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Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Titel: Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Leyhausen
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ist ein Horoskop für
     Möbel. Darf ich mal fragen, wo in Ihrem Büro der Schreibtisch steht? Vor dem Fenster? Das ist ganz schlecht! In Ihr Büro strömen doch jeden Tag Kunden,
     Kollegen und Mitarbeiter. Deshalb müssen Sie Ihren Schreibtisch direkt vor die Türe stellen, damit die negativen Energien erst gar nicht herein
     kommen!
    Was nehme ich jetzt denn nun? »Den Wandel gestalten mit Basmati-Reis« oder »Beteiligte betroffen machen mit Brennnesseltee?« Jetzt habe ich es. Ich
     nehme das Seminar für alte 68er: »Vom LSD zum DSL …«
    Zum Glück gibt es auch ernst zu nehmende Ratgeber, die sich sogar konkret der Prokrastination widmen. So lädt uns der Psychoanalytiker
     Hans-Werner Rückert ein in sein BAR-Programm.
     
    B wie Bewusstheit,
    A wie Aktion und
    R wie Rechenschaft.
     
    Diese griffige Formel erlaubt es, das mentale Handwerkszeug zur Überwindung von Arbeitsblockaden jeder Zeit bei sich zu tragen. Im
     ersten Schritt erschafft man Bewusstheit, indem man der Wahrheit ins Auge sieht: Ja, ich vertage es schon wieder, ein wichtiges Projekt
     voranzutreiben. Das kann ich drehen und wenden wie ich will. Im Ergebnis vermeide ich es, anzufangen, um mir unangenehme Gefühle zu ersparen. Da hilft im
     zweiten Schritt nur die wohl dosierte Aktion. Was muss ich wie lange tun, um ein Stück weiter zu kommen? Damit diese Phase nicht im guten Vorsatz stecken
     bleibt, schlägt die Stunde der Wahrheit ein zweites Mal, wenn man sich nach der Aktion selbst Rechenschaft über das Erreichte gibt.
    Das Autoren-Tandem Kathrin Passig und Sascha Lobo (Passig, Lobo 2008) vertritt die Auffassung, dass unser lustorientiertes Schieben als normal bewertet
     werden sollte, während die Gesellschaft mit ihrem Leistungswahn vollkommen überzogene Forderungen an uns stellen würde. Die Chiffre LOBO dient hier auch
     als Abkürzung für den verteidigten Lifestyle of Bad Organization . Das Kompendium verheißt im Titel den Weg, wie wir »Dinge geregelt kriegen ohne
     einen Funken Selbstdisziplin«. Mit ihren ketzerischen Thesen schlachten sie so manche heilige Kuh der Aufschiebe-Forschung:
Schreckensszenarien . Das Ausmalen düsterer Konsequenzen erweise sich laut klinischer Beobachtungen nicht als erfolgreich.
Angstlösende Medikamente führten bei amerikanischen Studenten nicht zur Verbesserung ihrer Arbeitsprobleme.
Bewährte Prokrastinationstätigkeiten über Bord werfen führe nur zu neuen Ersatzbefriedigungen, die an die Stelle der alten treten. Schlimmer
noch: Bis man den bisherigen Arbeitslevel erreicht hätte, würden Wochen vergehen.
Gleich ab morgen alles anders machen . Die Gute-Vorsätze-Forschung hätte belegt, dass vier bis fünf Anläufe für eine Verhaltensveränderung nötig
seien.
    Der eher lustbetonte Ansatz dieser Autoren ist ein würdiger Abschluss für den ersten Teil dieses Buches. Ich habe versucht, für den
     Spaß zu werben, den Aufschieben als wohl dosiertes Genussmittel bringen kann. Im zweiten Teil möchte ich für jene, bei denen bereits die Katerstimmung
     ausgebrochen ist, die Lust am Anschieben wecken.

Teil 2
Vom Aufschieben zum Anschieben

Burn in statt Burnout
    Ein Gespenst geht um in Europa. Es ist das Gespenst des Burnouts. Wenn sich im Frühjahr 2010 die drei großen deutschen
     Nachrichtenmagazine dem gleichen Themenfeld annehmen (Burnout, Perfektionismus), dann ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In dem zur
     gleichen Zeit veröffentlichten Brief an mein Leben beschreibt die Medienwissenschaftlerin Miriam Meckel eindrucksvoll, wie sich das
     Ausgebrannt-Sein anfühlt. Und wo es sie hingeführt hat. In einer therapeutischen Einrichtung wird sie zu fleißigem Nichtstun verdonnert. Das
     Entzugsprogramm für Workaholics.
    Vom Burnout-Syndrom besonders betroffen sind Berufe wie Lehrer, Manager, Sozialarbeiter und Heimerzieher. Als der Begriff Burnout im Jahre 2007 noch
     weniger bekannt war, fühlten sich bei Umfragen fast nur Vertreter der Ober- und Mittelschicht davon betroffen. Heute ist das Etikett für den dauerhaften
     Erschöpfungszustand auf allen soziologischen Ebenen bekannt. Aktuelle Erhebungen bestätigen nun, dass der Burnout in allen Einkommensklassen zu finden
     ist.
    Ich möchte Sie bitten, den von mir eingeführten Begriff »Anschieberitis« weithin bekannt zu machen. Mit etwas Glück werden sich bald weite
     Bevölkerungsteile damit identifizieren können.
    Der sogenannte Burnout ist (noch) keine anerkannte Krankheit. Herbert Freudenberger, ein

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