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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gerettet. Oh. Oh. Oh. Geiler, alter Bock. Solltest dich schämen.
    Ted weiß, daß er nicht mit Ellie und auch mit keiner anderen Frau auf die Fidschi-Inseln fahren wird. Jede realistische Einschätzung der Lage führt ihn unausweichlich zur selben Schlußfolgerung. Alice wird nicht bei einem Unfall umkommen, so wenig, wie er sie ermorden wird. Sie wird ewig leben. Ungeliebte Ehefrauen tun das immer. Er könnte natürlich die Scheidung verlangen. Wahrscheinlich würde er alles verlieren, was er besitzt, aber er würde seine Freiheit wiederhaben. Oder er könnte sich einfach umbringen. Das war stets eine Versuchung für ihn. Der leichte Ausweg, keine Anwälte, kein Streit. Es ist also wieder einmal diese Abendstunde. Jeden Abend dasselbe. Während er so tut, als blicke er auf den Fernseher, beschäftigt er sich insgeheim mit Selbstmordphantasien.
    Nackte Tänzerinnen, grell bemalt, winden sich lasziv auf dem fast lebensgroßen Bildschirm. Alice verzieht das Gesicht. Was man heutzutage alles im Fernsehen zeigt! Früher bekam man dergleichen nur auf den Kanälen mit Jugendverbot zu sehen, aber jetzt gibt es das überall. Und schau ihn dir an, wie er glotzt! Sie weiß zwar, daß sie auf die Sex-Programme nicht so spießig reagieren würde, wenn Teds Begeisterung dafür nicht beweisen würde, wie wenig er sich für sie interessiert. Sollen sie den Geschlechtsakt und alles andere im Fernsehen zeigen, wenn die Leute das wollen. Ich möchte nur, daß Ted für mich soviel Enthusiasmus zeigen würde wie für diese Sendungen. Was sexuelle Großzügigkeit im allgemeinen angeht, ist sie nicht prüde. Am Strand trug sie früher nichts als ein Höschen, bis Tink auf die Welt kam und sie auf ihre Figur nicht mehr so stolz war. Aber sie kleidet sich immer noch so freizügig wie nur irgend jemand in ihren Kreisen. Und alle starren sie an, bis auf ihren eigenen Mann. Er beglotzt die Weiber auf dem Bildschirm. Seine anderen Frauen scheinen ihn zu verbrauchen. Ich sollte vielleicht auch mal was riskieren, denkt Alice. Sie hat im Lauf der Zeit ihre eigenen kleinen Affären gehabt. Nicht viele, nichts sehr Ernstes, aber sie hat ein paar gehabt. Drei Liebhaber in elf Jahren, das ist nicht sehr viel, aber ein Zeichen dafür, daß sie keine Puritanerin ist. Sie fragt sich, ob sie sich mit jemandem einlassen soll. Das könnte ihr Leben interessanter machen, solange sie noch eine Chance hat, bevor die Langeweile sie ganz zerstört. »Ich gehe hinauf und wasche mir die Haare«, erklärt sie. »Bleibst du unten, bis du ins Bett gehst?«
    Es gibt so viele Möglichkeiten. Die Pulsadern aufschneiden. Mit dem Auto von der Brücke stürzen. Alices ganze Schachtel Schlaftabletten schlucken. Natürlich sind das alles altmodische Methoden, sich umzubringen. Etwas Moderneres wäre angemessen. In eine der schwarzen Kneipen gehen und laut rassistische Beleidigungen ausstoßen? Nein, das war nichts Modernes. Das war 1975. Aber ihm fällt etwas wirklich Zeitgenössisches ein. Diese Zeitmaschinen, die es jetzt gibt: Angenommen, er mietet sich eine und geht, na, sechzig Jahre zurück, in eine Zeit, als ein Elternteil von ihm noch nicht geboren war. Und tötet seinen Großvater. Den alten Martin als jungen Mann finden und mit dem Messer zustoßen. Wenn ich das mache, überlegt Ted, würde ich augenblicklich und schmerzlos aufhören, zu existieren. Ich hätte niemals existiert, weil es meine Mutter nicht gegeben hätte. Schlup. Einfach weggeblasen. Dann begreift er, daß er wieder einen Mord zusammenphantasiert. Idiotisch: so, als könnte er jemals einen Menschen umbringen. Wenn er dazu fähig wäre, brauchte er nur Alice zu töten, und der Fall wäre erledigt. Also ist das Ganze unsinnig. Zurück zum Anfang.
    Sie sitzt unter der Trockenhaube, als er heraufkommt. Er macht ein seltsam selbstzufriedenes Gesicht, und sie hat die Haube kaum ausgeschaltet, als sie ihn auch schon fragt, woran er denkt. »Ich habe vielleicht soeben eine perfekte Mordmethode erfunden«, sagte er. »So?« sagt sie. Er sagt: »Man mietet eine Zeitmaschine. Dann geht man zwei Generationen zurück und ermordet einen der Vorfahren des vorgesehenen Opfers. Damit ermordet man auch das Opfer, weil es nie geboren worden ist, wenn man einen seiner Vorfahren umbringt. Aufspüren kann einen keiner, weil es in einer Zeit vor deiner Geburt keine registrierten Fingerabdrücke gibt. Was hältst du davon?« Alice zuckt die Achseln. »Eine alte Geschichte«, sagt sie. »Im Fernsehen haben sie das

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