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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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stand mit hängenden Armen im Rahmen der Wohnzimmertür. Erstaunen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er mich in meinem Lillian-Aufzug sah, aber er sagte kein Wort. Ich bestellte den Wagen. »Lilli, bitte, lass uns reden.« Jetzt? Ganz sicher nicht. »Gib mir den Beleg!« Er gab ihn mir, ich faltete ihn, steckte ihn in meine Gucci und ging zur Tür. Knut folgte mir wie ein Schatten. Schweigend warteten wir vor dem Haus auf das Taxi. Ich drehte mich zu ihm um. »Bitte, Knut, das ist ganz allein meine Sache. Lass uns am Samstag in Ruhe reden.« – »Nein. Ich fahre jetzt mit dir oder ich fahre dir nach. Du kannst es dir aussuchen.« Ich zuckte die Achseln. Er mochte abgenommen habe, aber er war immer noch so stur wie ein Bison. Ich stieg vorn ein, er hinten.
    Eine gute Stunde später wählte ich vor dem Marco Polo Tower zum hundertsten Mal die Nummer von Marie-Anne. Sie war jetzt eine Dreiviertelstunde zu spät. Hatte ich mich im Termin vertan? Nein, ich war mir sicher, dass wir für heute um elf Uhr verabredet waren. Wo steckte sie? Warum ging sie nicht an ihr Telefon? Und warum stand der Name Luise von Berg, Marie-Annes Patientin, auf keinem der Klingelschilder? Knut lehnte zwanzig Meter von mir entfernt an einer Mauer und sah wortlos zu, wie ich mit dem Handy hin und her lief. Hoffentlich hatte Marie-Anne keinen Unfall.
    »Wo ist denn überhaupt diese Wohnung?«, fragte Knut schließlich. »Hier, im sechsten Stock«, sagte ich unwillig. – »Eine Wohnung für zweihundertfünfzigtausend Euro? Hier?« Wenn er die Augenbrauen noch ein bisschen höher zog, würden sie in seinem Haaransatz verschwinden. Nur seine Unkerei war schuld daran, dass sich erste kleine Zweifel in mir ausbreiten wollten wie Hautausschlag. Aber das ließ ich nicht zu. Ich vertraute Marie-Anne. Es gab eine ganz natürliche Erklärung dafür, dass sie noch nicht hier war. Ganz bestimmt. Nach einer weiteren halben Stunde war ich völlig durchgefroren und den Tränen nah. »Na komm, lass uns erst einmal einen Kaffee trinken gehen.« Knuts Stimme war ganz sanft.
    »Ich verstehe das nicht!« Wir saßen im Bistro des »Carls«. Da vorn an dem Tisch hatten Marie-Anne und ich gesessen, als sie mir von der Wohnung erzählte. Ihr heiseres Lachen klang mir noch in den Ohren. Das hatte ich doch nicht geträumt. Genauso wenig wie die Besichtigung, das Dossier und alles andere. Der Mann mit der roten gestreiften Schürze hinter der Bar war derselbe wie neulich. Ich erinnerte mich genau. Knut bestellte für mich Cognac zum Kaffee. Schon merkwürdig. Wir saßen hier wie in alten Zeiten. Als hätte es die vergangenen Wochen nicht gegeben. »Wir könnten nach dem Kaffee zur Wohnung deiner Freundin fahren. Vielleicht ist was mit ihrem Telefon nicht in Ordnung.« Genau. Das könnten wir machen.
    Es gab da nur ein kleines Problem. Ich hatte keine Ahnung, wo sie wohnte. Irgendwo in Winterhude. Da, wo auch ungefähr fünfzigtausend andere Leute wohnten. Mir wurde schlecht. Knut blieb ruhig. »Und wo arbeitet sie?« Immerhin das konnte ich ihm sagen. »Sie ist selbständig. Als Psychologin.« – »Weißt du, wo ihre Praxis ist?« Leider nein. Ich schüttelte den Kopf. »Was weißt du überhaupt über deine neue Freundin?« Tja. Dass sie toll zuhören konnte. Dass sie mich für intelligent, gutaussehend und stilvoll hielt. Dass sie selbst elegant und eloquent war und eine entfernte Ähnlichkeit mit Audrey Hepburn hatte. »Sie ist vor kurzem aus München nach Hamburg gezogen. Und sie hat eine Schwester.« Warum war mir nie aufgefallen, wie wenig ich Marie-Anne kannte?
    »Versuch, die Überweisung rückgängig zu machen. Nur sicherheitshalber.« Knut sprach zu mir wie zu einem kranken Kind. »Lilli, wenn ich dich richtig verstehe, hast du keinen Kaufvertrag. Es könnte sein, dass du einer Betrügerin aufgesessen bist. Vielleicht habe ich ja unrecht. Wenn alles in Ordnung sein sollte und deine Marie-Anne sich gemeldet hat und du diese Wohnung unbedingt haben willst, dann überweist du das Geld eben noch einmal. Dann aber auf ein Notaranderkonto.« Schon wieder dieses Wort. »Das ist ein Konto, das ein Notar einrichtet, um das Geld für Dritte so lange zu verwahren, bis alle Papiere in Ordnung sind«, erklärte er mir geduldig und bestellte die Rechnung. Besserwisser. – »Woher weißt du so was?« – »Falls du dich erinnerst – wir wollten mal ein Haus kaufen. Da hab ich mich natürlich informiert.«
    Zwei Stunden später heulte ich in unserer Wohnung Rotz und

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