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Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Titel: Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Leyhausen
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B-, C-Ordner nach Eisenhower …«
    Der schon wieder.
    » …oder legen Sie drei Ordner an: Administration, Dokumentation und Projekt nach Dr. Rita Pohle.«
    Wie legt man denn für E-Mails Ordner an? Da muss ich warten bis mein Neffe kommt, der kann das bestimmt.
    In meinem Posteingang befinden sich im Moment rund 3.000 Mails. Selbst wenn ich sie demokratisch auf drei Ordner aufteile, macht das nach Adam Riese
     1.000 pro Ordner. Es macht natürlich keinen Sinn, sie demokratisch aufzuteilen. Also öffne ich jede Mail einzeln und analysiere ihren tendenziellen
     Charakter. Ist sie mehr ein A-Typ, eine Angelegenheit, die ich vor drei Monaten schon hätte erledigen müssen …
    Das bringt mir nichts. Wenn ich nur lang genug warte, wird jede E-Mail zum A-Typ. Soll ich etwa jeden Tag die überfälligen Kandidaten von C nach B und
     von B nach A schaufeln? Ausgeschlossen.
    Bleibt mir nur noch Frau Dr. Rita Pohle. 1.000 Mails Verwaltung, 1.000 Mails Doku und 1.000 Mails Projekt, das müsste doch zu schaffen
     sein. Nach einer Woche Fleißarbeit kommen bei mir vollkommen krumme Zahlen raus. Wer möchte schon 687 Mails bei den Projekten haben, die gegen die
     aalglatte 900 des Doku-Ordners anstinken?
    Ich schreibe mir selbst 213 Projekt-Mails, um die 900 voll zu machen. Kaum bin ich fertig, zerschießen mir 87 neue Mails die Zahlen-Ästhetik. Das kann
     so nicht weitergehen. Ab jetzt schiebe ich die kosmetischen Maßnahmen nicht mehr auf. Ich reagiere ab heute sofort auf jede krumme Summe und fülle den
     Ordner mit den entsprechenden Mails an mich selbst auf. So viel Disziplin am Arbeitsplatz wird doch wohl möglich sein.
    Wie gut, dass es zeitsparende Newsletter gibt.
Hege und pflege deine Zeitdiebe
    Manchmal hätten wir sogar Zeit, eine dringende Aufgabe zu erledigen. Wenn wir Glück haben, kommt ein Dieb und stiehlt uns die Zeit, dann
     brauchen wir es nicht mehr zu machen. Erfahren Sie, wie Sie im Büro Vielredner anlocken oder mit einem Besuch auf der Post Ihren Jahresurlaub gefährden
     können und so weiter …
    Was ist ein Zeitdieb? Ich möchte Ihnen das an einem Beispiel erklären: Sie haben ein Auto, das unbedingt gewaschen werden muss. Wenn jetzt jemand
     kommt, und das Auto stiehlt, ist das Auto weg und Sie müssen es nicht mehr waschen. Und genauso ist das mit der Zeit: Sie haben Zeit, um etwas Wichtiges
     zu erledigen. Wenn Sie Glück haben, kommt jemand und stiehlt Ihnen die Zeit. Dann ist die Zeit weg und Sie müssen es nicht mehr machen. Und im Büro
     wimmelt es nur so von Zeitdieben. Jeder hat doch einen Kollegen, den man nur anzutippen braucht, dann fängt der an zu reden und hört gar nichtmehr auf. Den können Sie freitags einfach stehen lassen und am Montag steht der immer noch da und quasselt. Aber wie bekommt man solche
     Kollegen morgens in sein Büro? Ich biete denen auch immer Kaffee an. Ich habe sogar schon überall so kleine Wegweiser aufgestellt: »Hier Kaffee!« Aber
     Kaffee reicht denen ja nicht mehr. Da muss man auf Dauer die Attraktivität der Getränke schon erhöhen. Mein Kollege im Nachbarbüro hat jetzt sogar eine
     Speisekarte auf den Flur gestellt: »Montag – Cocktailtag. Dienstag – Sushi im Angebot. Und mittwochs nach der Teamleiterbesprechung: Table dance.«
    Um etwas Abwechslung in Ihren Zeitdiebe-Mix zu bringen, gönnen Sie sich ab und zu mal statt des Vielredners einen selbstverliebten Kollegen oder
     Bekannten. Der Vorteil bei diesen Menschen ist, dass sie es sowieso für selbstverständlich halten, Arbeit abzudrücken und sich von anderen bedienen zu
     lassen. Während diese Pappenheimer jeden eigenen Handgriff als Sensation verkaufen, sehen sie auf die Leistungen anderer missbilligend herab. Der Rest der
     Welt ist für den selbstverliebten Zeitdieb nur Fußvolk. Sie brauchen nur den Finger zu heben und der Bonsai-Charismatiker wird Sie mit Sonderaufgaben
     überschütten. Als Gegenleistung bietet er Ihnen bestimmt eine spätere Gewinnbeteiligung im Promillebereich an, denn er hat in diesem Leben noch Großes
     vor. Schon bald würde die Welt das verkannte Genie erkennen. Sie dürften bereits anfangen, Säcke zu nähen, um das Geld zu horten. Seine Geschäftsidee
     stehe kurz vor dem Durchbruch …
     
    Die dritte Variante des organisierten Zeitdiebstahls fordert von Ihnen etwas Phantasie. Rekrutieren Sie Ihre time bandits in
     den eigenen Reihen, indem Sie jedem unaufgefordert Ihre Hilfe anbieten. Denken Sie vorausschauend und machen Sie möglichst verlockende Angebote.

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