Jetzt ist gut, Knut (German Edition)
davon abhängig machen, was Knut tut oder nicht tut. Selbst wenn er morgen in der Tür stünde und zurückkommen wollte, würde das an meiner Entscheidung nichts mehr ändern. Wenn ich erst einmal mein eigenes Leben habe, in der Wohnung meiner Träume, dann findet sich auch alles andere. Das fühle ich. Wenn Knut und ich uns nächstes Wochenende treffen, dann ist mit ein bisschen Glück schon alles in trockenen Tüchern. Marie-Anne sagt, wir können den wesentlichen Teil ganz schnell und unbürokratisch regeln. Dass ich sie wegen meines Namens angeschwindelt habe, fand sie nicht schlimm. Ich bin so froh, dass ich sie kenne. Ohne Marie-Anne hätte ich niemals so viel Mut. Und schon gar nicht die Aussicht auf eine so tolle Wohnung.
Knut hat gestern Abend angerufen. Na also. Es war schon sehr merkwürdig, seine Stimme zu hören. Kann man nach so kurzer Zeit schon den Klang einer vertrauten Stimme vergessen haben? Scheint so. Am Samstag werden wir ins »Schöne Aussichten« gehen. Den Treffpunkt habe ich vorgeschlagen (keine Ahnung, ob Knut den Hintersinn versteht, vermutlich nicht). Und da werde ich ihm vom Loft erzählen. Dann wird er merken, dass ich kein kleines braves Frauchen bin, das heulend auf die Rückkehr des reuigen Gatten wartet. Übrigens hätte ich nie gedacht, dass ich mich mal über unseren Ehevertrag freuen würde. Auf dem hat Knut damals bestanden. »Dann kann deine Mutter wenigstens nicht behaupten, ich wäre auf dein Erbe scharf«, hat er gesagt. Mir war es gleich. Aber jetzt bin ich schon froh, dass ich meinen Gewinn nicht mit ihm teilen muss, wenn wir uns scheiden lassen.
Best-of 2:
Im Sender gehen Gerüchte um, dass die Berger uns verlässt. Keiner weiß was Genaues, aber angeblich hat sie Zoff mit dem Programmdirektor (vielleicht wegen des Tangas?) und sich beim WDR beworben. Mögen die Götter geben, dass es stimmt und die lieben Leute vom WDR sie uns abnehmen!
Worst-of:
Julia hat auch angerufen. In zwei Wochen will sie Herkules holen. Ich werde das kleine Monster ganz schön vermissen.
Am Telefon war sie wie immer – kurz angebunden, geschäftsmäßig. Ich habe ihr nicht gesagt, was hier bei uns los ist. Keine Ahnung, ob sie zwischendurch mit ihrem Vater gesprochen hat. Wenn ja, dann hat er ihr offenbar auch nichts erzählt. Wir sind schon eine tolle Familie – geradezu ein Musterbeispiel für Offenheit und Gesprächsfähigkeit …
Zweihundertfünfzigtausend Euro. Mein Finger schwebte seit geraumer Zeit über der Bestätigungstaste, mit der ich die Überweisung abschließen musste. Ich würde noch einen Krampf bekommen. Nun mach schon, Lilli. Der feine Klickton der Taste erschien mir völlig unangemessen für eine so große Summe. »Ihre Überweisung wurde angenommen.« Geschafft. Ich atmete tief durch und gab den Befehl zum Drucken des Belegs. So. Jetzt duschen, schönmachen und dann auf zum Loft. Dort würde ich Marie-Anne den Beleg geben, die Schlüssel in Empfang nehmen und mit ihr zum Notar fahren.
Ich war mit der Körperlotion beim zweiten Bein angekommen, als Herkules zu kläffen begann und ich hörte, dass sich der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür drehte. Vor Schreck fiel mir die Flasche mit der Lotion aus der Hand. Ach du großer Mist. An alles hatte ich gedacht, aber nicht daran, dass Knut ausgerechnet jetzt hier auftauchen könnte. Was wollte er? Morgens war ich für Herkules zuständig, seinetwegen kam er nicht. Knut konnte natürlich nicht ahnen, dass ich zu Hause war. Normalerweise wäre ich jetzt, um neun Uhr, schon auf dem Weg zum Sender gewesen. Aber Frau Wichtig-Berger hatte heute frei, und ich würde erst nach dem Termin beim Notar ins Büro fahren. Ich cremte schnell zu Ende und griff nach meinem Bademantel. Dann ließ ich mich auf die Toilette sinken. Nein. Seit Wochen hatte ich Knut nicht gesehen. Ich wollte ihm jetzt nicht begegnen. Einfach so, völlig unvorbereitet, in meinem alten Bademantel. Wenn ich mich ganz ruhig verhielt, dann würde er mit ein bisschen Glück gar nicht merken, dass ich in der Wohnung war. Vorausgesetzt, er musste nicht gerade jetzt auf die Toilette. Ich betete zu seiner Blase und spitzte die Ohren.
Knut redete mit dem Hund. Dann hörte ich ein schleifendes Geräusch aus dem Wohnzimmer, gefolgt von Rascheln und leisem Fluchen. Er war an der Kommode, in der wir unseren Papierkram aufbewahrten. Die oberste Schublade klemmte beim Zuschieben. Was mochte er suchen? Scheiße! Plötzlich wurde mir klar, was er finden konnte. Auf der
Weitere Kostenlose Bücher