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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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nicht so schnell auf die Beine stellen, jedenfalls nicht, wenn wir uns beeilen.«
    »Aaa-ja.« George schießt eine Rauchstange zur Zimmerdecke ab. »Aaa-ja. Dann hör ich mal lieber auf zu zwinkern, sonst verpaß ich noch Vaine, wie sie vorbeisprintet.«
    »Denk, was du willst, es wird passieren - okay?!«
    »Aber nicht ohne eine verdammt überraschende Wendung, mehr will ich gar nicht sagen.«
    »George — zufällig ist sich Lalo darüber sehr wohl im klaren! Wow!« Der Schub des letzten Wortes reißt Leona von der Hüfte aufwärts nach vorn. Sie verharrt eine Weile so, um sicherzugehen, daß es klebenbleibt. Dann zwitschert sie in Moms Zimmer zurück. »Hey, hab ich dir schon erzählt, daß wir Lalos Büro in meiner Bude einrichten?«
    Mom trippelt hastig in den Flur. »Also, einen Kaffee könnten wir gerade noch schaffen, bevor ich zu Penney's fahre. Vern, mußt du nicht zur Arbeit?«
    »Hey«, sagt Leona, »soll ich ihn nicht hinbringen?«
    »Loni, übertreib's nicht«, sagt George.
    »Aber - so ist er doch viel schneller ...«
    »Le-ona! Das ist einfach nicht fair.« George bohrt durch ihren Zigarettenqualm einen Tunnel zu Mom. »Schätzchen, tut mir leid, aber Bertram schickt jemanden vorbei, um den Jungen zu holen. Der Psychiater hat ihn verpfiffen.«
    »Aber - Vern verdient doch jetzt Geld, er kriegt fünfhundert Dollar, noch heute ...«
    Leona schüttelt den Kopf. »Du hättest es ihr nicht sagen sollen, George.«
    »Na klar doch, damit du ihn bei Lally vorbeibringen kannst und eine Aufnahme von der Verhaftung kriegst. Verdammt noch mal, Leona, Doris ist unsere Freundin.«
    Moms Gesicht pellt sich von ihrem Schädel ab und hängt in Fetzen von ihrem Kinn runter. »Aber ... aber ...«
    Ich sollte mich wohl langsam vom Boden erheben. »So oder so - ich geh mir lieber mal die Haare kämmen.«
    »Da, seht ihr? Er ist ein ganz neuer Mensch, mit einem anspruchsvollen Job und allem Drum und Dran.«
    Ich verlasse die Ladys und schleiche mich durch den Flur. Dabei mache ich einen Abstecher in Moms Zimmer, um meinen Rucksack neu zu bestücken. Ich packe mein Adreßbuch, meine Jacke und ein paar dünne Klamotten ein. Außerdem meinen CD-Player und ein paar CDs. Die Klarinette und das Skateboard bleiben hier. Ich glaub nicht, daß ich noch mal in der Stadt vorbeikomme. Ich nehm den Rucksack und gehe durch die Waschküche ins Freie, ohne ein Wort des Abschieds an die Kräfte des Bösen zu richten. Von der Veranda aus höre ich meine alte Dame, die immer noch verzweifelt versucht, ein bißchen Buttercreme auf ihr trockenes Brot zu schmieren:
    »Ich muß jetzt jedenfalls nach San Tone wegen einem neuen Kühlschrank. Dann lasse ich mir noch einen Kostenvoranschlag machen für so eine zentrale Staubsauganlage, wo man überall im Haus Anschlüsse hat - ich finde, es ist höchste Zeit, daß ich auch mal an mich denke, jetzt, wo Vern Karriere macht.«
    Von der untersten Stufe der Verandatreppe aus fällt mein Blick auf einen Laster der Stromgesellschaft, der im Schritttempo am Pumpenbock vorbeirollt und Hausnummern entziffert. Er entdeckt mich, schlägt einen Karnickelhaken und fährt bei uns ran. Ich steig auf mein Rad und mach mich quietschend aus dem Staub.
dreizehn
    Keiner wird zweimal hinschauen, wenn er uns sieht, da bin ich ziemlich sicher. Ein Junge und ein Mädchen auf einem Rad. Ein Junge in gewöhnlichen Jeans, eine struppige Blondine in einem blauen Kleid - bluebonnetblau, wie unsere Staatsblume. Wir hinterlassen nicht mal einen Geruch, alles wie im Fernsehen. Ich hab meinen Rucksack dabei, wir könnten also auch unterwegs sein, um was zu verkaufen. Was zu verkaufen ist eine gute Entschuldigung hier in der Gegend.
    »Weißt du was?« brüllt Ella in mein Trommelfell.
    Ich halte am Rand der Johnson Road an und belehre sie, wie man sich als Fahrradpassagier zu verhalten hat, um den Fahrer nicht umzubringen. Sie zieht ihr Kleid hoch, um mir ihre saubere weiße Unterwäsche zu zeigen, doch ich bin nicht ganz bei der Sache; er beunruhigt mich, dieser Nachmittag. Windböen fegen Donner umher, und der Horizont hinter Keeter's wird von einem einzigen goldenen Streif erhellt. Ella hat keinen Sinn für Omen; es macht ihr einfach alles einen Riesenspaß heute, das merkt man ihr an. Wahrscheinlich, weil sie zusammen mit mir ein geschäftliches Wagnis eingeht. Diese Ella, ganz ehrlich. Wir werden halbe-halbe machen, ob wohl sie meint, es geht ihr gar nicht ums Geld. Kann man mal sehen, wie verdammt eigenartig sie ist.
    Ein

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