Jetzt Reichts Mir
er vernachlässigt, wo Informationen fehlen, was überflüssig ist und was man effizienter organisieren könnte. Sie kennen die Macken und die Stärken ihres Chefs. Aber diese Experten werden viel zu selten gefragt.
Dass die Mitarbeiter so selten oder gar nicht um eine Rückmeldung gebeten werden, liegt auch an der Angst vieler Chefs. Viele Vorgesetzte fürchten, sie würden ihre Autorität verlieren, wenn sie die Kritik von unten zulassen.
Hören Sie auf, hinter dem Rücken Ihres Chefs zu meckern und zu motzen. Geben Sie Ihrem Vorgesetzten eine brauchbare Rückmeldung. Reden Sie über die Dinge, die Sie stören. Sie können das tun, ohne Ihren Chef anzugreifen und ohne ihn schlecht zu machen.
Umgekehrt fürchten sich auch viele Mitarbeiter davor, dem Chef eine kritische Rückmeldung zu geben, weil sie keine Nachteile kassieren wollen. Schlicht gesagt: Die Mitarbeiter wollen sich beim Chef nicht unbeliebt machen.
Lassen Sie uns wieder praktisch werden. Was können Sie tun, um mehr Rückmeldungen auf die Chefebene zu bringen. Falls Sie selbst eine Leitungsrolle haben, bitten Sie Ihre Mitarbeiter um Rückmeldungen. Das kann ein Gespräch unter vier Augen sein. Oder, wenn Sie ganz mutig sind, hängen Sie eine Feedbackrunde an ein Meeting dran. Dabei bitten Sie Ihre Leute darum, Ihnen zu sagen, was im Moment gut läuft und was noch verbesserungswürdig ist. Sorgen Sie dafür, dass jeder seine Meinung sagen kann, aber achten Sie darauf, dass es keine Diskussionen untereinander gibt. Sie sammeln nur die Feedbacks ein.
Als Mitarbeiter/Mitarbeiterin können Sie Ihrem Vorgesetzten auch dann eine Rückmeldung geben, wenn der Betreffende das vermutlich lieber nicht hören will. Nutzen Sie dafür eine der vier Gesprächsstrategien, die ich für hypersensible Menschen entwickelt habe. Sie merken schon beim Durchlesen,
welche dieser Strategien bei Ihrem Chef funktionieren könnte.
Oft sind Mitarbeiter erstaunt, dass sie mit diesen Samthandschuh-Strategien bei ihrem Chef doch auf offene Ohren stoßen. Denken Sie daran: Sie tun nichts Böses, wenn Sie Ihrem Chef eine Rückmeldung zu seinem Führungsverhalten geben. Im Gegenteil, Ihre Rückmeldung hilft Ihrem Vorgesetzten dabei, seinen Job besser zu machen. Er braucht die qualifizierten Feedbacks seiner Leute. Und Sie brauchen für Ihre Störungsmeldungen die richtige Adresse. Statt sich hinterrücks bei anderen Kollegen über den Chef zu beklagen, haben Sie zumindest so eine Chance, wirksam zu sein.
Kann man andere Menschen überhaupt verändern?
Wir landen jetzt bei der Frage, ob sich die ganze Sache mit den Störungsmeldungen, der Kritik oder dem Feedbackgeben überhaupt lohnt. Mal im Ernst: Glauben Sie, Sie könnten mit Ihrer Kritik einen Menschen verändern? Oder zumindest sein Verhalten beeinflussen? Lassen sich Menschen überhaupt durch ein Gespräch beeinflussen?
Auf diese Fragen gibt es gleich drei Antworten und die lauten:
1. Ja.
2. Nein.
3. Ein wenig.
Hier die ausführlichen Begründungen.
1. Ja, wir können das Denken und Verhalten unserer Mitmenschen ändern
Und das tun wir auch andauernd, ob nun bewusst oder unbewusst. In jedem Gespräch, das wir führen, ändern wir uns und den anderen ein wenig. Wir geben zum Beispiel unserer Nachbarin den Tipp, in welchem Restaurant man gut essen kann und tatsächlich, sie geht mit ihrem Mann dorthin. Die beiden fanden es dort auch richtig gut.
Ihr Kollege schüttelt den Kopf, als er auf Ihrem Bildschirm die Zahlen aus Ihrem Quartalsbericht sieht. Er meint, die Tabelle würde nicht stimmen. Er gibt Ihnen den Tipp, das Ganze noch mal zu überprüfen. Sie nehmen sein Feedback an und finden tatsächlich zwei Zahlendreher. Sie sagen Ihrer Freundin, dass Sie die alten Elvis-Songs sehr mögen. Und siehe da, zu Ihrem Geburtstag schenkt sie Ihnen eine Elvis-CD. Ja, wir hören auf das, was andere uns sagen. Wir folgen ihren Rückmeldungen und ihren Tipps. Wir ändern unser Verhalten.
Ich hoffe, dieses Buch wird auch Sie ein wenig beeinflussen. Vielleicht finden Sie hier ein paar Anregungen, die Sie in Ihrem Alltag umsetzen können. Und schon haben Sie sich ein wenig verändert.
Auf der Ebene von Tipp, Ratschlag und »Guck mal, so geht es besser« sind wir bereit, etwas anders zu machen. Besonders, wenn das andere einen Vorteil für uns hat.
2. Nein, wir können das Verhalten unserer Mitmenschen nicht ändern
Denn manchmal sind andere Einflüsse wesentlich stärker. Zum Beispiel das Belohnungszentrum in unserem Gehirn:
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