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die durch den Himmel segelten. Unsichtbare Hände, die Tiere und Menschen mißhandeln. ›Phantomgeschosse‹, die Fenster zerschießen. Unerklärliches Verschwinden von Menschen, und ebenso unerklärbares Wiederauftauchen in weiter Ferne. Und so weiter, und so fort. Fort scheint geglaubt zu haben, daß die meisten dieser Erscheinungen das Werk von Wesen aus dem interplanetarischen Raum waren, die zu ihrer eigenen Belustigung in das Getriebe unserer Welt eingreifen. Aber alles konnte er nicht so erklären. Vor allem Poltergeister paßten nicht in diese Vorstellung, und so schrieb er: ›Ich betrachte Poltergeister deshalb als böse oder falsch oder widersprüchlich oder absurd…‹ Trotzdem sagte er: ›Ich will die Existenz der Poltergeister nicht bestreiten, weil ich vermute, daß später, wenn wir aufgeklärter sind oder wenn wir das Maß unseres Glaubens erweitern oder mehr von der zunehmenden Ignoranz erlangen, die Wissen genannt wird, Poltergeister assimilierbar sein werden. Dann werden sie so vernünftig erscheinen wie Bäume.‹
Ich mag Fort. Er war exzentrisch und wahrscheinlich sehr leichtgläubig, aber nicht dumm oder verrückt. Ich glaube nicht, daß er mit seinen Wesen aus dem interplanetarischen Weltraum recht hat, aber ich bewundere seine Haltung dem Unerklärlichen gegenüber.
Die meisten Poltergeistfälle sind Schwindel. Sie sind von Fachleuten aufgedeckt worden. Da gab es 1944 die Episode in Wild Plum, North Dakota, wo Stücke glühender Kohle aus einem Eimer in die Kleinschule von Mrs. Pauline Rebel sprangen. Auf den Pulten der Schüler geriet Papier in Brand, an den Vorhängen zeigten sich Sengspuren. Das Wörterbuch der Klasse bewegte sich von selbst. In der Stadt wurde von dämonischen Einflüssen gesprochen. Ein paar Tage später, nachdem ein stellvertretender Staatsanwalt begonnen hatte, die Leute zu vernehmen, gestanden vier von Mrs. Rebels Schülern, daß sie die Kohlen umhergeworfen hatte, um ihre Lehrerin zu erschrecken. Sie hatten das meist dann getan, wenn sie ihnen den Rücken zudrehte oder die Brille abnahm. Ein Streich. Ein Schwindel. Manche Leute möchten einem einreden, alle Poltergeister-Geschichten seien gleichermaßen betrügerisch. Ich bin zur Stelle, um zu bezeugen, daß das nicht zutrifft.
Alle echten Poltergeist-Ereignisse haben eines gemeinsam: stets ist ein Halbwüchsiger beteiligt, oder ein Kind, das an der Schwelle zur Adoleszenz steht. Das ist die ›Schlimmes Kind‹-Theorie über Poltergeister, zuerst 1890 von Frank Podmore in ›Berichte der Gesellschaft für psychische Forschung‹ aufgestellt. Man sieht, daß ich sehr fleißig gewesen bin. Das Kind ist meist unglücklich, gewöhnlich in sexuellen Schwierigkeiten, und leidet entweder an dem Gefühl, nicht begehrt zu werden, oder an Frustration oder beidem. Es gibt keine Statistiken darüber, aber der Volksmund geht davon aus, daß Teenager, die in Poltergeistaktivitäten verwickelt sind, gewöhnlich als jungfräulich gelten.
Der Fall Clarke von 1874 wird damit zum Werk der halbwüchsigen Tochter, die, wie ich vermute, in Mr. Bayley verliebt war. Die Vielzahl der von Fort erwähnten Fälle, die meisten aus dem neunzehnten Jahrhundert, zeigen einen Haufen von Poltergeist-Kindern, die in einer sexuell unterdrückten Zeit mit allem Möglichen um sich warfen. Irgendwo mußte die brodelnde Energie zum Ausbruch kommen. Ich entdeckte meine eigene Polterkraft, als ich mich in einem Zustand begieriger Lust nach Cindy Klein befand, die nichts von mir wissen wollte. Vor allem das nicht. Aber statt durch die pure Gewalt meiner aufgestauten Triebe zu explodieren, fand ich plötzlich einen Weg, diese ganze Kraft nach außen zu kanalisieren. Und ich schob…
Wieder Fort: ›Wo Kinder atavistisch sind, können sie in Beziehung zu Kräften stehen, über welche die meisten Menschen hinausgewachsen sind.‹ Atavismus: ein seltsamer Rückfall in die primitive Vergangenheit. Vielleicht waren wir zu Zeiten der Neandertaler alle Poltergeister, aber im Lauf der Jahrtausende haben die meisten von uns das abgelegt. Und noch einmal Fort: ›Es gibt natürlich andere Erklärungen für die ›okkulten Kräfte‹ der Kinder. Eine lautet, daß Kinder, statt atavistisch zu sein, gelegentlich den Erwachsenen weit voraus sind und ungewöhnliche Begabungen ankündigen, weil ihr Geist nicht von Konventionen behindert wird. Danach gehen sie zur Schule und verlieren ihre Überlegenheit. Nur wenige Wunderkinder haben eine Ausbildung
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