JFK -Staatsstreich in Amerika
»Ich mag eigentlich keine Drogen, aber LSD hat
mir sehr gut getan. Ich finde, alle Politiker sollten LSD nehmen«, hatten auch
andere Prominente die positive Wirkung der LSD-Erfahrung auf ihr Seelenleben
bekannt gemacht – und Mary Meyer hatte in ihrem Studio mit ihren Freundinnen
ebenfalls Sitzungen durchgeführt. Während die CIA zur selben Zeit in ihrem nur
diabolisch zu nennenden Forschungsprogramm MK ULTRA zur Bewusstseinskontrolle
unwissenden Personen LSD und andere bewusstseinsverändernde Substanzen verabreichte,
um ihre Eignung als »Wahrheitsdroge« oder als Kampfstoff zur chemischen
Kriegsführung und Gehirnwäsche zu testen, gingen die Ex-CIA-Gattin Mary Meyer
und ihre ebenfalls mit einflussreichen Persönlichkeiten in Washington liierten
Freundinnen auf gezielte Reisen in ihre Innenwelten. Und kamen mit der
Erkenntnis zurück, dass auch ihre Männer unbedingt eine solche Erfahrung machen
müssten – zum Wohle ihrer privaten Beziehungen wie auch ihres öffentlichen
Einflusses und der Politik.
Im April 1962 fuhr Mary deshalb zur
Harvard-Universität nach Boston, um sich bei Timothy Leary wissenschaftlichen
Rat zu holen, wie man solche psychedelischen Sitzungen am besten leitet.
Professor Leary und sein Kollege Richard Alpert hatten zwei Jahre zuvor mit
ihrem Harvard Psylocibin Project begonnen, das LSD-ähnliche Psilocybin – den
Wirkstoff der in Südamerika als Sakrament verwendeten magischen Pilze – und
seine Wirkung auf die Selbsterfahrung zu untersuchen. In seiner Autobiographie
beschreibt Leary den Besuch, den Mary ihm abstattete:
»Ich saß an meinem Schreibtisch, und
als ich aufschaute, stand dort, eine reizende Hüfte an den Türrahmen gelehnt,
eine Frau, die mich mit frechem Blick musterte. Sie schien Ende dreißig zu sein
und sah gut aus. Auffallende Augenbrauen, durchdringender Blick aus grünen
Augen, ein fein geschnittenes Gesicht. Amüsiert, arrogant, aristokratisch. ›Dr.
Leary‹, begrüßte sie mich kühl, ›ich habe mit Ihnen zu reden.‹ Sie kam ein paar
Schritte auf mich zu und reichte mir die Hand. ›Ich bin Mary Pinchot. Ich
möchte lernen, wie man eine LSD-Sitzung führt.‹
›Darauf sind wir hier
spezialisiert. Würden Sie mir bitte sagen, was Sie sich vorgestellt haben?‹
›Ich habe einen Freund, einen
sehr wichtigen Mann. Er ist beeindruckt von dem, was ich ihm über meine eigenen
Erfahrungen erzählt habe, wie auch davon, was ihm andere darüber berichtet
haben. Er möchte es selbst versuchen, und so bin ich hier, um zu lernen, wie
man’s macht.‹
›Warum bringen Sie Ihren
wichtigen Freund nicht gleich für ein paar Tage mit, damit er sich das Projekt
mal ansehen kann? Wenn dann alles passt, werden wir eine Sitzung mit ihm
machen.‹
›Das kommt leider nicht in
Frage. Mein Freund ist eine Person des öffentlichen Lebens. Das ist einfach
unmöglich.‹
›Leute, die mit Macht umgehen,
sind oft nicht die besten Versuchsobjekte.‹
›Schauen Sie‹, meinte Mary
Pinchot, ›ich habe Allen Ginsberg im Radio und im Fernsehen sagen hören, dass,
wenn Chruschtschow und Kennedy zusammen LSD nehmen würden, sie die Konflikte
dieser Welt beenden würden. Ist es nicht so, dass wir die mächtigen Männer
antörnen sollen?‹
›Das meint Allen, aber ich war
da nie einverstanden. Chruschtschow soll seine eigene Frau antörnen, im Komfort
und der Sicherheit seines eigenen Schlafzimmers im Kreml. Das gleiche gilt für
Kennedy.‹« 45
Dass sie eigentlich Meyer hieß und
ihr Exmann ein Direktor der CIA war, erwähnte Mary Pinchot gegenüber Leary
ebensowenig wie die Tatsache, dass es sich bei ihrem wichtigen Freund um
niemand anderen als John F. Kennedy handelte. Leary lud sie ein, mit zu ihm
nach Hause zum Abendessen zu kommen, wo ihnen der britische Forscher Michael
Hollingshead einen kleinen Vortrag über die »Probleme der inneren Navigation«
bei einer LSD-Reise hielt, bis Mary ihn unterbrach:
»›Ihr armen Kerle‹, murmelte sie,
›ihr habt ja keine Ahnung, wo ihr da hineingeraten seid. Ihr versteht wohl gar
nicht, was die in Washington mit Drogen machen? … Die Typen, die die Dinge in
der Hand haben – ich meine die, die die Dinge in Washington wirklich kontrollieren –, interessieren sich sehr für Psychologie und ganz besonders für
Drogen. Es sind harte Burschen, Timothy. Sie wollen die Drogen für Kriegszwecke
einsetzen, um zu spionieren, zur Gehirnwäsche, zur Kontrolle.‹
›Ja‹, sagte ich, ›davon haben wir
gehört.‹
›Doch gibt es auch
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