Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings
tragfähige Alternative vorhanden ist – selbst wenn die Fortsetzung des gegenwärtigen Kurses ganz klar sinnlos ist. Bewertet man ein Projekt ausschließlich nach internen Vergleichsgrößen, ist ein rechtzeitiger Ausstieg unwahrscheinlich. Jemand muss beauftragt werden, Alternativen zu erkennen und im Auge zu behalten, wann sich für sie ein Zeitfenster öffnet und schließt .
Timing von Kosten und Nutzen: Wenn wir von Kosten und Nutzen eines Ausstiegs sprechen, denken wir gewöhnlich an Art und Umfang.Welche Kosten und welchen Nutzen erwarten wir? Werden sie groß oder klein ausfallen? Eine Timinganalyse fügt eine dritte Erwägung hinzu: Wann werden sie auftreten? Wenn die meisten Kosten eines Projekts am Anfang anfallen, der größte Nutzen aber erst am Ende zu erwarten ist, dürfte ein rechtzeitiger Ausstieg schwierig sein. Manager sind dann versucht, auf den Nutzen zu warten, und sei es auch nur, um die bereits angefallenen Kosten zu rechtfertigen. Als Lösung bietet sich an, das Projekt möglichst so zu strukturieren, dass der Nutzen den Kosten unmittelbar folgt.
Die meisten Diskussionen über einen Ausstieg beziehen auch Abschlusskosten ein (als ob schon dieser Begriff das Timing in Betracht zöge). Wir dürfen nicht vergessen zu fragen, wie hoch die Abschlusskosten an jedem zukünftigen Punkt sein werden und wie sie dann zu bewerten sind. Kosten, die in guten Zeiten annehmbar sind, können in schlechten Zeiten zu hoch sein. 13
Zeitmuster von Erfolg und Scheitern. Könnte ein Projekt anfängliche Zeichen von Erfolg zeigen, aber dann zum Stillstand kommen? Wenn ja, kann man leicht in eine Falle tappen. Der britische Philosoph und Sozialkritiker Bertrand Russell erklärte einmal, frühe religiöse Erfahrung sei nicht deshalb wichtig, weil sie religiös sei, sondern weil sie früh sei. Das Gleiche gilt für frühen Erfolg. Er hat die Macht, uns in seinen Bann zu ziehen und so lange bei der Stange zu halten, bis wir wie ein Spieler an Glücksspielautomaten alles verloren haben. Manager sollten die Form möglicher Zeitmuster von Erfolg und Scheitern vorhersehen, die mit ihren Projekten einhergehen, und besprechen, wie jedes einzelne zu einem Timingfehler führen könnte. Diese Diskussionen sollten frühzeitig stattfinden, bevor Probleme auftreten.
Motivationswandel im Laufe der Zeit. Im Laufe der Zeit kann es zu einem Motivationswandel kommen: Aus Gewinnstreben wird Verlustvermeidung, wie das Beispiel »Die Dollarauktion« illustriert.
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Die Dollarauktion 14
Halten Sie einen Dollarschein hoch und verkünden Sie, dass Sie ihn an den Meistbietenden versteigern. Als Einziges fügen Sie noch hinzu, dass auch der Verlierer zahlen muss. Das Anfangsgebot sind 10 Cent. Okay, sagen Sie in bester Auktionatormanier, wer gibt 10 Cent für einen Dollar. Zehn Cent für einen Dollar?
Wenn jemand dumm genug ist, anzufangen, und ein anderer noch dümmer ist, mitzuhalten, werden die Gebote sich hochschaukeln. Je näher die Gebote sich einem Dollar nähern, umso mehr wird dem Verlierer klar werden, dass er mehr als gedacht verliert, aber nichts gewinnt, wenn er sein Gebot nicht erhöht. An diesem Punkt tritt anstelle des Motivs, den Gewinn zu maximieren, das Motiv, Verluste zu vermeiden. Um also Verluste zu vermeiden, erhöht er sein Gebot. Im Ergebnis gehen die Gebote häufig über einen Dollar hinaus, manchmal sogar um ein Beträchtliches.
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Bei genauerem Hinsehen herrscht diese Dynamik in vielen Geschäftssituationen auf schnelllebigen Märkten und in Branchen mit starker Konkurrenz, wo Dinge sich rasant ändern. Wir investieren in eine Immobilie in der Hoffnung, Gewinn zu machen, aber dann platzt die Blase, und wir sind nur noch bedacht, einen Totalverlust zu vermeiden.
Schuldzuweisung und Verantwortung: Was ist mit der Schuldzuweisung, wenn zu gegebener Zeit die Ausstiegsentscheidung fällt? Selbstverständlich drängt sich die Frage auf: Wer wird zur Verantwortung gezogen? Aber es geht nicht nur darum, wer die Verantwortung trägt, sondern auch um die Gesamtsituation, in der sich die Verantwortlichen gerade befinden, wenn ein Ausstieg unumgänglich ist. Wenn alles andere gut läuft, wird es ihnen leichter fallen, Verantwortung für das zu übernehmen, was nicht funktioniert. In schlechten Zeiten jedoch werden sie vermutlich eine Ausstiegsentscheidung in der Hoffnung auf eine Besserung der Lage hinauszögern. Deshalbmüssen wir im Voraus den Kontext bedenken, in dem eine Ausstiegsentscheidung notwendig wird. Sonst
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