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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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Unter praller Sonne zieht sie sich wie ein Gummiband
bis nach Somo . Dieser Ort am Meer scheint sehr belebt zu sein, Familien sind unterwegs, Leute gehen
spazieren und trotzdem liegt eine Schwere in der Luft. Erst jetzt komme ich auf
den Gedanken: „Heute ist Sonntag, Domingo, der Tag des Herrn.“ Nun sehe ich den
Tag mit ganz anderen Augen. Diesmal erkenne ich die Barka Ferry schon auf dem ersten Blick, alles eine Frage der Übung. Ohne Wartezeit,
setzt die Fähre mich inmitten einer munteren Ausflüglerschar nach Santander über. An Deck lege ich fest, mir einen Ruhetag zu gönnen, da
meine Füße nicht in bester Verfassung sind und der schöne Tag es einfach
hergibt. In der Stadt geht es trotz des Sonntags sehr geschäftig zu, es
scheinen zwei Drittel der zweihunderttausend Einwohner auf den Beinen zu sein.
So sehr viel Historisches gibt es in meinem Wendekreis nicht zu sehen,
Santander ist eher eine moderne Stadt. Wie ich erfahre, war die gesamte Stadt
1941 von einem gewaltigen Feuer heimgesucht und zerstört worden. Ich gehe zur
großen Kathedrale, eines der sehenswerten Gebäude. Bei dem Brand wurde diese
Kirche ebenfalls zerstört, jedoch später wieder aufgebaut.
    Die Stufen hinauf bis zum Vorplatz, sind recht
anstrengend zu gehen. Der Rucksack zieht erbarmungslos nach unten, nicht mal
sonntags kann er eine Ausnahme machen. In der Kathedrale wird gerade ein
Gottesdienst gehalten. Beim Betreten des großen Raumes, erfüllt mich ein
eigenes Gefühl. Nichts wird erwartet, jeder ist hier für sich in seinem
Glauben, so auch ich. Wenn ich mich auch nicht den Gepflogenheiten entsprechend
bekreuzige, so habe ich doch eine innere Einstellung zu solchen Orten des
inneren Friedens. Jeder mag es für sich nennen, wie er möchte. Derjenige, der
sich auf den Weg macht, für den ist das kein Event, sondern eine besondere
Aufgabe. Der Sinn dieser selbst gestellten Aufgabe ist sicher so alt wie die
Menschen. Von innen heraus will der Mensch erfahren, wer er ist, was ihn
ausmacht, welche geheimnisvolle Kraft ihn antreibt. Diese Fragen kann man sich
stellen. Man braucht aber auch einen gewissen Abstand, Stille und man muss
glauben. Diese Spiritualität legt am Ende jeder für sich fest. Dienlich dabei
sind sicher Stätten, welche durch die Lage und durch ihre Geschichte etwas
Besonderes ausstrahlen und auf den Menschen wirken. Wie diese Kathedrale
vereinen solche Orte Historie und Spiritualität.
    Das funktioniert natürlich nicht nach dem
Prinzip, rein in die Kirche und nun macht mal. Es ist keinem dieser Pole
anzusehen, man erfährt diese Energien in ganz eigenen innigen Momenten. Solche
Orte sind nicht einmal unbedingt Kirchen. Momente tiefer Ruhe finde ich meist
in der Natur und so einfach es klingt, in einem ganz bestimmten Winkel auf
unserem Dachboden.
    Kirchen sind ein wunderbarer Resonanzboden,
sowohl für Stille und Einkehr als auch für das gesprochene Wort und die Musik.
Sie verleihen alldem Bedeutung und Würde. Gleichzeitig aber auch das Wissen
einer dem Menschen eigenen Sehnsucht. Mit dem Entzünden eines Lichtes tanke und
danke ich.
    Unterhalb der Kirche erstreckt sich ein
einladender Park entlang der Hafenpromenade. Dort nehme ich auf einer glatten,
weißen Marmorbank Platz. Durch die Bäume scheint die Sonne südlicher Gefilde
und erzeugt weiche bewegte Schatten. Die Beine weit ausgestreckt, fällt mir der
Titel „ Lazy Sunday Afternoon “ von den Small Faces ein. Dieser beschreibt meinen derzeitigen Ist-Zustand, einfach lazy . „Forrest Gump was here “,
ich dokumentiere das mit einem weiteren Bankfoto .
    Den drückenden Rucksack möchte ich erst mal in
die Herberge bringen, um dann, soweit es geht, ganz gemütlich die Stadt zu
erkunden. In dem Gewirr fremder Straßen kann ich die Herberge nicht ausfindig
machen. Nachdem ich schon fast aufgegeben habe und eine breite Ausfallstraße
stadtauswärts gehe, fängt mich Señora Dora ab. Sie stellt sich vor und fragt mich,
ob ich die Herberge suche? Ein paar die Richtung weisende Gesten genügen und
ich befinde mich binnen kurzer Zeit vor einem unscheinbaren, etwas verwinkelten
Mehrfamilienhaus. Im Zuge der unkontrollierten Suchaktion, bin ich vorhin
mindestens zweimal am Eingang der Herberge vorbeigelaufen.
    Von der Herberge bin ich angenehm überrascht.
Hier in dieser grauen Straßenschlucht finden sich moderne und helle Räume. Das
erste Mal bekomme ich waschechte Pilger zu Gesicht. Sie sehen gar nicht so
anders aus wie du und ich. Nur weiß ich noch nicht,

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