Jesuslatschen - Größe 42
ein Kreuz in den Himmel, in Richtung Santiago. Sicher steht dieser
Heilige Jakob nicht zufällig genau an dieser Stelle des Weges. Auf unserem im
Innersten gemeinsamen Weg zu ihm nach Santiago de Compostela. Ein strittiger
Punkt. Salvador Dalí war ein sehr gläubiger Mensch. Er vermochte es, stets den
Betrachter zur kritischen Auseinandersetzung mit seinem Werk anzuregen.
Der hiesige Fischereihafen stellt in der
Historie eine Besonderheit dar. Lianes war der im 16. Jahrhundert erste Hafen außerhalb
Skandinaviens, von welchem die Fischer zum Walfang ausliefen. Mit etwas mehr
Zeit im Gepäck, kann ich mir gut vorstellen, hier „Moby Dick“ zu lesen. Damals
zu Kapitän Ahabs Zeiten war der Walfang noch ein raues aber ehrenwertes
Handwerk, der Mensch immer Auge in Auge mit der Natur.
Im Hinterland der Strände steigen die
gewaltigen, teils schneebedeckten Berge der „ Picos de
Europa“ auf und verleihen dieser Küstenregion Asturiens einen ganz besonderen Reiz. In den „ Picos de Europa“
befinden sich zweihundert Berge mit über zweitausend Metern Höhe, der höchste
Gipfel des Gebirges ist der Torre de Cerredo mit
2.648 Metern. Auf Grund der Nähe zum Meer (rund zwanzig Kilometer) ist das
Klima der Gebirgskette von einer hohen Luftfeuchtigkeit und ausgiebigen
Niederschlägen bestimmt. Davon habe ich gelegentlich schon einiges abbekommen.
Die Herberge „La Estación “
befindet sich, wie es der Name schon sagt, im alten Bahnhof des Ortes. Wir
finden sie leider nur verschlossen vor. Ein zweiter, etwas späterer, Versuch
glückt, uns wird Einlass in den Bahnhof gewährt.
Warmes Wasser? Fehlanzeige. Kalt duschen ist
auch nicht so mein Ding, kann aber bei diesen Temperaturen ganz erfrischend
sein. Mir stockt ganz kurz der Atem. Die tägliche SOS-Wäsche brauche ich wohl
nicht mehr zu erwähnen, vielleicht noch die Trockenmethode, welche ich schon
seit dem ersten Waschtag anwende. Die Wäschestücke werden ganz einfach mit
Sicherheitsnadeln am Rucksack angeheftet, und die Wäsche trocknet im Zugwind,
bei schnellem Pilgerschritt, in zwei bis vier Stunden. Das, so als kleines
Geheimnis für die aufmerksame Hausfrau.
In meiner Heimatstadt Merseburg möchte ich
natürlich nicht so herumlaufen, aber hier auf dem Camino trifft man täglich auf
solche wandelnden Wäschetrockner. Anhand des Zustandes der Socken, lässt sich
leicht ablesen, wie weit der Trockner schon gepilgert ist.
In einem Internetcafé überträgt Gérald die
digitalen Bilder auf seine Homepage. Er zeigt mir Fotos vom Start, Anfang März.
Darauf ist er kaum wiederzuerkennen. Gérald hat, bedingt durch einen langen
Rauschebart, auf den Bildern eine Ähnlichkeit mit dem französischen Chansonier
George MoustAqui .
Diese Möglichkeit, hier telefonieren zu
können, nutze ich, und rufe Gabi an. Obwohl wir beide vereinbart hatten, uns
nicht anzurufen, sofern es nicht dringend notwendig ist. Es ist mir ein
Bedürfnis ihre Stimme zu hören und einmal richtige Sätze fließend Deutsch zu
sprechen. Gabi ist erfreut und hat ehrlich gesagt schon auf diesen Anruf
gewartet. Noch lange habe ich sie im Ohr, die Stimme der Frau meiner
schlaflosen spanischen Nächte. Das Gespräch birgt die Liebe zweier Menschen,
welche trotz der örtlichen Trennung, einander nahe sind. Gabi hat am
vergangenen Wochenende einen Gehversuch auf dem Jakobsweg in der
Saale-Elster-Aue absolviert und sich dadurch gedanklich mit mir verbunden.
Diese Wegstrecke beschreibt die „Via Regia “,
ebenfalls einen alten Handelsweg in Kiew beginnend, quer durch Europa, bis hin
nach Santiago de Compostela. Man kann diesen Weg im Osten Deutschlands von
Görlitz, an der polnischen Grenze, über Bautzen, Wurzen, Leipzig, Merseburg, Freyburg , Weimar bis hin zum Kloster Vacha gehen.
Die Strecke ist durchweg als Jakobsweg
beschildert und auch hier stehen für den Pilger an der Strecke zahlreiche
Pilgerunterkünfte bereit. Der Weg hat in meiner Heimatstadt Merseburg mehrere
Namen: „Salzstraße“, „Via Regia “, „Jakobsweg“, „ Goseweg “, teilweise „B 181“. Mit allen Bezeichnungen wird
ein einziger Weg, in verschiedenen Epochen, nach der Art seiner Nutzung
benannt. Als erster Weg der Jakobuspilger wurde hier 2003 der Ökumenische
Pilgerweg Görlitz- Vacha eröffnet, an dem auch die
Merseburger Neumarktkirche liegt. So ist es zu verstehen, dass man die „Via Regia “ benutzt, gleichzeitig aber den Jakobsweg beschreitet.
Den Jakobsweg gibt es nicht als eindeutig beschreibbare
Weitere Kostenlose Bücher