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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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dem Griechen, war Brillantine-Joe und vorher das Schaufelwunder, und vor dem…
    Heute nacht sind es da draußen in dieser Stadt mindestens drei Millionen Menschen, die es treiben. Ich verabscheue Erwachsene und ihre beiläufige körperliche Liebe. Sie entwerten sie, weil sie es so oft tun. Sie brauchen sich nur umzudrehen und zuzugreifen, und schon geht es los, oooh, oooh, ahhh! Du lieber Himmel, wie langweilig das sein muß! Wenn sie das nur wieder vom Standpunkt eines frustrierten Halbwüchsigen sehen könnten. Die begierige Jungfrau, von außen hineinstarrend. Ausgeschlossen aus der Welt der Kopulierenden. Alle treiben es. Idioten, Schwachsinnige, Langweiler, Häßliche. Das Ideale wäre, dem abzuschwören. Wenn ich mich rein erhalte, einzigartig…
    Schieb…
    Ich führe meine kleinen Poltergeist-Nummern vor. Ich schichte meine Schulbücher um, ohne das Bett zu verlassen. Ich hebe das Hemd vom Boden auf die Stuhllehne. Ich drehe den Stuhl zur Wand. Schieb… schieb… schieb…
    Im Bad läuft Wasser. Sara wäscht sich. Wie ist das, Sara? Wie fühlst du dich, wenn er in dich eindringt? Wir reden nicht viel miteinander, wir zwei. Du hältst mich für ein Kind; du siehst auf mich herab, du zwinkerst mir drollig zu, deine Stimme geht eine halbe Oktave höher. Zwinkerst du Jimmy, dem Griechen, auch so zu? Daß ich nicht lache! Und mit ihm redest du anders, mit ganz tiefer Stimme. Setz dich einmal hin und sprich mit mir. Ich stehe an der Schwelle zur Männlichkeit. Führ mich aus meiner Jungfrauenschaft. Sag mir, was Mädchen von Burschen gerne hören. Sicher. Du sagst mir gar nichts, Sara. Du möchtest, daß ich dein kleiner Bruder in alle Ewigkeit bleibe, weil du dir dann noch erwachsener vorkommst. Und ihr treibt es und treibt es, Jimmy, der Grieche, und du, und du begreifst die mystische Bedeutung dieses Aktes nicht einmal. Für euch ist das nur ein Vergnügen, wie irgendein anderes. Richtig? Richtig? Ach, du Miststück! Der Teufel soll dich holen, Sara!
    Ein Kreischen aus dem Badezimmer. Mein Gott, was habe ich jetzt getan? Ich sehe lieber nach.
    Sara liegt nackt auf den Knien. Ihr Kopf ist in der Wanne, und sie hält sich mit beiden Händen am Wannenrand fest und zittert am ganzen Leib.
    »Bist du okay?« frage ich. »Was ist passiert?«
    »Wie ein Tritt in den Rücken«, sagt sie heiser. »Ich war am Waschbecken und wusch mir das Gesicht, und ich drehte mich um, und dann bekam ich einen Tritt in den Rücken, der mich durch das halbe Bad warf.«
    »Aber es ist dir doch nichts passiert, oder?«
    »Hilf mir hoch.«
    Sie ist durcheinander, aber nicht verletzt. Sie ist so aufgeregt, daß sie ihre Nacktheit vergißt, und ohne ihren Bademantel anzuziehen, schmiegt sie sich zitternd an mich. Sie wirkt klein und zerbrechlich und ängstlich. Ich streichle ihren nackten Rücken.
    Außerdem blicke ich heimlich auf ihre Brustwarzen, um zu sehen, ob sie noch steif sind. Sie sind es nicht. Ich beruhige sie mit meinen Fingern. Ich komme mir sehr männlich und als Beschützer vor, auch wenn es nur meine alberne Schwester ist, die ich beschütze.
    »Was kann passiert sein?« fragt sie. »Du hast dir doch keinen Trick ausgedacht, oder?«
    »Ich war im Bett«, sage ich ehrlich.
    »In diesem Haus hier geht es in letzter Zeit sehr sonderbar zu«, sagt sie.
    Cindy fängt mich zwischen Geometrie und Spanisch im Flur ab.
    »Wieso meldest du dich nie mehr?«
    »Hatte zu tun.«
    »Was zu tun?«
    »Einfach so.«
    »Sieht so aus«, sagt sie. »Du scheinst die ganze Woche nicht geschlafen zu haben. Wie heißt sie?«
    »Sie? Keine sie. Ich hatte einfach zu tun.« Ich versuche zu entkommen. Muß ich sie wieder wegstoßen? »Forschungsprojekt.«
    »Du könntest dich auch mal erholen. Du könntest dich bei alten Freunden melden.«
    »Freunde? Was für eine Freundin bist du? Du hast gesagt, ich sei albern. Du hast gesagt, ich sei widerlich. Erinnerst du dich, Cindy?«
    »Das kam nur so aus dem Augenblick heraus. Ich war durcheinander. Psychologisch, meine ich. Hör mal, unterhalten wir uns doch einmal darüber, Harry. Bald.«
    »Vielleicht.«
    »Wenn du Samstag abend nichts vorhast –«
    Ich blicke sie erstaunt an. Sie bittet mich wirklich um ein Rendezvous! Warum läuft sie mir nach? Was will sie von mir? Juckt es sie, mich wieder einmal zu demütigen? Albern und widerlich, albern und widerlich. Ich blicke auf die Uhr und verziehe den Mund. Es wird Zeit, daß ich gehe.
    »Ich weiß noch nicht«, sage ich. »Ich habe vielleicht zu tun.«
    »Zu

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