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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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tun?«
    »Forschung«, sage ich. »Ich gebe dir Bescheid.«
    Eine Nacht glücklicher Experimente. Ich schraube eine Glühbirne heraus, lasse sie durch das ganze Zimmer schweben, schraube sie wieder in die Fassung. Feinste Steuerung. Ich gehe auf das Dach und starte wieder eine Bierdose zum Mond, nur hebe ich sie diesmal dreihundert Meter hoch, hole sie zurück, schleudere sie noch höher hinauf, hole sie zurück, schicke sie ein drittes Mal mit ungeheurer kinetischer Energie empor, und ich zweifle nicht daran, daß sie durch den Weltraum fegen wird. Ich hebe Abfall von der Straße, aus hundert Meter Entfernung, und werfe ihn in die Mülltonne. Zuletzt – am unheimlichsten von allem – poltere ich mit mir selbst. Ich erhebe mich eineinhalb Meter in die Luft. Höher wage ich nicht zu gehen. Wenn ich nun die Kraft verlöre und abstürzte? Wenn ich den Mut dazu hätte, könnte ich fliegen. Ich kann alles. Gib mir den richtigen Hebel, und ich bewege die Welt. Oh, potential Was für ein phantastisches Erlebnis!
    Nach zwei Tagen schrecklicher innerer Debatten rufe ich Cindy an und verabrede mich mit ihr für Samstag. Ich bin nicht überzeugt davon, daß das eine gute Idee ist. Ihre plötzliche neue Aggressivität schreckt mich ein wenig ab, aber trotzdem ist es ein neues Gefühl, einmal von einem Mädchen gedrängt zu werden, und wie komme ich dazu, sie abzuweisen? Ich möchte zu gerne wissen, was sie vorhat. Ich ärgere mich noch immer über unser letztes Zusammensein, aber ich kann nicht nachtragend sein, nicht mit ihr. Vielleicht will sie etwas gutmachen. Wir hatten ein sehr hübsches Verhältnis, auf nichtkörperlichem Gebiet, bis zu diesem einen Abend. Wenn sie nun wirklich alles gutmachen will? Sie erschreckt mich. Ich bin wohl ein Feigling. Ich verstehe das alles nicht. Ich glaube, ich lasse mich da auf etwas sehr Kompliziertes ein.
    Ich jongliere mit drei Tennisbällen und halte sie alle gleichzeitig in der Luft, die Hände in den Hosentaschen. Ich sehe, daß eine Frau ihr Auto an einer zu engen Stelle parken will, und helfe ihr im Vorbeigehen, indem ich das Fahrzeug dahinter ein wenig wegschiebe. Am Freitag nachmittag, bei der Turnstunde, nehme ich an einem Basketballspiel teil und fünfmal, wenn Mike Kisiak einen seiner todsicheren Würfe landet, drücke ich den Ball vom Korb weg. Er begreift nicht, warum er so außer Form sein soll, und gerät fast in Verzweiflung. Es scheint keine Grenzen für mich zu geben. Ich bin fassungslos. Von Tag zu Tag werde ich geschickter. Vielleicht bin ich ein echter Supermann.
    Cindy und Harry, Harry und Cindy, warm und behaglich, auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer. Guter Gott, ich glaube, ich werde verführt! Wie kann das sein? Ich? Guter Gott. Guter Gott. Cindy und Harry. Harry und Cindy. Wohin sind wir unterwegs?
    Im Kino schmiegt sich Cindy eng an mich. Mitten im Film geht mir ein Licht auf. Eine kühne Tat: ich lege den Arm um ihre Schultern. Sie windet sich, so daß meine Hand durch ihre Achsel gleitet und ihre rechte Brust umfaßt. Mein Gesicht glüht. Ich tue so, als wollte ich zurückzucken, wie vor einem heißen Ofen, aber sie klemmt meinen Unterarm ein. Gefangen. Ich erforsche ihr williges Fleisch. Kein ausgepolsterter BH, alles echt Cindy. Sie ist so bereitwillig und eifrig, daß ich erschrecke. Danach gehen wir Eis essen. Im Eissalon wird ihre Körpersprache noch viel deutlicher – glänzende Augen, vieldeutiges Lächeln, kleine Bewegungen mit den Schultern. Ich würde ihr am liebsten sagen, sie soll es nicht so auffällig machen. Wie in einem Sexualtraum.
    Dann zurück zu ihr. Es fängt an zu regnen. Wir stehen vor dem Haus, genau an der Stelle, wo ich sie das letztemal umgeworfen habe. Ich kann das Drehbuch mühelos schreiben. »Warum kommst du nicht eine Weile mit hinein, Harry?«
    »Sehr gern.«
    »Da, putz dir die Füße ab. Möchtest du Kakao?«
    »Was du trinkst, Cindy.«
    »Nein, was du möchtest.«
    »Gut, dann Kakao.« Ihre Eltern sind nicht zu Hause. Ihr Bruder ist in Scarsdale. Der Regen prasselt an die Fenster. Das Haus ist groß, elegant eingerichtet, dicke Teppiche, schöne Vorhänge. Cindy beschäftigt sich in der Küche am Herd. Harry steht im Wohnzimmer vor dem Bücherschrank. Dann Cindy und Harry, Harry und Cindy, warm und behaglich, miteinander auf dem Sofa. Heißer Kakao: zwei Schluck pro Person. Ihre Lippen in meiner Nähe. Stumm bittend. Komm, du Dummkopf, beug dich vor. Sei ein Mann. Wir küssen uns. Wir haben uns schon früher geküßt, aber

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