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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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Hesse, in spanischer Übersetzung. Vorerst in Form
eines Versprechens, mit der Versicherung, es ihm, sobald ich zu Hause bin, zu
senden. Der Dichter Herrmann Hesse ist ihm sehr bekannt, nur den Titel des
Buches versteht er nicht. Trotz Aufbringung aller sprachlichen Mittel, kann ich
ihm das Wort Steppenwolf nicht erklären, obwohl doch das englische ähnlich
klingt. Somit weiß der Jubilar noch gar nicht, was er heute geschenkt bekommen
hat. Trotzdem bedankt er sich für dieses imaginäre Geschenk. Gérald spricht
etwas Spanisch. Beim Lesen dieses Buches wird er sicher verstehen, was ich ihm
damit nahe bringen möchte. Dieses Buch hab ich einmal in einer Hamburger
Buchhandlung für einen Bekannten in Spanien ausgesucht, welchen ich aber,
bedingt durch Umzug, aus den Augen verloren habe. Das Buch hat also schon seine
Vorgeschichte und soll noch einiges erleben, wünsche ich mir im Stillen. Ein
„Steppenwolf“ geht oftmals seltsame Wege.
    Den ersten eigenen „Steppenwolf“ hat mein
Freund Hans aus den Beständen der Betriebsbücherei der Buna -Werke
gerettet. Die Lektüre von Herrmann Hesses Meisterwerk
ist nicht ganz unschuldig an dem Traum, noch vor meinem fünfzigsten Geburtstag
einfach loszugehen. Nun aber steht Gérald im Mittelpunkt. Den ersten Espresso
trinken wir auf seinen 65. Geburtstag, die Gesundheit und auf das weitere
Leben. Auf der Brücke über den Fluss in Richtung Asturien ,
drängeln sich vor uns sechs bis sieben, schon größere, Schuljungen auf dem
ziemlich engen Fußweg zwischen Geländer und Stahlkonstruktion. Weil die
Schulrucksäcke unseren Rucksäcken etwas ähneln, ruft Gérald ihnen zu: „Bon Dia Perigrinis .“ Frei übersetzt etwa: „Guten Morgen, ihr
kleinen Pilger.“ Die Jungen finden das nicht unbedingt lustig und zeigen das
mit dem für dieses Alter typischen Ernst und einer gewissen Lässigkeit.
    Unterwegs erzählt Gérald mir von seinen
Beweggründen, den Pilgerweg zu gehen. Ich erfahre, dass er im Vorjahr an Krebs
erkrankt ist und operiert wurde. Nach seiner Genesung machte er sich auf den
Weg. Der Weg, die Natur, die unterschiedlichen Begegnungen haben ihm Kraft, Mut
und den festen Willen gegeben, mit dieser Krankheit klarzukommen.
    In diesem Jahr hat er sich schon im März bei
Schneetreiben aufgemacht und zwar von seinem Heimatort in der Nähe von Paris.
Das bedeutet, dass Gérald zum jetzigen Zeitpunkt schon rund tausend Kilometer
mehr hinter sich hat als ich. Kaum zu glauben, aber es ist wahr. Zu mir sagte
er: „Rudi, weißt du, ich laufe um mein Leben.“ Er ist ein sehr gläubiger Mensch
und interessiert sich für Philosophie, Anthropologie und die Geschichte der
Freimaurer. Ohne gemeinsame Sprache kann man sich darüber leider nur wenig
austauschen. Andererseits sehe ich die Begegnungen nicht als philosophischen
Exkurs. Nach allen Gesprächen sollen Anregungen für den weiteren Weg wirken,
aber den Fluss der ureigenen Gedanken nicht aufhalten.
    Der folgende Ort Colombres sorgt wieder für eine kleine architektonische Abwechslung. Der Gestalt, dass
viele Häuser dieses Ortes im typisch amerikanischen Stil erbaut sind. Farbige
Holzhäuser, meist mit einer ausladenden Veranda und den dazugehörigen
Vorgärten, wollen gar nicht so recht in das asturische Bild passen. Die Bauweise hängt mit den Auswanderern zusammen, welche zu Beginn
des 19. Jahrhunderts Asturien den Rücken kehrten und
nach Amerika auswanderten.
    Ob nun Heimkehrer diesen Baustil in Colombres verewigten, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf
jeden Fall sind diese Häuser eigenwillige Bauten, mitten in der doch sonst sehr
traditionellen Bauart Asturiens . Die Bucht von La
Franca bietet einen eindrucksvollen Blick über den Sandstrand, hin zum offenen
Meer. Von dort aus gelangen wir über einen ausgedehnten Küstenweg in die
Ortschaft Lianes. Der Weg in die Stadt führt uns an einem Haus vorbei, welches
für mich eine kleine Überraschung bereithält. Meinen ersten echten Dalí auf
dieser Tour. Unverhofft, aber nun endlich direkt vor mir. Im Vorgarten dieses
Gebäudes steht eine für diesen Ort ungewöhnliche Plastik. Auf den ersten Blick
erkenne ich die künstlerische Handschrift von Salvador Dalí. Der Gärtner,
welcher zu früher Stunde schon den Rasen mäht, erlaubt uns einzutreten.
    Zu meiner Enttäuschung hält der so weltoffene
Gérald nicht viel von der Kunst Salvador Dalís. Die Plastik stellt den heiligen
Jakobus dar. Der Heilige steht dem Betrachter nackt gegenüber. Mit der rechten
Hand hält er

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