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Jetzt mal Butter bei die Fische

Jetzt mal Butter bei die Fische

Titel: Jetzt mal Butter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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›Schulungen, Reisen, im Team arbeiten, Schreiben, Natur, Unabhängigkeit‹. Jetzt brüte ich stundenlang über meiner Mindmap – aber mir fallen nur Sachen ein wie ›IT-Schulungen anbieten, Bücher über Software schreiben, mich selbstständig machen (aber womit außer Beratung???)‹. Ich möchte doch etwas ganz anderes machen! Aber ich lande gedanklich immer nur wieder dort, wo ich schon ewig herumkrieche. Sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht?«
    Die Sammlung von Martinas Interessen war wirklich nicht sonderlich groß. Auf den ersten Blick fiel außerdem auf, dass sie mit recht allgemeinen Begriffen gearbeitet hatte. Die »Natur« lieben viele Menschen – nur was genau interessierte Martina? Auch »Schulungen« oder »Schreiben« sind ziemlich weite Felder. Damit machte sie es sich nicht gerade leicht.
    Und dann erwartete sie anscheinend von sich, aus diesen wenigen Begriffen einen neuen Job stricken zu können – so, als würde man einen Computer damit füttern, um dann etwas ganz Neues und Überraschendes als Ergebnis zu erhalten. Aber das kann nicht funktionieren. Um auf neue Ideen zu kommen, muss unser Gehirn mit möglichst viel Material versorgt werden, sonst kann es kaum kreativ werden. Martina hat ihre grauen Zellen mit Magerkost gefüttert, sodass es gar kein Wunder war, dass Inspirationen ausblieben.
    Viele Menschen glauben, allein durch logische Verknüpfung von Interessen und Kompetenzen auf neue Jobideen zu kommen. Tatsächlich arbeiten viele Ansätze der beruflichen Neuorientierung so: Schrittweise werden Kompetenzen, Interessen und Kriterien zusammengetragen – und am Ende wird daraus der optimale Job gefolgert. Selten ist das Ergebnis dann aber wirklich neu oder gar überraschend. Wie sollte es auch? So funktionierte auch die Berufsberatung in meinen jungen Jahren: »Sie wollen etwas mit Menschen machen? Studieren Sie doch Medizin.« Bei mir ging das ja ziemlich in die Hose. Und Ähnliches höre und lese ich immer wieder: Sie organisieren gern? Werden Sie doch Eventmanager. Sie sind ein Allrounder? Warum nicht ein Assistenzjob. Sie wollen helfen und beraten? Dann sollten Sie Coach werden. Und Reiter werden schließlich immer gebraucht… (sagte Loriot).
    Mit solchen Antworten geben sich aber die wenigsten zufrieden – glücklicherweise. Haben Sie schon einmal versucht, ein komplexeres Entscheidungsproblem mit einer Pro- und Kontra-Liste zu lösen? Und hat es Ihnen geholfen? Wahrscheinlich nicht – denn am Ende entscheiden wir meistens aus dem Bauch. Auch wenn uns einreden, streng rational vorgegangen zu sein.
    Ohne Ihr Bauchgefühl wird die berufliche Veränderung eine wenig fruchtbare Veranstaltung. Ich erzähle dies vor allem denjenigen unter Ihnen, die meinen, ihren Suchprozess allein durch Analyse und Logik erledigen zu können. Wenn Sie rat- und ideenlos sind, hat so ein Vorgehen absolut keinen Sinn, auch wenn diese Herangehensweise Ihnen noch so vertraut ist. Die logische Verarbeitung von Fakten schafft nichts Neues. Ich kann den rechenstärksten Computer mit allem füttern, was ich über mich weiß, auch er wird mir kaum Vorschläge liefern können, die viel näher an mir und meiner Persönlichkeiten liegen als das, was ich ohnehin schon wusste.
Ich habe so schrecklich viele Ideen!
    Während die einen über ihren Mangel an Kreativität und Ideen klagen, empfinden andere ihre »zu vielen Ideen« als großes Hindernis. Immer wieder kommen Menschen zu mir, die in ihrer Ideenflut das Hauptproblem sehen.
    Bernd, 43, angestellter Grafiker
    »Ich wünschte, ich könnte mich endlich mal auf eine Jobidee konzentrieren! Aber ich kann Ihnen sofort fünf oder sechs Möglichkeiten aufzählen, die ich alle richtig spannend finde – in der Werbung oder PR, in verschiedenen sozialen Bereichen, selbstständig oder angestellt. Und wenn Sie mich in der nächsten Woche danach fragen, sind ganz bestimmt neue Ideen dazu gekommen. Aber am Ende setze ich nichts davon um. So geht das schon, so lange ich denken kann. Ich wünschte, ich hätte etwas weniger Fantasie…«
    Dabei trifft seine Fantasie wirklich keine Schuld: Bei Menschen mit Bernds Anliegen stelle ich meistens nach kurzem Gespräch fest, dass nicht ihre Ideenflut das Problem ist. Ganz im Gegenteil, viele bunte Ideen sind immer ein wunderbares Reservoir an Möglichkeiten – wenn denn eine davon einmal die Chance bekommt, weiterentwickelt zu werden! Aber so weit kommt Bernd gar nicht, weil er sich viel zu schnell wieder mit der nächsten

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