Jetzt aber Ballett (German Edition)
unbewusst.
Jetzt erst sah Sascha auf.
"Wie ein Mädchen?", fragte er empört, "Wie kommst du denn auf so einen Scheiß? Ich wollte sagen, der sieht aus, wie der geborene Showstar. Genau: Rampensau - stand doch auch hier irgendwo. Und wie wandelbar der ist, unglaublich. Nur weil er sich etwas anders stylt und n icht so 08/15 rumläuft, wie du zum Beispiel, brauchst du doch nicht solche Sprüche ablassen."
*Hab ich irgendwas verpasst? Bin nicht ICH der Freund von Till - und Sascha fand den eigentlich uninteressant?*, dachte sich Andi belustigt und er ahnte auch schon, was als nächstes kommen würde.
"Wann , sagtest du , ist diese Party? Am kommenden Wochenende?", fragte Sascha, "Mir fällt gerade ein, dass ich da doch nichts besseres vorhabe. Und mit solch einem Typen kann ich dich ja schlecht alleine lassen."
"Alles klar", meinte Andi und überhörte großzügig die zweideutige Anspielung , "Das ist übrigens sein Bandkollege ." Er deutete auf ein Bild von John .
" Ghetto-Klamotten", war da s einzige was Sascha dazu sagte und der Ton klang nicht sehr freundlich.
Am späten Nachmittag schafften sie Saschas Sachen von Marinas Wohnung rüber. Andi hatte einen halben Haushalt erwartet, doch es waren nur zwei Reisetaschen voll. Marina war nicht anwesend, aber Sascha hatte ihr einen Zettel hinterlassen und würde sie morgen ja ohnehin wieder im Theater sehen. Andi wollte gar nicht so genau wissen, was Sascha ihr für ein Märchen auftischte.
Sascha wollte früh schlafen gehen, weil der nächste Tag anstrengend werden würde. Es sollte eine in den Tagen zuvor einstudierte Choreografie vor einer Jury aufgeführt werden. Da durfte man sich keine Fehler erlauben.
Mit leuchtenden Augen erklärte er Andi den genauen Ablauf. Er war überhaupt nicht nervös oder aufgeregt, sondern schien es kaum erwarten zu können, dass es endlich losgeht.
"Toi, toi, toi, Sascha. Ich drücke dir die Daumen."
"Also gute Nacht dann", sagte Sascha und ging hinaus, drehte sich in der Tür aber noch mal um, " Ich bin übrigens nicht der Typ, der große Dankesreden hält. Vielleich t werde ich aber bald Gelegenheit haben, mich zu revanchieren. Freunden gegenüber bin ich nicht kleinlich."
Er grinste süß und verschwand.
Andi schaltete den Fernseher an und begann, wild durch die Programme zu zappen. Ab und zu blieb er bei einem Musikvideo länger hängen, aber eigentlich konnte er sich im Moment auf gar nichts richtig konzentrieren.
Am liebsten wäre er jubelnd in die Luft gesprungen. Am Morgen war er noch mit schlotternden Knien zum Theater geschlichen, nur um Sascha von weitem sehen zu können und jetzt muckelte sein Schatz nebenan im Bettchen. Endlich hatte es das Schicksal mal gut mit ihm gemeint.
Plötzlich klingelte das Telefon. Ein Kommilitone wollte dringen d etwas aus dem Seminar wissen - anscheinend ging es um Leben und Tod.
"Moment mal, ich hole meine Aufzeichnungen", sagte Andi, aber im nächsten Moment fiel i h m ein , dass der Hefter im anderen Zimmer lag.
Er überlegte kurz und ging dann in den Flur. Leise öffnete er die Tür und schlich zum Schreibtisch, wo er den Hefter an sich nahm. So sehr er es auch versuchte, er konnte nicht verhindern, dass er zu Sascha sah und langsam zum herüber Bett ging. Das Licht, das durch den Türspalt fiel, ließ gerade die Konturen erkennen.
Langsam streckte Andi seine Hand nach Saschas Gesicht aus und fuhr ihm in einiger Entfernung mit den Fingerspitzen über die Wange, den Mund, die Nase und die Haare. Er wusste selbst nicht, warum er diesem Drang nicht hatte widerstehen können, schlich nun aber mit einer Art Befriedigung hinaus.
"Morgen kommt Knoblauch vor die Tür", hörte Andi hinter sich ein Nuscheln.
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"Wenn es mir da nicht gefällt, dann haue ich einfach ab", sagte Sascha zu Andi, bevor sie den Club betraten.
"Schon klar. Dasselbe gilt übrigens für mich", erwiderte Andi.
*Mal sehen, wer es länger aushält.*
Kaum hatte er den Laden betreten, wäre Andi am liebsten sofort wieder abgehauen, sah er doch tatsächlich eine Tusse mit echtem Pelz auf den Schultern. Wenn Andi etwas aus dem Stand auf 180 brachte, dann war es Tierquälerei - und nichts anderes war Pelzzucht in seinen Augen. Doch bevor sich seine Erregung steigern konnte, fasste ihn jemand an der Schulter.
" He Andi, da bist du ja endlich", sagte Till und umarmte ihn,
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