Jetzt Plus Minus
hatte Mühe, wachzubleiben. Phil und Isabel trafen ein. Sie hörten Tom und Fram über ihre Reise zum Ende der Welt reden, und Isabel sagte, sie und Phil seien erst vorgestern dort gewesen.
»Herrgott noch mal«, sagte Tom, »das macht aber wirklich jeder! Wie war es bei euch?«
Ruby kam ins Zimmer zurück.
»Das war meine Schwester aus Fresno. Ihr ist nichts passiert. Fresno ist vom Erdbeben verschont geblieben.«
»Erdbeben?« sagte Paula.
»In Kalifornien«, erwiderte Mike. »Heute nachmittag. Hast du nichts davon gehört? Fast ganz Los Angeles in Trümmern, die ganze Küste bis hinauf nach Monterey. Man glaubt, es liege an dem unterirdischen Bombenversuch in der Mohave-Wüste.«
»In Kalifornien gibt es dauernd so schreckliche Katastrophen«, meinte Marcia.
»Nur gut, daß diese Amöben ganz weit im Osten entkommen sind«, meinte Nick. »Stellt euch vor, wie kompliziert das werden würde, wenn sie die jetzt auch noch in Los Angeles hätten.«
»Die kriegen sie«, sagte Tom. »Ich wette, daß sie sich durch Flugsporen vermehren.«
»Wie die Typhuserreger vorigen November«, erklärte Jane.
»Ich habe Tom und Fran jedenfalls erzählt, was wir beim Ende der Welt gesehen haben«, sagte Phil. »Die Sonne wurde zur Nova. Man hat das auch sehr geschickt gezeigt. Ich meine, man kann ja nicht dabeisitzen und das wirklich erleben, wegen der Hitze und der harten Strahlung und allem. Aber sie führen es einem peripher vor, auf sehr elegante Weise im Sinne McLuhans. Zuerst bringen sie einen zu einem Punkt etwa zwei Stunden vor der Explosion, ja? Das ist in, ich weiß nicht wieviel Trillionen Jahren, aber jedenfalls sehr lange, weil die Bäume ganz verändert sind, sie haben blaue Schuppen und gewundene Äste, und die Tiere sind Wesen mit einem Bein, die mit einem Sprungstock herumhüpfen –«
»Ach, das glaube ich nicht«, meinte Cynthia gedehnt.
Phil beachtete sie nicht.
»Und von menschlichen Wesen haben wir keine Spur gesehen, kein Haus, keinen Telegraphenmast, nichts, also müssen wir wohl schon lange vorher ausgestorben sein. Jedenfalls durften wir uns das eine Weile ansehen. Unsere Zeitmaschine haben wir natürlich nicht verlassen, weil es hieß, die Atmosphäre sei nicht geeignet. Mit der Zeit begann sich die Sonne aufzublasen. Wir waren nervös – nicht wahr, Iz? – ich meine, stellt euch einmal vor, wenn sie sich verkalkuliert hätten? Die ganze Reise ist etwas völlig Neuartiges, und es könnte etwas schiefgehen. Die Sonne wurde immer größer und größer, und dann schien vom linken Rand ein Arm herauszuschnellen, ein langer, flammender Arm, der durch den Raum schnellte und immer näher kam. Sie haben uns ungefähr zwei Minuten von der Explosion gezeigt, und wir spürten schon, wie es heiß wurde. Dann sprangen wir in der Zeit zwei Jahre nach vorn. Die Sonne hatte wieder ihre normale Form, aber sie war kleiner, wie eine kleine weiße Sonne, statt einer großen gelben. Und auf der Erde war alles Asche.«
»Asche«, sagte Isabel mit Nachdruck.
»Es sah aus wie in Detroit, nachdem die Gewerkschaft die Atombombe auf Ford geworfen hatte«, sagte Phil. »Nur viel, viel schlimmer. Alles war Asche.« Er schauderte und ließ sich von Mike eine Haschzigarette geben. »Isabel hat geweint.«
»Die Wesen mit einem Bein«, sagte Isabel. »Ich meine, sie müssen ja alle ausgerottet worden sein.« Sie begann zu schluchzen. Stan tröstete sie.
»Ich möchte wissen, warum das für jeden anders ist«, sagte er. »Vereisung. Oder die Meere. Oder die Sonne explodiert. Oder das, was Nick und Jane gesehen haben.«
»Ich bin überzeugt davon, daß jeder von uns in der fernen Zukunft etwas Echtes erlebt hat«, sagte Nick. Er hatte das Gefühl, daß er die Gruppe wieder in seine Gewalt bringen mußte. Es war so schön gewesen, als er seine Geschichte erzählt hatte, bevor die anderen gekommen waren. »Das heißt, die Welt erleidet verschiedene Naturkatastrophen, es muß nicht nur ein Ende der Welt geben, und sie bringen alles durcheinander und schicken die Leute zu verschiedenen Katastrophen. Aber ich habe keinen Augenblick daran gezweifelt, daß ich ein authentisches Ereignis verfolge.«
»Wir müssen das machen«, sagte Ruby zu Mike. »Es sind nur drei Stunden. Wie wär’s, wenn wir gleich am Montag anrufen und einen Termin für Donnerstag abend vereinbaren?«
»Am Montag ist das Begräbnis des Präsidenten«, warf Tom ein. »Das Reisebüro wird geschlossen sein.«
»Hat man den Attentäter noch nicht gefaßt?«
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