Jetzt mal Butter bei die Fische
Idee befasst. Erinnern Sie sich an das Disney-Modell im letzten Kapitel? Bernd würde darin den ersten Raum, in dem es ausschließlich um Entwicklung geht, gar nicht verlassen.
Es ist also ein Problem des Selbstmanagements und der mangelnden Planung, wenn jemand im ersten Schritt der Jobentwicklung hängen bleibt. Ideen entstehen dann zwar, werden aber nicht konkretisiert, formuliert und nicht weiter verfolgt. Spätestens wenn neue Ideen dazu kommen, verlieren alte scheinbar an Attraktivität.
Auf diese Weise wird es niemals ernst, und es besteht keine Gefahr, dass irgendetwas davon jemals umgesetzt wird. Bernd ist anscheinend einer Vermeidungsstrategie und seinem Mangel an Struktur auf den Leim gegangen. Sollte es Ihnen ähnlich wie Bernd gehen: Keine Sorge, je mehr Ideen Sie haben, desto besser – für Sie ist entscheidend, wie Sie klug damit umgehen.
Muss ich denn unbedingt das Rad neu erfinden?
Vielleicht denken Sie, dass ich von jedem Neuorientierer verlange, sein JobRad völlig neu zu erfinden. Und dass jeder grundsätzlich auf Ideen und Gedanken kommen muss, an die er noch niemals gedacht hat. Nein, das wäre wohl ein bisschen zuviel verlangt. Es ist zwar durchaus möglich, dass dies geschieht, aber es ist weder die Regel, noch sollten Sie die Messlatte so hoch legen.
Möglicherweise hatten Sie schon eine bestimmte berufliche Entwicklung oder gar eine konkrete Tätigkeit im Sinn, bevor Sie sich dieses Buch zulegten? Dann kann dieser Jobfindungsprozess Ihnen helfen, dem auf den Zahn zu fühlen und zu überprüfen, ob es andere, stimmigere Alternativen gibt. Es geschieht nicht selten, dass jemand am Ende seine anfängliche Lieblingsidee bestätigt sieht. Und ich habe noch nie erlebt, dass jemand darüber unglücklich war! Viel eher wird es als Erleichterung empfunden, auf der richtigen Spur gewesen zu sein.
Wenn wir uns für Weg A entscheiden, entscheiden wir uns damit eben auch gegen die Wege B und C, jedenfalls für den Moment. Deshalb vermeiden es manche Menschen lieber, eine Entscheidung zu treffen, als Möglichkeiten auszuschließen und dies eines Tages zu bereuen. Auch wenn sie im Grunde wissen, dass ihr Weg A die beste Option ist. Um ihnen Sicherheit für ihre Entscheidung zu geben, ist es deshalb in jedem Fall sinnvoll, einen breiten Suchprozess zu durchlaufen – auch wenn am Ende dabei wenig überraschend herauskommt, dass Weg A der rechte ist.
Und manchmal hat jemand eine berufliche Idee, einen Traum, schon sehr, sehr lange – manche seit ihrer Jugend. Im Laufe der Jahre, der Sachzwänge und diversen Vermeidungsstrategien wurde dieser Traum aber verschüttet und verdrängt. Ich habe schon erlebt, dass jemand mitten im Prozess der Neuorientierung strahlend in meine Praxis kommt und berichtet, da gäbe es noch etwas, das ihm nach langer Zeit wieder in den Sinn gekommen sei. Und dann war plötzlich völlig klar, dass es jetzt an der Zeit ist, diese Idee endlich zu verwirklichen. So hat eine Klientin von mir tatsächlich nach einer erfolgreichen Beraterkarriere begonnen, Tiermedizin zu studieren – denn das hatte sie schon als Mädchen gewollt!
Ich erzähle Ihnen dies, damit gar nicht erst das Bild entsteht, Sie müssten das Rad hier neu erfinden, sonst hätte die ganze Suche keinen Wert gehabt. Entscheidend ist in meinen Augen, sich so gut wie möglich den eigenen Wünschen zu öffnen und mit ganzen Herzen auf die Suche zu gehen. Was Sie dann finden, wird ganz bestimmt gut sein – auch wenn es nicht die nagelneue, alles in den Schatten stellende Idee ist.
Bill Gates, Lady Gaga und der positive Egoismus
Für viele Menschen ist es nicht leicht, die eigenen Ideen, Interessen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt Ihres Denkens zu stellen. Schließlich haben wohl die meisten von uns gelernt, dass das Leben nun mal kein Ponyhof und auf keinen Fall ein Wunschkonzert ist. Folglich müssen wir uns zufrieden geben mit dem, was wir haben. Oder wir müssen nach dem Job greifen, den man uns anbietet. Arbeit als Selbstverwirklichung, die möglicherweise sogar Spaß machen soll? Wo kämen wir da hin? Womöglich eine »sichere Anstellung« dafür aufgeben?
Claudia, 31
Claudia hatte bisher als Sekretärin gearbeitet. Nach Ihrer Elternzeit kam sie zu mir, um darüber zu sprechen, wie es mit ihr beruflich weitergehen könnte. Natürlich wäre es naheliegend gewesen, einfach in Teilzeit weiterzumachen. Aber Claudia befürchtete, den Absprung nicht mehr zu schaffen, wenn sie erst wieder einige Jahre »in der
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