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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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Klee loben. »Toller Humor«, »einmaliger Witz«, »sieht super aus«, »ohne sie wäre die Welt ein Stück ärmer« usw. usw. Komisch. Backstage klingt das immer anders: »Die ist doch total fett geworden« respektive »Naja, sie hat abgenommen, aber wohin jetzt mit der überschüssigen Haut«, … »Gut, sie hat schon Witz … für ein gewisses Niveau ist sie durchaus tragbar« … »Gott, die hat auch ihr Publikum«… »Die ist doch mit dem soundso liiert, sonst wär die nie so weit gekomme n …«. Ganz zu schweigen von der Armada bedeutungsschwangeren Mundwinkel-/Augenbrauen-/Ganzkörperverziehens, gewürzt mit süffisanten/bedeutungsschweren/gezischten Bemerkungen und der Interpunktion durch Abwinken/Schulterzucken/wirkungsvolle Pausen Lassen.
    Quotensendungen über weiblichen Humor sind furchtbar. Nur Hella von Sinnen hat zugegeben, dass sie bei einigen mehr auf die Brüste achtet als auf den Witz.
    Die Mixshow, auf der wir gestern waren, die Frau Knecht und ich, war genauso grausam. Ein Mann war dabei, der machte angeblich Poetry-Slam, in Wirklichkeit war er einfach nur schlecht. Als er anfing, von seinem Eispickel-Penis zu erzählen, hab ich innerlich weggezappt, während Frau Knecht einen Blumenkohl-großen Herpes ausbildete. Abgesehen von dem Poetry-Slammer bestand unser Künstlergrüppchen aus drei Frauen, einem Türken (oder Deutschen mit türkischem Migrationshintergrun d – möchte mal wissen, wer sich so nennt, auf so einen Mist können auch nur Deutsche kommen) und einer Gitarrenspielerin aus der Riege »behutsam und bedeutungsschwer«. Zu ihrem Glück war ihr Mini-Rock so kurz, dass ohnehin keiner auf das weinerliche Geplärre achtete. Die Moderatorin hat sich vor lauter Political Correctness über Frauen, Migrationshintergründe und Gitarrenspieler fast überschlagen. Ich bin, mistig gelaunt wie ich war, auf die Bühne gestolpert und hab gefragt, ob zufällig eine türkische weibliche Gitarrenspielerin anwesend sei, dann könnten wir uns vielleicht wenigstens den behinderten Poetry-Slammer sparen. Da gab’s wieder Lack.

20 Fahrtentagebuch 3
    Liebes Fahrtentagebuch! Januar nimmt kein Ende. Gestern mit gesamter Familie Volk im Restaurant gewesen, Sheriff zahlt. Am Nachbartisch: ein Ehepaar um die 80. Er, offensichtlich Parkinson-Patient, zitterte dermaßen, dass ihm Spargelstückchen und Kartoffeln von der Gabel sprangen. »Der arme Mann am Nachbartisch, guckt da jetzt nicht hin«, sagte ich. Sofort glotzten alle rüber. »Parkinson.« Lauthals im Chor den armen Opi bedauert. War ihm glaube ich etwas unangenehm. Opi hat sich dann eine Handvoll Tabletten eingeworfen und mit Bier nachgespült. Sympathischer Mann!
    Eine Stunde später
    O tempora, o mores! Opa wieder gesehen! Am Steuer seines Mercedes Benz SLK. Mit 2 5 km/h auf der Landstraße, wo eigentlich 70 ist! Vorhin hat der kaum seinen Teller gefunden, jetzt noch Autofahren! Der Mann ist halbblind! Wenn der eine dicke Politesse auf dem Bürgersteig sieht, denkt der, da parkt ein blauer Smart! Fahrende Geriatrie auf der Straße mit der licence to kill! Habe ordentlich gehupt, um ihn wachzuhalten, Scheibe runtergekurbelt, CD-Player aufgedreht und volle Kanne »Highway to Hell« laufen lassen. Das wird ihm eine Lehre sein.
    Eine Stunde später
    Konnte ich ja nicht ahnen, dass Opi Albert fast einen Herzinfarkt kriegt, nur wegen so ein bisschen Gehupe und Satansmusik, Opi Albert und ich sitzen jetzt nebeneinander auf der Polizeiwache. Wir kriegen beide eine Anzeige wegen versuchter Körperverletzung, Albert, weil er vor Schreck ohne Schulterblick in den Graben gerauscht ist und dabei fast einen Radfahrer mitgenommen hat. Blödsinn! Wie soll Albert denn Schulterblick machen mit seinem steifen Nacken! Und ich krieg einfach so eine Anzeige, weil ich dabei war. Der Polizist hat zu Albert gesagt, das einzige Auto, mit dem er noch zu tun haben sollte, sei »Essen auf Rädern«. Da haben wir den Polizisten gemeinsam beschimpft. Finde, Albert ist ein feiner Kerl und seine roten Tabletten wirken super. Finden jetzt alles lustig, was der Polizist sagt. Bei: »Sie haben das Recht zu schweigen«, liegen wir fast unterm Tisch. Hoffentlich lacht Opi Albert sich nicht tot, hab gerade erst Onkel Pauls Beerdigung hinter mir. Onkel Paul war eigentlich gar nicht mein Onkel, sondern der Onkel von meinem Kumpel Dirk.

21 Onkel Pauls Beerdigung
    Dirk war echt traurig. Normalerweise kann Dirk niemanden leiden, am wenigsten seine Familie. Doch Onkel Pauls Tod ging Dirk

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