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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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ein leeres Blatt, später im Traum fing ich an zu saufen, was logisch ist, denn niemand, wirklich niemand, kann sich nüchtern Folgen für »Wurst-Seiten, Käse-Seiten« ausdenken. Das geht nicht. In meinem Traum schlug ich besoffen mit einer Riesenfleischwurst auf meinen Redakteur ein (Penisneid?) und verlor wegen meines Dauerpegels mein komplettes gesellschaftliches Ansehen. Deshalb den Freitod im Stadtwald gesucht, indem ich mich längelangs auf den Boden geworfen ha b – direkt vor ein Rudel Nordic Walker. Gehe zum Entspannen erst mal eine Runde mit Ford Ka drehen.

28 Fahrtentagebuch 5
    Bergheimer und seine Montagsproduktion in der Innenstadt wieder getroffen. Rennen gefahren! Dabei leider rote Ampel, Stoppschild und den dahinter versteckten Streifenwagen übersehen. Kann doch jedem passieren bei 140km/h. Lappen weg! Ka-Cabrio (der Bergheimer hatte uns ja das Dach abgerissen) haben sie konfisziert. Vermute Sozialneid.
    Vier Tage später
    Laufen ist indiskutabel. Man wird überhaupt nicht ernst genommen auf der Autobahn. Jetzt Fahrrad gekauft. Dämliche Konstruktio n – kann den Tank nicht finden. Erste Fahrversuche. Mehrfach umgefallen. Vorsichtshalber Helm gekauft. Sehe jetzt aus wie Calimero. Jeder Arsch auf der Straße lacht mich aus. Vielleicht war Quietsche-Entchen-Muster falsche Wahl.
    Zwei Tage später
    Quietsche-Entchen-Helm gegen neutralen schwarz-rot-goldenen umgetauscht. Mit Reichsadler. Wir staatstragenden Kräfte müssen Flagge zeigen. Zum Entspannen in die Sauna gefahren. Immer noch blödes Gegrinse, trotz Reichsadler-Helm. An der Sauna Stützräder abmontiert. Ehe man sich versieht, sind die Stützräder sonst geklaut, umlackiert und landen im Ostblock. Stützräder mit in die Sauna genommen. In der Sauna wieder blödes Gegaffe, speziell von einem 150-Kilo-Typ. Hab höflich nachgefragt: »Ey, Barbapapa, was glotzt du s o – noch nie eine nackte Frau in der Sauna gesehen oder was?« »Doch«, sagt er, »aber nicht mit Helm.« »Ja, und?«, sag ich, »Gefahren lauern überall. Schon mal gemerkt, wie rutschig das hier ist ohne Stützräder? Was ist dir passiert? Ausgerutscht und versehentlich Rainer Calmund verschluckt?«
    Liebes Fahrtenbuch, konnte ich ja nicht ahnen, dass Fetti der Thermen-Chef ist. Habe mich beim Rauswurf mit meinen Stützrädern verteidigt. Stützräder stecken jetzt im Helm. Sehe aus wie Jägermeister-Werbung. Vor der Sauna wieder jede Menge dummes Volk am lachen, besonders die dreckseligen Skateboardfahrer. »Was wollt ihr Ottos denn?«, hab ich gesagt. »Guckt mal hier, wenn ich mit den Stützrädern im Helm hinfalle, heule ich nicht rum, sondern rolle auf dem Kopf weiter.« Hab das mehrfach demonstriert, bis die Männer mit dem Hab-mich-lieb-Jäckchen kamen, wo die Arme hinter den Rücken gebunden werden.
    Zwei Tage später
    Liebes Fahrtenbuch, heute Straßenverkehrsamt, um Lappen wiederzukriegen. Freundlicher Mann am Tresen. Habe sachlich dargelegt, wieso ich Stützräder im Helm trage und warum auf meiner Jacke steht: »Psychosomatische Klinik Köln«. Habe durchblicken lassen, dass wir gerne mal Rennen fahren können. Sobald ich den Lappen wiederhabe. Sagt er, dass entscheide seine Chefin. War natürlich die Bergheimer Montagsproduktion aus dem BMW-Cabrio.
    Köln oder Stoffelshausen, 3 . Juni
    Gott, o Gott. Mit meinem Freund im Auto. Er fährt, bis das mit dem Fahrverbot wieder Geschichte ist. Beobachte ihn heimlich. Meinen Krebsmann aus Stoffelshausen. Stoffelshausen ist überall, dort wachsen weder Blumen noch Glitzerschmuck, aber dafür sprießen dort Feinripphemden und Bierflaschen an den Bäumen. Natürlich ist mein Krebsmann auch ein Kartenfetischist, der sich lieber erschießen lässt, als Passanten nach dem Weg zu fragen. Dem Navigationsgerät traut er auch nicht, ständig gibt er Widerworte. Bin die Streitgespräche zwischen meiner Navi (an der nächsten Ampel bitte rechts abbiegen) und dem Krebsmann (auf keinen Fall, hier geht’s geradeaus, ich kenn den Weg) langsam leid. Und dann zückt er wieder die Karte. Männer lieben Karten, auf denen sie gerne vorher ihren Weg einzeichnen. Ich wette, als damals der Ulbricht gesagt hat: »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichte n …«, hat der Biograf den Rest nicht mitgeschrieben: » … wir beabsichtigen lediglich, die Grenzlinie ein wenig nachzuziehen.« Der Krebsmann fährt, die Navi schweigt beleidigt und ich hänge meinen Gedanken nach.
    Gerade kommt uns ein Auto entgegen mit dem Werbeaufdruck

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