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Jetzt mal Butter bei die Fische

Jetzt mal Butter bei die Fische

Titel: Jetzt mal Butter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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seine Lebensqualität davon abhing, entschied er sich spontan, seine Arbeitszeit zu reduzieren und sich mehr Zeit »zum Leben« zu nehmen. Ihm half das Konzept der produktiven Leere, und er untersuchte seine Wünsche und Bedürfnisse in allen Bereichen seines Lebens. Für ihn war es eine ganz neue Erfahrung, sich auf die Suche nach etwas zu machen, von dem er kein Bild oder Konzept im Kopf hatte. Er entschied sich dafür, erst einmal gar keine Entscheidungen zu treffen, wie es beruflich weitergehen sollte. Ich bestärkte ihn darin, alles zu lassen, wie es war, bis er Antworten gefunden hatte, von denen er überzeugt war. Tatsächlich dauerte es über ein Jahr, bis Norbert klar wurde, wie er sein juristisches Know-how in einem für ihn viel befriedigenderen Feld einsetzen wollte: Er wurde Mediator für Menschen in Trennungsprozessen.
    Geht es Ihnen ähnlich wie Norbert? Fällt es Ihnen generell schwer zu sagen, was Sie wollen und brauchen – nicht nur in Momenten, in denen Sie sich innerlich zerrissen fühlen zwischen verschiedenen Wünschen, Ängsten und Widerständen?
    Dann ist es besonders wichtig, dass Sie lernen, sich Leerzeit und -raum zu geben und Erwartungen an sich selbst herunterzuschrauben. Was ich immer wieder betone, ist für Sie ganz besonders wichtig: Jeder Druck ist kontraproduktiv und wird Sie nicht weiter bringen! Wenn Sie sich auf die Suche nach Ihren eigenen Antworten begeben wollen, ist dies ein Projekt für Monate, vielleicht sogar Jahre. Es führt kein Weg daran vorbei, dass Sie sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzen; für diesen Weg gibt es keine Abkürzungen. Wenn Sie glauben, nicht die nötige Geduld und Konzentration dafür aufbringen zu können, ist möglicherweise eine Psychotherapie eine sinnvolle Unterstützung.
    Achtung Stolperstein! Wenn Sie nicht wissen, was Sie wollen, sollten Sie sich vielleicht – wie Norbert – erst einmal gar nicht entscheiden und alles lassen, wie es ist. Aktionismus hilft selten, die richtige Richtung zu finden. Von Mark Twain stammt der wunderbare Satz »Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.« So ein Vorgehen klingt nicht sonderlich klug, oder?
Über das Suchen
    In diesem Kapitel über den ersten Schritt zur Landkarte der Interessen geht es ja hauptsächlich um das Suchen – in Ihrem Herzen, in Ihrer Vergangenheit und in inspirierenden Umgebungen. Deshalb möchte ich zum Schluss noch einige Sätze dazu sagen:
    Egal, ob wir im Internet eine Information suchen oder im Job eine Lösung für ein Problem – es muss fast ausnahmslos schnell gehen. Effizienz steht für uns über allem. Kein Wunder, wenn wir darauf drängen, dass auch unsere berufliche Neuorientierung oder andere persönliche Veränderungsprozesse vor allem schnell über die Bühne gehen sollen. Eine der ersten Fragen von Menschen, die mich wegen eines Coachings kontaktieren, lautet: »Wie lange wird es denn dauern?« Und darin schwingt meistens mit: »Hoffentlich nicht zu lange!«
    Was wir kaum noch kennen, ist eine »Kultur der guten Suche«. Die Vorstellung ist uns fremd geworden, dass weitreichende Fragen eine intensive Auseinandersetzung und gründliche Suche brauchen. Klar, für eine einfache Frage reicht ein Blick in eine Suchmaschine. Wann hat Karl der Große gelebt? Wo steht das höchste Gebäude? Wie schreibt man Chrysantheme? Keine großen Sachen. Aber unsere Neigungen und Interessen können wir nicht googlen. Welche Arbeit in dieser Lebensphase am besten zu uns passt und in welcher Branche und in welchem Unternehmen wir am besten aufgehoben sind, finden wir auf keiner Website. Und auch kein Experte kann uns die schnelle Lösung liefern.
    Gerade wenn wir eine Zeit des Umbruchs erleben, müssen wir uns für gute und stimmige Antworten selbst auf die Suche machen. Schnelle Antworten auf komplexe Fragen sind selten gut genug. Schnelligkeit ist zwar oft ein Vorteil, und manchmal müssen wir uns ihretwegen mit einer eindimensionalen Antwort zufrieden geben. Deshalb sollte Geschwindigkeit bei wichtigen, persönlichen Themen niemals ein Selbstzweck sein! Ich denke dabei an eine Klientin, die mir ganz selbstverständlich erzählte, dass sie gerade ein Fernstudium absolvierte, das auf ein Jahr angelegt war – aber sie würde es in acht Monaten machen. Als ich sie nach dem Warum fragte, wusste sie keine Antwort. Für sie waren acht Monate per se besser als zwölf. Darüber, dass darunter die Intensität und der Spaß an

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