Jetzt aber Ballett (German Edition)
über den Hals, " Bis dahin durfte ich mir allerdings ein paar blöde Bemerkungen anhören. Deine Zahnste llung ist aber ziemlich perfekt, wie man erkennen konnte."
"Ach, so schlimm? Ich weiß gar nicht, was da in mich gefahren ist. So was hab ich noch nie …"
"OK, dann sind die Fronten geklärt. Du rührst mich nicht an, ich rühr dich nicht an. Ob du an mich denkst, wenn du dir einen schrubbst, ist mir völlig Banane."
Andi musste schlucken.
*Ziemlich direkt, mein Schatz. Aber keine Bange, ich werde denselben Fehler nicht zum zweiten Mal machen. Hoffe ich jedenfalls. Wenn ich dich so anschaue, kann ich allerdings für nichts garantieren. *
"Einverstanden", sagte Andi schließlich, " Es gibt aber einen Haken. Die Miete für die Wohnung ist von meinen Eltern für sechs Monate im Voraus bezahlt worden. Vier Monate sind rum und ich weiß noch nicht, woher danach das Geld kommen soll."
"Sind deine Eltern etwa immer noch sauer?", fragte Sascha kopfschüttelnd.
"Ich habe quasi keinen Kontakt mehr zu ihnen. Mein Bruder hat noch versucht, zwischen uns zu vermitteln, aber das war vergebens."
"Das ist ja dumm", sagte Sascha und schien nachzudenken, "Ich fahre demnächst wieder kurz nach Magdeburg. Soll ich mal versuchen, die Sache gerade zu biegen? "
Andi dachte, er hört nicht richtig.
"Nein, du kennst meine Eltern nicht, das wäre völlig zwecklos. Die denken doch, du bist mein … äh … na, dass wir miteinander … du weißt schon."
"Deine Mutter mag doch sicher Blumen. Welche Sorte ganz besonders?", fragte Sascha, als hätte er Andis Worte gar nicht wahrgenommen.
"Ohne Scheiß, bitte lass es", flehte Andi nun eindringlich.
"Vertrau mir, ich kriege jeden um den Finger gewickelt. Wäre doch geil, wenn uns deine Alten die Bude bezahlen würden, oder etwa nicht?" , sagte Sascha zwinkernd und ließ einen besitzergreifenden Blick durchs Zimmer wandern.
Andi sprang empört auf.
"Versprich mir, dass du nicht zu meinen Eltern gehst!"
"Ist doch schon gut", beschwichtigte Sascha, "War ja nur ein Vorschlag."
*Das war kein Vorschlag, sondern ein Ans chlag - auf meine Nerven* , dachte Andi, während er sich wieder hinsetzte.
Hastig hob er die Cola zum Mund und schüttete sich die Hälfte übers T-Shirt.
"Mist!"
"Mach ich dich nervös?", frotzelte Sascha.
"Quatsch", sagte Andi und stand auf, um sich ein neues T-Shirt zu holen.
Dabei stieß er gegen den Tisch, was nun auch Saschas Cola zu Fall brachte, die sich schäumend auf der Tischdecke ergoss.
"Ich sage nichts", meinte Sascha und versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken, was ihm aber nicht gelang.
"Danke, sehr rücksichtsvoll."
Nachdem er das Malheur beseitigt und sich umgezogen hatte, suchte Andi in mehreren Schubladen die Flyer der verschiedenen Restaurants zusammen.
"Also, hast du dich nun schon entschieden, was wir zu essen bestellen wollen?" fragte er, während er den Inhalt einer Schublade auf den Tisch schüttete, "Mist, alles durcheinander."
"Nun mach doch nicht so einen Aufstand. Hier war doch gleich um die Ecke ein Dönerstand. Hol doch einfach von dort zwei Teilchen und gut ist. Wer weiß, wie lange die Lieferung sonst dauert. Ich muss auch noch meine Sachen von Marina holen - und zwar bevor die Kerzen brennen."
Also machte sich Andi auf die Socken.
Als er wieder kam, sah er Sascha in einem Hefter lesen, der sich in der ausgeschütteten Schublade befunden hatte.
"Ach das ist diese Band Chicago Motel , von der ich dir vorhin erzählt hatte. Ich hab da ein paar Bilder und Zeitungsausschnitte gesammelt", erklärte Andi, aber Sascha reagierte nicht.
"Hörst du?"
"Jaha - und ich habe selbst Augen im Kopf und kann lesen ", antwortete Sascha schließlich, ohne dabei aber aufzublicken.
Andi legte die Döner auf den Tisch und setzte sich. Er betrachtete Sascha von der Seite , der völlig versunken schien.
*Wie gerne würde ich jetzt zubeißen.*
Sascha saß etwas nach vorne gebeugt und musste immer wieder seine blonden Haare zurückstreifen. Die Art, wie er unbewusst seine Schultern und den Hals gerade hielt, während jeder andere Mensch in dieser Position etwas zusammensinken würde, verrieten den ausgebildeten Tänzer.
Andi konnte sich gar nicht satt sehen. Er beobachtete fasziniert jeden Wimpernschlag und jedes kleine Zucken der weichen, roten Lippen.
"Das ist also dieser Till ", kam irgendwann aus eben jenen Lippen hervor, "Der siehst aus …"
"Wie ein Mädchen", ergänzte Andi fast
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