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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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so mit, oder soll ich mich noch umziehen?«, fragte er. Wir lachten. »Von mir aus kannst du gern so bleiben«, sagte ich. Die Fahrt in den Ort dauerte nur ein paar Minuten. Tim parkte den Wagen auf einem Platz nah am Fluss. »Da vorn fährt die Fähre rüber nach Portugal. Ist ein schöner Ausflug.« Auf dem Wasser spiegelten sich die Lichter der Stadt am anderen Ufer. »Aber jetzt zeige ich dir erst einmal Ayamonte bei Nacht.« Er bot mir seinen Arm, und ich hakte mich bei ihm unter. Neben ihm kam ich mir winzig vor. Er war mindestens einen Kopf größer als Knut. Blöder Gedanke.
    Wir schlenderten gemächlich durch malerische Gässchen. Kleine Boutiquen wechselten ab mit Schuhgeschäften und Banken, dann gab es Geschäfte für Möbel und Design, dazwischen Cafés und Restaurants. »Die meisten Läden haben bis acht auf«, erklärte Tim. »Wenn die zumachen, öffnen die Restaurants. Die Andalusier gehen erst spät essen.« Wir kamen an einen Platz, dessen Schönheit mir fast den Atem verschlug. Im Licht von Laternen, die aus einem früheren Jahrhundert hätten stammen können, umstanden große Palmen und Bänke aus bunten glänzenden Kacheln eine Marienstatue. Die Plaza de la Laguna selbst war mit einem Mosaik gepflastert. Aber es waren vor allem die bemalten Kacheln, die es mir antaten – so etwas hatte ich noch nie gesehen. »Schön, nicht?« Tim hörte sich ein bisschen so an, als habe er persönlich diesen Platz angelegt. »Das ist alles erst vor ein paar Jahren aufwendig restauriert worden.« Ich würde auf jeden Fall tagsüber wieder herkommen, um mir das in Ruhe anzusehen. »Können wir vielleicht irgendwo reingehen? Mir frieren die Füße ab.« – »Aber sicher, gnädige Frau, Ihr Wunsch ist mir Befehl.«
    »Tasca« stand an der Tür des kleinen Restaurants. Drinnen zog ich spontan den Kopf ein, obwohl das überhaupt nicht nötig war. Mit Naturstein besetzte Bögen unterteilten den langen Raum wie ein altes Kellergewölbe. Auch ein Teil der Wände war aus grobem Stein gemauert und geschickt indirekt beleuchtet. Kleine Tische samt Holzstühlen mit Sitzflächen aus Korbgeflecht standen in langer Reihe. Sehr rustikal, aber auch sehr gemütlich. Auf allen Tischen brannten Kerzen, an einer Wand hing ein breiter Spiegel mit vergoldetem Rahmen, in dem sich ihr warmes Licht spiegelte. »Hola Tim, qué tal?« Ein kleiner Mann im schwarzen Hemd kam auf uns zu, klopfte Tim mit der Faust auf die Brust und streckte mir die Hand entgegen. »Hola Fabio, es Lilli, una amiga de Alemania. Lilli, das ist Fabio, der Chef hier.« – »Bienvenida, Lilli«, sagte Fabio und lächelte so breit, als wäre ich eine lang vermisste Freundin.
    »Du sprichst Spanisch?«, fragte ich Tim, sobald wir an einem der Tische saßen. – »Nur ein paar Brocken. Mit Fabio rede ich meistens englisch; seine Frau ist Irin – dahinten die Blonde, das ist sie – und er selbst übrigens Italiener. Aber es gibt spanische Küche.« Wir bestellten eine Auswahl von Tapas und dazu einen Rioja.
    Ich schwärmte Tim von dem Licht und dem Blick auf den Fluss vor. »Das ist hier ja nicht ohne Grund die Costa de la Luz, die Küste des Lichts«, meinte er. »Wie lange leben deine Freunde schon hier?« Das war vielleicht nicht die klügste Frage. »Fast zehn Jahre«, setzte Tim an, um die nächste halbe Stunde in aller Ausführlichkeit über Jörg und Vera und ihr Tierheim zu berichten. So genau hatte ich es eigentlich gar nicht wissen wollen. Nach einer Weile hörte ich nur noch mit halbem Ohr zu und konzentrierte mich lieber auf die Leckereien, die Fabios Frau nach und nach an den Tisch brachte. Champignons, gefüllt mit Schinken vom schwarzen Schwein und Camembert, kleine Pasteten mit einer feinen Fischfüllung, dann Thunfischsteaks mit knallgrüner Kräutersoße.
    Frischer Thunfisch. Den hatte ich ewig nicht gegessen. Eigentlich überhaupt nur einmal. Damals auf Mallorca, in dem Urlaub mit Tina, in dem ich mit Knut zusammengekommen war. Ich erinnerte mich noch genau an die kleine Tapasbar in Cala Ratjada, in der … stopp. So ging das nicht. Dies war nun wirklich nicht der rechte Moment, um an alte Zeiten zu denken. Schließlich saß ich gerade bei Kerzenlicht in einem romantischen kleinen Restaurant mit einem phantastisch aussehenden Mann, der mir mit glühenden Augen, nun ja, von einer Quarantänestation für kranke Katzen erzählte. Meine Gedanken schweiften erneut ab.
    Knut war damals so wahnsinnig schüchtern gewesen. Was natürlich auch daran lag,

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