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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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paar Wellen umspülen mich. Weiß ich, ob Deutschman nicht gerade versucht, von Schulmädchen wegzukommen? Vielleicht ist er auf Schulmädchenentzug und müht sich von einem Tag zum nächsten. Und dann - ta-daaa, hier kommt Ella! Ich geb mir Mühe, mehr wie in Dads Videos zu denken. Der Kunde hat schließlich ein unbefriedigtes Bedürfnis, und ich liefere eine individuell zugeschnittene Dienstleistung. Mehr noch: Zu unserem umfangreichen Kundendienst gehört, daß niemand je davon erfahren wird. Es ist eine Marktlücke, verdammt noch mal. Aber irgendwo in Brooklyn sitzt immer noch mein Gewissen. »Boinie - laß die Finger davon«, ruft es mir zu. »Du stichst da in ein Wespennest bei dem Typen.« Doch dann denk ich an Mom, wie sie zu Hause sitzt, wahrscheinlich ohne Strom und von allen verlacht wegen ihrer Armut und ihrer verdammten Reizlosigkeit. Denk an das heimliche hämische Grinsen von Leona, der Sumpfkuh. Keine Frage, ich muß einer Verpflichtung nachkommen.
    Mein Rad surrt an wackligen Schuppen und an Trailer-Homes vorbei, über Straßen ohne Begrenzungen, immer weiter, bis irgendwann fast kein Licht mehr am Himmel ist. Wir kommen zu einem billigen Holzhaus, einem von der Sorte, die man an zwei Tagen aufstellen kann, doch es ist ordentlich gestrichen und hat einen hübschen kleinen Rasen, der fein säuberlich von Ziegeln und Kies eingefaßt ist. Hier wohnt Mr. Deutschman. Wir knirschen an der Tonfigur eines schlafenden Mexikaners vorbei und legen das Rad vorsichtig in den Kies neben dem Haus. Mr. Deutschman rechnet nicht mit uns; einen Vertreterbesuch nennt man so was in der Branche. Ich fasse Ella bei den Schultern und gebe ihr letzte Anweisungen.
    »Nur anschauen und anfassen, okay Ella? Nicht mehr - okay? Ruf mich, wenn er zu weit geht.«
    »Krieg dich ein, Bernie - es sind meine Pole, falls du's vergessen hast.«
    Gott, manchmal ist sie wirklich beängstigend. Der Plan ist, daß sie schüchtern und lieb ist und ihm die Initiative überläßt. Klar doch - großartiger Plan. Ich hab ihr gesagt, sie soll am besten ganz ihren Mund halten, aber ihr wißt ja, das ist verdammt viel verlangt von Ella.
    Sie knirscht um die Hausecke zu Mr. Deutschmans Eingangstür; ich hocke mich in den Kies, wo er mich nicht sehen kann, und tu so, als ob ich in meinem Rucksack krame. Ein paar fette Regentropfen klatschen auf mich runter wie Vogelscheiße. Verdammt typisch - Crockett's, sag ich da nur. Dann höre ich, wie sich die Tür öffnet und der Singsang von Deutschmans Stimme nach draußen plätschert.
    »Na, wen haben wir denn da?« sagt er, so ganz sanft und gutmütig onkelhaft. Das liegt an seiner Stimme, die klingt so - original »lieber Onkel«. Als ob er einen Vibrator verschluckt hat oder so.
    Nachdem sie reingegangen sind, nehme ich alles Nötige aus meinem Rucksack, knirsche zur Tür und schaue mich um, ob irgendwelche Nachbarn zu sehen sind. An der Straße parkt ein alter Jeep, sonst ist alles wie ausgestorben, bis auf das Geräusch von Draht, der im Wind schwirrt. Ich halte den Atem an, bis aus den Tiefen des Hauses Ellas Stimme ertönt.
    »Mama kauft sie immer, weil Baumwolle angeblich - wow. Ihre Hände sind ja so kalt ... «
    Es geht los. Ich schließe die Tür hinter mir und schleiche ins Wohnzimmer. Ein neuer Geruch prägt sich meinem Gehirn ein - der Geruch von alten Träumen, die konserviert sind wie Organe in Einweckgläsern. Gerüche von anderer Leute Häusern treffen einen besonders heftig, wenn man eigentlich nicht dort sein sollte. Ich bewege mich durch den schmalen Flur auf Ellas Stimme zu, vorbei am Badezimmer, wo ebenfalls irgendwelche Industriedünste in der Luft hängen. Dann biegt draußen ein Auto um die Ecke. Ich dämpfe das Pochen meines Herzens mit der Hand, bis es abgerauscht ist, die Straße runter - das Auto, meine ich, nicht mein verfluchtes Herz. Dann schlurfe ich weiter.
    Deutschman und Ella sind in dem Zimmer am Ende des Flurs. Die Tür ist angelehnt. Ich drücke mich flach an die Wand und recke meinen Hals, um einen Blick durch den Spalt zu werfen. Mr. Deutschman sitzt auf einem dieser harten alten Betten, für die man fast eine Leiter braucht, um reinzuklettern. Die Bettwäsche ist symmetrisch zurechtgezogen unter seinem symmetrischen Hintern, der auf dem Bezug eine säuberliche kleine Falte wirft. Neben dem Bett steht ein polierter Holztisch mit einer Lampe, die auf einem gestickten Spitzendeckchen steht, neben einer Brieftasche, einer Bibel und einem Schwarzweißfoto in einem

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