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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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Kommode lag der Überweisungsbeleg. In der nächsten Sekunde war ich aufgesprungen und rannte ins Wohnzimmer.
    Es ist schon merkwürdig, was für Kapriolen ein Hirn im Stress schlägt. Knut stand mitten im Zimmer, den verräterischen Beleg in der Hand. Mein erster Gedanke hätte sein müssen: Zu spät. Aber ich dachte: Ein guter Hahn wird nicht fett. Blöd, oder? Knut hatte locker zehn Kilo abgenommen. Er sah müde aus. Und er stand da wie in den Boden geschraubt. Die blassgrünen Augen weit aufgerissen, den Mund leicht geöffnet. Als wäre ihm ein Geist erschienen. »Hallo, Knut.« Er schloss den Mund, machte ihn aber leider gleich wieder auf. »Was ist das?« Die Worte kamen heraus wie brechendes Eis. Er hielt mir das verdammte Stück Papier entgegen wie der Chefankläger höchstpersönlich. Wie in einem amerikanischen Gerichtsdrama. Nach kurzem Räuspern gelang es mir, in sehr sachlichem Ton zu sagen: »Darüber möchte ich am Samstag mit dir reden.« Ich war stolz auf mich.
    Als hätte ich gar nichts gesagt, wiederholte Knut: »Ich will sofort wissen, was das ist.« – »Das siehst du doch. Eine Überweisung. Von einem Konto, das dich nichts angeht.« Eis klirren lassen konnte auch ich. – »Du kaufst eine Wohnung, und das geht mich nichts an?« – »Ganz genau.« – »Mein Gott, Lilli.« Mit einem tiefen Seufzen ging er zum Sofa, ließ sich neben Herkules fallen und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Starrte wieder auf den Beleg. Als Verwendungszweck hatte ich »Meine Traumwohnung« geschrieben. – »Bitte erklär mir das.« – »Ich soll hier Erklärungen abgeben? Du verschwindest ohne ein Wort, verweigerst wochenlang jedes Gespräch, und jetzt redest du in diesem Ton mit mir? Ich muss dir gar nichts erklären!« Mangels Absatz, auf dem ich mich hätte umdrehen können, rauschte ich auf nackten Füßen zurück ins Badezimmer und schlug die Tür zu.
    Knut kam mir nach. »Lilli!«, rief er durch die geschlossene Tür. »Das ist ein ganz gewöhnliches Privatkonto, auf das du das Geld überweist, kein Notaranderkonto. Wo hast du den Kaufvertrag? Und wer ist diese Marie-Anne Dupont?« Was zum Teufel war ein Notaranderkonto? Nie gehört. »Nicht, dass dich das etwas anginge, aber das ist eine sehr gute Freundin von mir. Du bist hier nicht der Einzige, der eine neue Freundin hat.« Ich saß auf dem Rand der Badewanne und fand die Situation ausgesprochen bizarr. »Du hast irgendeiner Freundin zweihundertfünfzigtausend Euro überwiesen? Ist die Frau Notarin?« Über meinen kleinen Seitenhieb ging er einfach hinweg.
    Was hatte er denn immer mit der Überweisung? Wieso fragte er nicht, woher das Geld kam? Knut klopfte jetzt an die Tür. »Lilli, das kommt mir komisch vor, erklär mir das. Und mach endlich die verdammte Tür auf!« Ich sah auf meine Armbanduhr, die noch auf der Ablage vor dem Spiegel lag. Schon zwanzig nach neun. Meine Zeit wurde knapp. Ich riss die Tür auf und blaffte Knut an. »Da ist überhaupt nichts komisch. Ich habe das Geld überwiesen, in eineinhalb Stunden wird beim Notar alles unterschrieben, übernächste Woche ziehe ich um, und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich muss mich anziehen.« – »Ich komme mit.« – »Wie bitte?« – »Ich gehe mit zum Notar. Hier stimmt was nicht.« – »Ganz richtig, Knut! Hier stimmt eine Menge nicht, vor allem nicht mit dir! Du platzt hier rein, liest meine Unterlagen und mischst dich in meine Angelegenheiten. Was bildest du dir eigentlich ein?« Lilli Karg, die Gladiatorin in Blümchenfrottee. – »Ich bin dein Mann.« Plötzlich hing da dieser kleine Satz zwischen uns in der Luft. Knut sah mich mit einem unendlich traurigen Blick an. Und sagte noch einmal mit leiser, trüber Stimme: »Ich bin doch dein Mann.« – »Bist du das?«, fragte ich genauso leise.
    Dann ging ich langsam ins Schlafzimmer. Ich hatte es mir so schön vorgestellt, mich für diesen Tag umzuziehen. Aber als ich jetzt vorsichtig die feinen Seidenstrümpfe über meine Beine zog, in ein anthrazitfarbenes Kostüm von Escada schlüpfte, die passende hellrote Bluse anzog und die blonde Perücke frisierte, fühlte ich mich elend. Was war mit mir los? Ich würde mir doch wohl nicht meine Vorfreude von Knuts Dackelblick kaputtmachen lassen? Wie konnte er es überhaupt wagen, so zu gucken, nach allem, was er mir angetan hatte? Trotzig schminkte ich mich, trug hellroten Lippenstift auf, schlüpfte in meine hellgrauen Lederstiefel. Wieder sah ich auf die Uhr. Ich brauchte ein Taxi. Knut

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