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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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über mir entlud. Ich hörte ihn zetern und dachte: Er meint Michaela, das ist doch klar. Aber eigentlich meint er auch Lillian. Dabei hat er sie nur einmal gesehen. Lillian ist doch gar nicht hier. Die kommt nur ab und zu vorbei; immer dann, wenn ich das Kompostklo benutzen muss. Dann wieder fragte ich mich, in was für ein schlechtes Theaterstück ich hier eigentlich geraten war.
    Irgendwann merkte Tim, dass ich auf sein Gebrüll nicht reagierte. Mitten in einer Tirade über die Hungersnot in Afrika brach er plötzlich ab, sank in den Sessel am Kamin und verfiel in dumpfes Brüten. Ich sagte noch immer kein Wort. Minuten vergingen. Im Kamin war das Feuer zu einem kleinen Häufchen Glut zusammengefallen. Er rührte sich nicht, um es wieder zu entfachen. Über uns knallte ein gewaltiger Donner, gleich darauf trommelte wieder Regen aufs Dach. Tim löste sich aus seiner Erstarrung. »Ich brauch frische Luft.« Er stand auf, nahm die Wetterjacke vom Haken neben der Tür und ging hinaus in das Unwetter.
    Anfangs wollte ich ihm nachlaufen. Doch der Impuls ging schnell vorbei. Sollte er sich allein abkühlen. Ich hatte keine Lust auf einen Schnupfen. Stattdessen brachte ich das Feuer wieder in Gang, kochte Tee und zwang mich dazu nachzudenken. Ernsthaft nachzudenken. Zu meiner eigenen Überraschung war ich nicht sauer auf Tim. Er tat mir leid. Die Verletzung, die diese Michaela ihm zugefügt hatte, war offensichtlich noch viel tiefer, als ich bisher begriffen hatte. Ab und zu drangen von draußen Geräusche zu mir. Eine Autotür schlug zu, der Transporter startete, Vera rief Jörg etwas zu, die Hunde bellten.
    Hatte Tim recht mit seinen Vorwürfen? Ein bisschen. Ich war wohl wirklich ziemlich egoistisch in letzter Zeit. Um ganz ehrlich zu sein: An arme Kinder in Afrika hatte ich schon ewig nicht mehr gedacht. Aber verdammt, ich war Lilli, nicht Tim. Es fiel mir nicht leicht, aber im Laufe dieses langen düsteren Tages gestand ich mir ein, was mir längst hätte klar sein müssen: Tim und ich passten so gut zusammen wie der Papst und Alice Schwarzer. Die Frage war nur, warum ich dann hier war. Ups. Den Papst sollte ich aus meinem Vergleich wohl streichen.
    Das Grau des Tages war schon in die Schwärze der Nacht übergegangen, als Tim zurückkam. Mit nassem Haar und unsicherem Blick stand er vor mir. Nichts war übrig geblieben von dem zornigen Richter, der sich am Morgen über mich erhoben hatte. Die Stimme ein einziges Flüstern. »Es tut mir so leid, Lilli.« – »Schon gut. Möchtest du einen Tee? Oder lieber Wein?« – »Wein.« Er schlich zur Sitzecke und begann schon zu reden, ehe ich mit der Flasche bei ihm war. »Die Frau holt mich immer wieder ein, hört das denn nie auf?« Er stöhnte. Ich stellte den Wein auf den Tisch und setzte mich. »Michaelas Hang zur Schickeria hat alles kaputtgemacht. Ich raste einfach aus, wenn ich nur daran denke. Und als du diese Wohnung beschrieben hast, da war alles wieder da. Es war, als hörte ich sie.« Er schenkte sich ein. »Ständig hat sie von so etwas geredet. Und ich dachte doch, du wärst ganz anders. Eine normale, einfache Frau. Du wohnst in Niendorf, verdammt noch mal, in einem Wohnblock! Wie hätte ich denn ahnen können, dass du auch so bist?«
    Ich zog die Beine unter mich, drehte mich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. »Ich weiß gar nicht, wie ich bin, Tim. Aber die Frau, die du suchst, die bin ich wohl nicht. Und daran ist nicht das Kompostklo schuld.« Er öffnete den Mund zu einer Entgegnung. »Nein, lass mich ausreden. Ich mag schöne Dinge, das stimmt. Ich habe Träume, mit denen du bestimmt nichts anfangen kannst. Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen. Deswegen bin ich noch längst nicht wie deine Michaela.« Das hoffte ich jedenfalls. »Und du bist nicht der Einzige, der sich ein falsches Bild gemacht hat.« Ich atmete tief durch. »Obwohl du mit mir über deine Wölfe gesprochen hast, obwohl ich weiß, dass du nach Österreich willst, obwohl ich weiß, dass du von der Vorstellung begeistert bist, einsam und allein in der Natur zu leben wie dieser Wolfsjunge, habe ich dich in meinem Kopf immer noch in Hamburg gesehen. Da, wo ich dich haben wollte.« – »Lilli, ich …« – »Warte, ich bin noch nicht fertig. Ich hab den ganzen Tag darüber nachgedacht. Ich hab mich gefragt, warum ich ignoriert hab, wie gegensätzlich wir sind, warum ich mir etwas vorgemacht und trotzdem wieder hergekommen bin.« Mein Gesicht verzog sich zu einem breiten

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