Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
Manisch
P – Planlos
F – Folgenlos
Schwammig
Ihr Ziel sollte möglichst viel Freiraum für Interpretationen lassen. Falls später Klagen kommen, haben Sie die Aufgabe eben völlig
anders verstanden.
Unmessbar
Der Fortschritt und Erfolg der Zielerreichung bleibt nur dann ein ewiges Mysterium, wenn sie bei der Definition jede Messbarkeit
vermeiden.
Manisch
Manische Ziele sind so großartig und genial, dass sie unerreichbarbleiben. Da Aufschieber lieber an das Ergebnis
denken als an die Umsetzung, sichert Ihnen ein unrealistisches Ziel schöne Träume und trübe Tage.
Planlos
Da die Art der Umsetzung nicht so interessiert, brauchen Sie sich nicht mit der Planung aufzuhalten. Es könnte dazu führen, die manische
Qualität des Ziels zu gefährden.
Folgenlos
Von der Motivationsforschung haben wir gelernt, dass wir nur in die Puschen kommen, wenn uns eine Belohnung winkt oder eine Sanktion
abschreckt. Warum sollte also Ihr Ziel das »Zuckerbrot« oder die »Peitsche« zur Folge haben?
Es gibt noch eine andere Methode, um Zielen ihre Schubkraft zu nehmen. Ein Beispiel aus Künstlerkreisen:
Frank Wedekind attestierte seinem Kollegen, dem Dichter und Revoluzzer Erich Mühsam, der sich zwischen Kunst und Politik nicht festlegen wollte: »Sie
reiten stehend auf zwei Gäulen, die nach verschiedenen Richtungen streben …«
Mühsam, der Autor von Werken wie »Die Psychologie der Erbtante. Eine Tanthologie aus 25 Einzeldarstellungen zur Lösung der Unsterblichkeits-Frage«,
nahm es als Kompliment: »Immer, wenn man mich einen Don Quijote nannte, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.«
Der Vergleich Mühsams mit Don Quijote, der spanischen Romanfigur aus dem 17. Jahrhundert, ist für unser Thema sehr dankbar. Welches Ziel hat der Ritter
von der traurigen Gestalt? Und vor allem: Wie geht er mit der Wirklichkeit um?
Der Anti-Held hat alle Ritterromane gelesen, ohne zu merken, dass es zu seiner Zeit gar keine Ritter mehr gibt. Schlimmer noch. Er nimmt die
herzzerreißenden Abenteuer von kühnen Recken und wartenden Burgfräulein für bare Münze. Er hält die phantastischen Romane für Tatsachenberichte.
Eines Tages fühlt er sich zum Ritter berufen und zieht in die Welt hinaus. Alles, was er dort erlebt, sieht er mit den Augen eines
Ritters aus einer längst untergegangenen Epoche. Er irrt ziellos umher in der Hoffnung, dass sich die Dinge von alleine fügen wie in den geliebten
Kitschgeschichten. Seine einzige Orientierung ist der feste Glaube daran, dass sich sein Schicksal automatisch nach den Regeln seiner Märchenwelt
fügt.
Nach unzähligen Episoden, die in der Regel mit heftigen Blessuren enden, gelangt er auf dem Sterbebett beschämt zu der Erkenntnis, dass die
Ritterbücher doch Unsinn seien.
Der traurige Ritter hat es bis an sein Lebensende aufgeschoben, der Realität ins Auge zu sehen. Mit allen Mitteln klammert er sich an die Hoffnung auf
ein glorreiches »Später«. Eine Illusion, von der er sich erst verabschiedet, als seine Lebensuhr abgelaufen ist.
Kennen Sie auch Menschen, die wie Don Quijote vergebens auf ihren großen Durchbruch warten? Sie pochen auf ihr Recht, von der Welt endlich die ideelle
und finanzielle Anerkennung zu bekommen, die ihnen gebührt. Sie verzweifeln an der himmelschreienden Ungerechtigkeit, dass es andere schon geschafft haben
und sie noch nicht. Wenn Sie diese Menschen fragen, was sie bisher zur Umsetzung Ihres Zieles beigetragen haben, lernen Sie die brillanten Vorzüge von
manischen Zielen schätzen. Ihre Logik beinhaltet, dass grundsätzlich die anderen schuld an der Misere sind. Fragen Sie ein zweites Mal, warum der
verkannte Ritter (oder die verkannte Ritterin) seine (ihre) Anstrengungen nicht dem hehren Ziel anpassen würde, kommt die wasserdichte Antwort: »Ich habe
das nicht nötig. Warum soll ich nicht den einfachen Weg gehen?
Wenn Sie auch diese Vorzüge genießen wollen, dann wählen Sie sich ein manisches Ziel. So können Sie Ihr Aufschieben stets in den größeren Zusammenhang
einordnen, dass Ihre große Stunde eben noch nicht gekommen sei.
Vielleicht liegt Ihnen die komplementäre Spielart mehr. Genauso gut funktioniert es nämlich, seine eigenen Leistungen herabzuspielen
und dafür die Fähigkeiten der anderen überzubewerten. Entsprechend pessimistisch müssten Sie dann auch Ihre Zielerwartungen gestalten. Wenn Erfolg die
Erfüllung von Erwartungen ist, würde Ihr Erfolg hier
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