzchen«, brüllt George aus ihrem Sessel im Wohnzimmer. »Erst mal muß Vaine das Kapital für ihre Beteiligung auftreiben.«
    »Ach, komm schon, na klar treibt sie es auf - Herrgott noch mal, sie hat gerade ihr eigenes SWAT-Team bekommen.«
    »H-hmm, und als erstes beruft sie Barry, das Schmalzfaß - einen verdammten Knastwärter. Ich will mal hoffen, daß mit SWAT ›Speckwanst an Tonne‹ gemeint ist.«
    »Ach was, du bist doch bloß sauer, weil die Leute vom Barn den Sheriff nicht um Erlaubnis gefragt haben.«
    »Klar doch, Süße, ich bin ja so was von am Boden zerstört«, sagt George. »Alles, was ich sage, ist, daß ein SWAT-Team Vaine noch lange nicht dafür qualifiziert, im verfluchten Internet eine Sendung zu machen, und ganz sicher bringt es ihr nicht das nötige Kleingeld.« Sie hält inne, um eine halbe Zigarette in ihre Lungen zu saugen. »Und überhaupt - unsere kleine Tragödie hier ist gerade mächtig am Verrecken.«
    Leona kommt aus Moms Zimmer gestampft und rammt ihre Hände in die Hüften. »Wirst du wohl aufhören, mir meinen großen Tag madig zu machen, Georgette-Ann! Lalo meint, in Kalifornien können sie die Infrastruktur

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