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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Schwanz. Ich habe gesehen, wie Minny das Ding umarmt hat. Sie spielt mit den jüngeren Mutantenkindern, so, als seien sie Normale. Sie akzeptiert sie und wird von ihnen akzeptiert. Wahrscheinlich ist das gesund. Ich hoffe, daß ihre Einstellung richtig ist und die meine falsch. Aber gegen meine Konditionierung kann ich nicht an, oder? Ich will ja nicht voreingenommen sein. Aber manches gräbt sich eben sehr tief ein, wenn man noch ganz jung ist.
    Ellen ist bis lange nach Mitternacht mit Tim fortgewesen.
    Tim war heute abend bei uns zum Essen. Er ist ein netter Kerl, das muß man zugeben. Aber er sieht so seltsam aus. Und Ellen hat ihn dazu gebracht, daß er uns die Levitation vorführte. Er runzelt die Stirn ein bißchen und schwebt in die Höhe. Ein Kuriosum aus dem Zirkus. Und meine Tochter liebt ihn.
    Morgen sind seine Winterferien vorbei. Und das wirklich keinen Augenblick zu früh.
    Wieder neigt ein Winter sich seinem Ende zu. Die Mutanten ziehen diese Woche aus. Am Samstag hatten sie einen Haufen Gäste – Mutanten von einem anderen Typ, nichts Geringeres! Ein anderer Stamm. Die Besucher waren groß und dünn, wie wandelnde Skelette, sehr blaß, sehr ernsthaft. Sie sprechen nicht wie wir; Minny sagt, sie sprechen mit ihren Gedanken. Sie sind Telepathen. Sie wirken harmlos genug, aber ich finde das Ganze ziemlich unheimlich. Ich stelle mir Dutzende bizarre Arten innerhalb der Menschheit, neben der Menschheit vor, alle Arten grotesker Mutantentypen, die sich rein fortpflanzen und vermehren. Jetzt, da sie endlich an die Oberfläche gekommen sind, jetzt, da wir dahinterkommen, wie viele es wirklich sind, frage ich mich, was für neue Überraschungen uns sogenannten Normalen noch bevorstehen. Werden wir uns in zwei Generationen in der Minderheit befinden? Werden diejenigen von uns, denen Superkräfte fehlen, drittklassige Bürger werden? Ich mache mir Sorgen.
    Sommer. Herbst. Winter. Und da kommen sie wieder. Vielleicht können wir uns in diesem Jahr besser mit ihnen verstehen.
    Im letzten Jahr sieben Häuser. Diesmal haben sie neun gemietet. Es ist vielleicht ganz gut, so viele Leute um sich zu haben. Bevor sie kamen, war es im Winter hier oft sehr einsam.
    Sieht nach Schnee aus. Bald werden sie da sein. Brief von Ellen, wir sollen ihr altes Zimmer herrichten. Die Zeit vergeht. Wie immer. Alles verändert sich. Wie immer. Der Winter kommt, und mit ihm unsere sonderbaren Freunde. Das neunte Jahr hintereinander. Kann es kaum erwarten, bis Ellen kommt.
    Ellen und Tim sind gestern angekommen. Sehen Sie sie da unten am Strand? Ja, ein hübsches Paar. Das ist mein Enkel. Der im blauen Schneeanzug. Sehen Sie, wie er schwebt – ich wette, daß er zehn Meter über dem Boden fliegt! Frühreif. Noch nicht alt genug zum Laufen. Aber schweben kann er schon sehr gut, sage ich Ihnen.

Als wir das Ende der Welt sahen
    Nick und Jane waren froh, daß sie sich das Ende der Welt angesehen hatten, weil sie dadurch bei Mikes und Rubys Party etwas Besonderes zu erzählen hatten. Man geht gern mit etwas Gesprächsstoff zu einer Party. Mike und Ruby geben großartige Feste. Ihr Haus ist herrlich, eines der schönsten in der Nachbarschaft. Es ist wirklich ein Heim für alle Jahreszeiten, alle Stimmungen. Ihr ganz besonderer, eigener Winkel der Welt. Mit mehr Raum innen und außen… mehr Freiheit. Das Wohnzimmer mit seinen offenen Balken ist ein idealer Partyraum. Mit Konversations-Senke und Kamin. Es gibt auch einen Familienraum mit Balkendecke und Täfelung… und ein Arbeitszimmer. Und eine großartige Hauptsuite mit 4-m-Ankleideraum und Privatbad. Geschützter Innenhof. Wunderbar bewaldetes Grundstück. Ihre Feste sind die Höhepunkte des Monats. Nick und Jane warteten, bis genug Gäste eingetroffen waren. Dann stieß Jane Nick an, und Nick sagte heiter: »Wißt ihr, was wir letzte Woche gemacht haben? Stellt euch vor, wir haben uns das Ende der Welt angesehen?«
    »Das Ende der Welt?« sagte Henry.
    »Ihr habt es euch angesehen?« fragte Henrys Frau Cynthia.
    »Wie habt ihr das gemacht?« wollte Paula wissen.
    »Das gibt es seit März«, sagte Stan. »Ich glaube, über eine Abteilung von American Express.«
    Nick ärgerte sich darüber, daß Stan schon Bescheid wußte. Schnell, bevor Stan noch etwas sagen konnte, erklärte Nick: »Ja, es hat eben erst begonnen. Unser Reisebüro hat uns gleich informiert. Man steigt in eine Maschine, sie sieht aus wie ein winziges U-Boot, mit Skalen und Hebeln vorne hinter einer Plastikwand, damit man

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