Jesus von Texas
eng, daß ich kaum meine Hand reinkriege. Van Damme würde sich lieber den Handrücken aufreißen, anstatt sich so zu winden; er hätte dem Fahrer sowieso längst die Lichter ausgeblasen. Das Gewürge endet damit, daß ich ihm einen Zehner aus meiner Brieftasche reiche.
»Der Rest ist für Sie«, sage ich, total lässig. Taylor lehnt sich vor, um mir einen Kuß auf die Wange zu drücken, hält dann aber mitten in der Bewegung inne, weil der verfluchte Fahrer seinen Arm aus dem Fenster streckt und mit einem Geldschein wedelt.
»Vergiß nicht deinen Fünfer.«
»Ich hab gesagt, der Rest ist für Sie.«
»Sicher? Oh, danke, vielen Dank ...«
Fuck - jetzt ist Taylor verlegen, ich bin verlegen und dazu so gut wie bankrott, und zu allem Überfluß kratzt sie auch noch den Kuß aus der Szene. Immerhin kommt sie nahe genug, daß ich eine stärkere Woge ihres Parfüms abkriege, das irgendwas Dorniges an sich hat, den Stachel einer echten Frau, was wiederum auf kompliziertere Höschen schließen läßt, wahrscheinlich aus Seide, mit Spitzenbesatz und so. Normale Form, würde ich sagen, kein Tanga oder so was. Vielleicht in einem bläulichen Ton oder was Fleischfarbenes. Sie bringt mich um, die Frau, ehrlich.
»Hi«, sagt sie und läuft mit mir am Kraken vorbei. »Du hast 'ne Bank ausgeraubt, nehm ich mal an.«
»Ja klar - siehst du den Rucksack?«
Ich klinge einfach nur noch müde, wie ein ganz gewöhnliches Arschgesicht an einem öden Tag in Houston. Schweiß tropft mir von der Nase. Taylor mustert mich. Ihre tiefbraunen Augen werden schmaler.
»Alles okay?«
»Glaub schon.«
Wenn ich mich so höre, merke ich, daß ich überhaupt kein Verlangen mehr habe, irgend jemanden zu beeindrucken, doch dann, inmitten dieser neuen Depression, passiert was Eigenartiges - etwas Lebensbejahendes. Ich glaube nämlich, daß wir in diesem Moment einen echten Kontakt herstellen, wie im Film oder so. Eben war sie Zeuge, wie ich mich komplett zum Arsch gemacht hab, und sie weiß, daß ich es weiß. Und plötzlich ist es, als ob sie sich ein bißchen entspannt, und das überträgt sich auf mich, wie bei dem Pferd, das aufhören konnte, auf der Bühne Rechenaufgaben zu lösen. Es macht mich sozusagen aus Versehen aufrichtig und stellt mich als alten, abgefuckten Köter bloß, den sie zur Hölle geprügelt haben. Schweigend geht sie neben mir zur Einkaufspassage rein und hält rücksichtsvoll Abstand von meinen schmutzigen Problemen und von meiner Seele, die nur so von frem den Tränen trieft.
»Also, was hast du mir zu sagen, du ungezogener Junge?« neckt sie mich auf der Rolltreppe.
»Scheiße, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
»Ich werd's schon aus dir rauskriegen.« Sie schiebt ihre trockene kleine Hand in mein Gewühl aus nassem Fingerfleisch und steuert mich durch die Menschenmenge. »Wir schauen kurz nach meiner Cousine, dann können wir uns ja einen Saft holen oder so, uns 'ne ruhige Ecke suchen.«
Ein Saft. In einer ruhigen Ecke. Was für eine Frau. Ich schaue zu, wie ihr süßer kleiner Hintern den Stoff ihres Rockes strafft, links, rechts, links, ohne daß man die Umrisse eines Höschens erkennen kann, jedenfalls nicht mit bloßem Auge. Ich bin so verliebt in sie, ich kann mir nicht mal ihr Höschen vorstellen.
Wir kommen zum Unterwäschegeschäft, wo diese ganzen glänzenden Hardcore-Dessous im Schaufenster hängen.
Ehrlich gesagt, dieses Moulin-Rouge-Zeug läßt mich eher kalt. Für mich bitte ganz einfache Bikinihöschen aus Baumwolle, was ein Mädchen eben so trägt, wenn es gerade nicht damit rechnet, daß einer unten rangeht. Ich betrachte die Frauen drinnen im Laden - denen sieht man an, daß sie verdammt noch mal dafür beten, daß bei ihnen einer unten rangeht.
Taylor reckt ihren Hals über die Schaufensterdekoration. »Nichts zu sehen von ihr. Typisch. Wollen wir irgendwo ein bißchen reden? Also, ich kann verstehen, wenn du lieber nicht willst ...«
»Klar, aber es gibt da ein paar echt heftige Sachen, die niemand erfahren darf. Ich kann verstehen, wenn du das lieber nicht hören willst.« Mädchen lieben Geheimnisse.
»Egal.« Sie rümpft ihre niedliche kleine Nase. »Ich meine, ich muß ja nicht unbedingt wissen, wo die Leichen vergraben sind oder so.« Sie läßt kurz ihre Zähne aufblitzen und geht mit mir zu einer schicken Cafeteria gegenüber vom Unterwäschegeschäft.
»Scheiße, es gibt keine Leichen oder so was«, sage ich.
Als sie ihren Hintern auf einen Barhocker pflanzt, bemerke
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