Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
Dinge
abnimmt. Der Abschied vom Aufschieben geht einher mit dem Abschied von der Organisation einer zweischneidigen Zuwendung. Zum einen fand sich in der
Vergangenheit tatsächlich oft ein Dummer, der einem die Kartoffeln aus dem Feuer holte. Zum anderen testete man die Grenzen zwischenmenschlicher
Beziehungen. Aus Freundschaft und Sympathie drückten die Auftraggeber oft ein Auge zu. Ließen Fünfe gerade sein. Und schauten bei der Qualität der
Leistungen nicht so genau hin. In diesem Fall erntete der Schlendrian für sein schludriges Verhalten positive Zuwendung. Als Gegenleistung wurde
Dankbarkeit erwartet. Lief es nicht so gut, riskierte der Termin-Pokerer, das Gesicht zu verlieren. No risk, no fun. Was stand auf dem Spiel?
Schuldgefühle und die Abhängigkeit vom Verständnis anderer.
Wenn Aufschieben mit kindlichen Hoffnungen und Abhängigkeiten verbunden ist, bedeutet der Wechsel auf das Spielfeld der Erwachsenen einen aufwühlenden
Abschied. Vielleicht haben Sie in Phasen des Abschiednehmens schon selbst Stimmungsschwankungen erlebt. Bei Todesfällen, beim Übergang von der Ausbildung
in den Beruf oder beim Wechsel des Arbeitgebers, bei der Trennung vom Partner und so weiter.
Hier geht es um nicht weniger als die neue Anordnung unseres Selbstbildes. Schließlich stirbt ein Teil von uns und der Verlust muss ausgetrauert
werden. Leider hat in unserer Spaßkultur die Trauer keine Lobby. Sie findet meist hinter Sonnenbrillen und verschlossenen Therapietüren statt. Wer sich
als Trauernder zu erkennen gibt, gerät unter den Generalverdacht, psychisch labil zu sein. Dabei führt gerade das Unvermögen zu trauern zu schweren
Depressionen. Die Lebensenergie,die den Depressiven zu fehlen scheint, würde mit dem Zulassen der Trauer über verpasste Chancen und
utopische Lebensziele frei gesetzt. Das Trauer-Tabu versiegelt die Tür zur Realität.
Von welchen irrealen Zielen haben Sie sich schon verabschiedet? Werfen Sie überflüssigen Ballast ab, indem Sie der Realität ins Auge
sehen. Verabschieden Sie sich von Ihren Luftschlössern. Ihr Unterhalt kostet Sie unnötig Energie, die Sie brauchen, damit Ihre realistischen Träume wahr
werden.
Meine 10 wichtigsten Ziele im Leben
Vom welchem Ziel sollte ich Abschied nehmen, weil die Umsetzung – wenn ich ehrlich bin – höchst unwahrscheinlich ist.
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Es gibt viele Arten, den Weg des Abschieds von Luftschlössern und überkommenen Lösungsversuchen (Aufschieben) zu
gehen. Im Ritual-Kapitel wurde bereits eine Möglichkeit beschrieben: Eine halbe Stunde Meditation am Tag kann der Trauer den Raum geben, den sie
verdient. Erst wenn man den Abschied durchlebt, lösen sich die ans Alte gebundenen Kräfte, die wir für das Meistern von Veränderungen brauchen. Wer
loslässt, hat die Hände frei.
Übung
Das Märchen Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen lässt sich auch als Aufschieber-Geschichte lesen. Wer nie gelernt hat,
sich zu fürchten, ist kaum motiviert, etwas anzuschieben. Er hat kein Gespür für die Konsequenzen, die sein Aufschieben auslöst. Und geht weiter den Weg
des geringsten Widerstands.
Das furchterregende Märchen von der Furchtlosigkeit enthält viele symbolschwangere Elemente, die für unseren Kontext wichtig sind. Es ist dem
Aufschieben zuträglich, Lebloses (Luftschlösser) mit aller Kraft am Leben zu erhalten. Der Protagonist versucht mehrmals, Tote(s) zum Leben zu
erwecken. Achten Sie beim Lesen darauf, wie er das Resultat dieser Versuche umdeutet. Spüren Sie auch nach, welches Verhältnis Sie zur Furcht haben. Lässt
Sie alles ähnlich kalt wie die Hauptfigur? Wünschen Sie sich lieber mehr oder lieber weniger Furcht, um Ihr Aufschieben zu managen?
Ich habe nur den Anfang des Märchens aus der Sammlung der Gebrüder Grimm etwas anders eingestilt und den Schluss weggelassen. Überlegen Sie sich, wie
Sie das Märchen zu Ende schreiben würden.
Von einem der auszog, (erst) das Fürchten
(und dann das Anschieben)
zu lernen
Es war einmal ein Vater, der hatte zwei Söhne. Davon war der ältere zwar klug und gescheit, aber er schob seine Arbeit auf, weil er
die Angst vor den Konsequenzen nicht fühlen konnte. Der jüngere war zwar dumm, aber übereifrig, weil er sich vor allem fürchtete. Wenn ihn der Vater
hieß, noch spät oder gar in der Nacht etwas zu holen, und der Weg ging dabei über den Kirchhof oder sonst einen schaurigen Ort, so antwortete er wohl:
»Ach
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