Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
Vom Netzwerk:
abwürgen. Aber dann hab ich auf einmal einen Riesenhaufen Ärger. Merkt ihr, was Ärger für eine irre Ausstrahlung hat? Ärger rockt, verdammt!
    Der Bus nach Houston kostet fünfundzwanzig Dollar. Mir knurrt der Magen, aber ich hab nur noch vierundvierzig fünfzig, zuwenig für zweimal Mexiko. Als mein Bus kurz vor eins in Houston ankommt, gehe ich zu den Telefonen und schlage in den Yellow Pages unter »Cash« nach. Meine Musik muß dran glauben. Ein Taxi fährt mich meilenweit zu einem Pfandleiher, der mir fünfundzwanzig Mäuse für mein 200-Dollar-Gerät anbietet, die ich annehme, weil das Taxameter läuft und ich ohnehin schon zehn Dollar im voraus bezahlen mußte, als der Fahrer hörte, daß die Reise zu einem verdammten Pfandleiher geht. Der mir außerdem noch fünfundzwanzig Cent das Stück für meine CDs bietet. Ich verziehe mein Gesicht, und er regt sich furchtbar auf. Dem Pfandleiher glüht der Ofen, wie man hier bei uns sagt.
    Dann fährt mich das Taxi diese schicken Highways entlang zur Galleria, vorbei an großen verspiegelten Gebäuden. Ich versuche, mir nicht vorzustellen, was Taylor wohl anhaben wird oder wie sie riecht. Besser, man ist nicht auf irgendwas fixiert, das einen fertigmacht, wenn's doch nicht stimmt. Wenn ich mich jetzt auf die Shorts konzentriere, die sie das eine Mal anhatte, und dann trägt sie Jeans oder so, dann nimmt mir das nur den Wind aus den Segeln.
    Ich lenke mich ab, indem ich den Fahrer beobachte. Er ist einer dieser Berufsfahrer, bei denen Rücken und Gesäß dauerhaft die Form des Sitzes annehmen. Er scheint okay zu sein - ein großer bärtiger Typ mit einem entspannten Lächeln. Erinnert ein bißchen an Brian Dennehy, der in diesen ganzen alten Filmen mitspielt, zum Beispiel in dem, wo die Aliens ihre Eier ins Schwimmbecken legen. In der Schule gab's immer jede Menge Leute, die sich Brian Dennehy als Vater gewünscht haben, genauso wie wir immer Barbara Bush als Grandma wollten. Kein Vergleich mit meiner rotzigen ollen Granny. Damals, als ich diese Filme sah, war mein alter Herr noch am Leben, und jedesmal, wenn ich mir wünschte, daß Brian Dennehy mein Vater ist, hatte ich das Gefühl, ihn zu betrügen. Vielleicht hat das ja zu seinem Tod beigetragen, wegen der negativen Energie. Wer weiß.
    Das Taxi biegt auf die Westheimer Road, die so aussieht wie viermal Gurie Street nebeneinander. Ich versuche, nicht auf meinen Puls zu achten, aber er fängt trotzdem an zu rasen. Es gibt übrigens nichts, was dagegen hilft. Im Film geht der Puls nur dann hoch, wenn man möchte, daß er hochgeht; hier draußen macht er sein eigenes Ding. Der scheiß Pulsschlag ist der natürliche Feind cooler Gelassenheit. Ich muß ein paarmal tief durchatmen, als plötzlich dieses Ungetüm von einer Mall neben der Straße auftaucht. An ein paar Seilen auf dem Bürgersteig schaukelt ein aufgeblasener Krake. Meine Eier klettern mir zum Kehlkopf hoch.
    »Gleich da drüben, beim Kraken«, sage ich zum Fahrer.
    An der Straße steht die Gestalt einer jungen Frau. In der Hoffnung, daß sie mich noch nicht gesehen hat, laß ich mich tief im Sitz hinabrutschen. Ich hasse das, wenn man mit jemandem verabredet ist, der einen schon entdeckt, wenn man noch zwanzig Meilen entfernt ist, und dann die ganze Zeit glotzt. Plötzlich hat man das Gefühl, man federt zu sehr beim Gehen oder man läßt die Arme zu sehr baumeln, und alles mit diesem dümmlichen Grinsen im Gesicht.
    Es ist Taylor Figueroa in einem kurzen, khakifarbenen Rock. Warm und sorglos sprießen ihre Glieder unter ihren glänzenden braunen Haaren. Sie sieht das Taxi, und ihre Augenbrauen schnellen in die Höhe. Scheiße, ist mir schlecht.
    »Das macht jetzt noch sieben Dollar achtzig«, sagt der Fahrer.
    Ich öffne die Tür, und sofort schlägt mir ihr kühler Geruch entgegen, aber der Sitz ist so tief und ramponiert, daß ich es hinkriege, beim Aussteigen auszusehen wie bei einer Mount-Everest-Besteigung. Taylor schaltet ihr Lächeln auf Standbild und schaut zu, wie ich meinen Rucksack über den Osthang des verdammten Taxis zerre. Dann fällt mir das Portemonnaie runter. Sie verschränkt ihre Arme, während ich hastig einen Schein rauszerre und dem Fahrer hinhalte.
    »Das sind nur fünf«, sagt er. »Ich krieg sieben Dollar achtzig.« Er hält den Schein aus dem Fenster wie ein Stück Scheiße auf einem Untersetzer.
    Schweißsprinkler platzen aus meiner Stirn und nehmen die Arbeit auf. Ich wühle in meiner Hosentasche nach Münzen, aber sie ist so

Weitere Kostenlose Bücher