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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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Pferdehof, musterte einäugig meine gelben Füße und behielt mit dem anderen Auge den Pferdekopf im Blick. Na toll, auf den Mann war ich gespannt, der auf »Wir Mädchen vom Ponyhof« von 1964 stand. Frau Knecht karrte derweil die Hofbesitzerin heran, die vor emotionaler Intelligenz nur so überfloss.
    »Ja hallo, ich bin die Sylvia, ihr habt doch vorhin angerufen, ne, wegen Reitstunde, ach das bist bestimmt du mit den Gummistiefeln, wieso hältst du den Kopf so komisch? Nackenprobleme? Ich kenn da eine, macht so was mit heißen Steinen und Gesängen junger Wale, das ist so entspannend, na, hier auf dem Hof ist es auch entspannend, hier sind ja fast nur Frauen, Männer gibt’s hier Gott sei Dank fast gar keine«, ich hackte nach Frau Knecht, Sylvia redete ungerührt weiter: » … bin ich auch sehr froh drüber, weil ich früher immer von Männern gemobbt wurde, wahrscheinlich, weil ich so eine starke Frau bin, da haben Männer ja Angst vor, na jedenfall s …« Ich starrte Sylvia einäugig an, während mir die Vokabeln um die Ohren flogen. Ob diese Frau mit dem Arsch atmen konnte? Und wie ›keine Männer hier‹? Ich hackte zweimal nach Frau Knecht und einmal nach dem Pferd. Der Gaul zwickte sofort zurück. Wir fanden uns von Anfang an zum Kotzen. »Naja«, sagte Frau Knecht langsam, »wir sind hier, weil, ähm, wir Tiere so mögen un d … « – »Ach, bei dem Wörtchen ›und‹ fällt mir ein, wir brauchen noch einen Reithelm für deine Freundi n – Fury ist manchmal ein bisschen nervös, da ist schon besser, einen Helm anzuziehen, wo ist denn jetzt nochmal der Hel m …« Sie drehte sich um und wühlte in einer Kiste. Natürlich hatte sie irgendsoein japanisches Schriftzeichen im Nacken tätowiert. Wahrscheinlich hatte sie ›Glück‹ in Auftrag gegeben. Und der Tätowierer hatte ihr das Schriftzeichen für ›dumme Funz‹ eingenadelt. Ich hätte das jedenfalls gemacht. Wer will das überprüfen. Immer wenn ich Europäer sehe, die Schriftzeichen im Nacken tragen, sehe ich vor meinem inneren Auge einen sich vor Lachen auf dem Boden kugelnden Tätowierer. Und erstaunte japanische Touristen, die sich fragen, warum die junge Frau »Waschmaschine« auf dem Nacken stehen hat.
    Frau Knecht holte mich mit einem gezielten Tatzenhieb in die Wirklichkeit zurück. Ach, was sag ich Wirklichkei t – in das akustische Inferno von Sylvias Existenz. Die plapperte mittlerweile kopfüber in die Kiste hinein, während ihr fetter Arsch in der Luft schwebte: »Ja, wo ist denn jetzt der Helm, ich hab übrigens mal einen mit Helm kennengelernt, der war Bundeswehrsoldat, aber der hat mich auch gemobbt, wahrscheinlich, weil ich so eine starke Frau bin un d …«
    Neben mir hob Fury ganz langsam den Hinterhuf und ich machte dem Pferd Platz, damit es Sylvia von ihrem Leid erlösen könne. Leider verfehlte der blöde Gaul Sylvias Gesäß und stellte den Huf leise wieder ab. Auf meinen Fuß. Mein Schmerzensschrei unterbrach Sylvias beständig plätschernden Wortfluss, »und dann haben sie mich gemobbt, vermutlich wei l … o h … steht Fury auf deinem Fuß? Na, das heißt, dass er dich gern hat.«
    Ich hätte sie gehackt, aber das ging nicht, weil ich am Boden festgenagelt war. »Schafft den Sauerbraten runter«, brüllte ich, »zack, zack!« Zu zweit schubsten Frau Knecht und Sylvia Fury von meinem Fuß, den ich einäugig musterte. Was vormals ein zierlicher Frauenfuß im Gummistiefel gewesen war, ähnelte nun einer gelben Taucherflosse. Ich ging ein paar platschende Schritte. »Komisch«, sagte Sylvia, »ich hab vorhin schon gedacht, irgendwie erinnerst du mich an einen Voge l – jetzt weiß ich: eine Ente. Na, macht nichts, auf, auf jetzt, in den Sattel. Nur Mut, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber schon viele vom Pferd, hahaha.«
    Ich hätte sie gehackt, aber aus meinem linken Auge sah ich einen passablen Mann am Reitplatz stehen. Ich hatte sozusagen ein Auge auf ihn geworfen. Jetzt oder nie. Ich musste diesen irren Weibern entkommen und sei es um den Preis einer weiteren Beziehung. Anmutig schwang ich mich in den Sattel, stellte oben fest, dass der Enten-Fuß nicht in den Steigbügel passte und fiel auf der anderen Seite wieder runter. Der Mann lachte sich schlapp. Humor hatte er schon mal.
    Und so habe ich Frank kennen gelernt. Aus Mitleid hat er mich mitgenommen und jetzt wird er mich nie wieder los. Die dämliche Nymphensittich-Marotte hab ich längst abgelegt. Es ist schön, normal mit einem Mann

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