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Jetzt wirds ernst

Jetzt wirds ernst

Titel: Jetzt wirds ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Seethaler
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schwarze, gefrorene Wellen. Es war ganz still.
    »Auch eine?«
    Sie hielt mir ihre Zigarettenschachtel unter die Nase. Ich schüttelte den Kopf. Sie überlegte kurz, steckte dann die Schachtel wieder weg, drückte ihre Kippe in den
überquellenden Aschenbecher und starrte vor sich hin.
    »Und wie willst du das anstellen?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Schauspielerin werden.«
    Es dauerte ewig, bis sie antwortete. Für einen Moment dachte ich, sie sei eingeschlafen. Doch plötzlich kamen die Worte, leise und schnell.
    »Ich mache eine Rundreise. Eine Tournee. Ich klappere die Schauspielschulen ab. Nicht alle, nur die Wichtigsten. Nur die, die mir etwas beibringen können. Es sind sieben, vielleicht
acht. Sieben oder acht Schauspielschulen. Sieben oder acht Städte. Große Städte. Mit Einkaufszentren, Fußballstadien und Rotlichtvierteln. Vor allem mit Theatern. Mit Stadt-
oder Staatstheatern. Ballett, Oper, Schauspiel, alles unter einem Dach. Mit Bühnen, fast so groß wie ihre Einkaufszentren. Ich werde an diesen Schauspielschulen vorsprechen. Und eine
wird mich nehmen. Vielleicht nehmen mich auch mehrere. Unter Umständen sogar alle. Dann werde ich mir die beste aussuchen. Ich werde lernen. Und spielen. Ich werde auf einer dieser riesigen
Bühnen im Scheinwerferlicht stehen und spielen. Das Gretchen, die Julia, die Katharina, Ophelia, Viola, Hedda, Emilia und so weiter … und so weiter …«
    Während der letzten Worte war sie immer leiser geworden, kaum noch zu verstehen. Jetzt saß sie mit gesenktem Kopf da und starrte auf ihre Knie.
    Nur unsere Atemgeräusche waren zu hören. Hin und wieder ein leises Knistern im Motor. Ich wollte sie trösten, beschützen, in den Arm nehmen, streicheln, an mich drücken.
Stattdessen zupfte ich verstockt an meinem Hosenstoff herum.
    Plötzlich war sie wieder da. Eine Bewegung in der Dunkelheit. Das Schimmern der Fuchsaugen. Das leicht spöttische Zucken des Mundwinkels. Sie drehte sich zu mir und fasste mir mit
ihren kleinen kühlen Fingern in die Haare. Von meiner Kopfhaut ging eine Hitze aus, die sich schnell überall in meinem Körper ausbreitete. Ich zitterte. Hörte mein Herz wild im
Brustkorb herumstolpern.
    Rumms! Die Sitzlehne kippte nach hinten und ich lag auf dem Rücken. Für einen kurzen Moment sah ich die Glasperlenkettchen aufblitzen, dann war sie über mir. Ihr Gesicht kam
näher. Ein zartes Pochen unter ihrer Stirn. Der Geruch ihrer Wimperntusche. Ihr Atem. Ihre Haut. Ihre Lippen. Die kleine, flinke Zunge. Ich hätte wie ein Irrer loslachen können. Oder
losheulen.
    Plötzlich war ihre Hand unter meiner Jacke. Unter meinem Hemd. An meinem Bauch. Kribbelte um den Nabel. Tastete sich mit zarten Fingerspitzen am Hosensaum entlang. Nestelte an den
Knöpfen herum. Zerrte daran. Riss daran. Ganz leise konnte ich die Nähte knarren hören. Mein ganzer Unterleib fing an, haltlos zu beben. Über mir ihre Augen. Ihr Mund. Ihr Atem.
Und unten ihre Hand.
    »Bitte … ich … bitte«, stammelte ich.
    Aber es war zu spät. Die Hose war offen und ihre Finger krochen hinein. Tasteten sich vorwärts. Packten zu. Umschlossen fest den kleinen steifen Kerl. Ich hörte mich selbst
aufstöhnen. Sah mein erschrecktes Lächeln in ihren Augen gespiegelt. Kurz wurde mir schwindlig. Ich hatte das Gefühl, mich aufzulösen, im Autositz zu versickern und durch den
rostigen Unterboden ins Freie zu tropfen. Doch dann gab ich mir einen Ruck und griff zu. Eine Weile zerrte ich tollpatschig an ihrem Pullover. Sie half mir, zog ihn sich mitsamt dem Unterhemd
über den Kopf. Ich konnte es nicht glauben. Nie zuvor hatte ich etwas so Schönes gesehen. Ihre Brust schimmerte in der Dunkelheit, fast noch weißer als der Pullover. Ihre
dünnen Arme waren ganz fein gepunktet von Gänsehaut. Mit zittrigen Händen begann ich sie zu streicheln. Die Arme. Die Schultern. Die Brust. Alles unter meinen Fingerspitzen war weich
und zart. Wieder küsste sie mich. Gleichzeitig fummelte sie an ihrer Hose herum.
    »Soll … ich …«, wollte ich stotternd fragen.
    Sie legte mir einfach ihre Hand aufs Gesicht. Diese kühle, leichte Hand. Ich schloss die Augen und spürte, wie sie sich ihren Hintern zurechtruckelte und sich öffnete. Nach zwei,
drei ungeschickten Anläufen glitt ich hinein. Es fühlte sich unsagbar an. Ein dunkles, weiches Geheimnis. Ich öffnete wieder die Augen, sah, wie sie anfing, sich zu bewegen.
Behutsame, schaukelnde Bewegungen. Dazu stieß sie kurze, helle Seufzer aus. Die

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