JFK -Staatsstreich in Amerika
sondern auch von Wissenschaftlern wie Francis Crick, der
bekannte, dass er der Struktur der Doppelhelix des DNA-Moleküls mit LSD auf die
Spur kam, oder von dem Apple-Gründer Steve Jobs, der diese Erfahrungen als eine
der wichtigsten seines Lebens bezeichnete. Das Verbot von LSD Ende der 60er
Jahre und dessen durch zahlreiche Medienberichte über »Horrortrips« beförderte
schlechte Reputation mögen es heute als unwahrscheinlich erscheinen lassen,
dass sich ein Präsident der USA je auf so etwas eingelassen hat, doch wer die
vor dem Verbot und der Horrorpropaganda erschienenen Berichte von Ärzten und
Therapeuten zur Kenntnis nimmt, kann sehr schnell ein anderes Bild gewinnen.
Richtig dosiert, in angemessener Umgebung und unter sachkundiger Leitung ist
eine LSD-Reise in die Welten des eigenen Bewusstseins in aller Regel keineswegs
ein Horrortrip, sondern – wie es Hunderte von Forschungsberichten und
Protokollen belegen – eine höchst beglückende und inspirierende Angelegenheit,
die viele Klienten zu vertieften Einsichten in ihr Selbst und die Welt geführt
haben. Dass John F. Kennedy unter Führung von Mary Pinchot, seiner Geliebten
und Vertrauten, eine solche Erfahrung gemacht hat, ist deshalb keine abwegige
Spekulation, um ihm außer seinem notorischen »womanizing« nun auch noch
Rauschgiftkonsum vorwerfen zu können, sondern stellt ihn vielmehr in die Reihe
der Pioniere, die den Treibstoff von »love and peace« schon entdeckten, bevor
die Generation der Hippies sich diese Substanz und die Parole zu eigen machten.
Dass Kennedy in der Tat zu einem
frühen Vertreter dieser »love and peace«-Generation mutierte, werden wir im
folgenden Kapitel anhand einer Rede aus dem Juni 1963 nachweisen, zuvor aber
soll noch aufgezeigt werden, wie Mary Meyer zur »Göttin hinter dem Thron« wurde
– als welche sie der Autor Leo Damore bezeichnet hat – und wie sie wegen dieser
Rolle kaum ein Jahr nach dem »König« und unter ebenso ungeklärten Umständen ums
Leben kam.
Die beiden hatten sich schon als
Teenager 1936 auf einem College-Ball kennengelernt (damals war Mary mit dem
»Beau« aus ihrer Klasse, William Attwood, gekommen, der von Kennedy 1963 als
Emissär zu diskreten Verhandlungen mit Fidel Castro entsandt wurde) und waren
Mitte der 50er Jahre, wie bereits erwähnt, Nachbarn auf dem Hickory Hill in
Georgetown. Die notorische Schürzenjägerei des auf attraktive Frauen fixierten Senators
war Mary dabei nicht verborgen geblieben, und dieser hatte natürlich auch auf
seine schöne Nachbarin ein Auge geworfen. Doch Mary hatte kein Interesse, zu
einem der Häschen in Kennedys Playmate-Sammlung zu werden, wies seine
Annäherungsversuche zurück und gewann so seinen Respekt. »Jack war verzweifelt
über seine Ehe mit Jackie«, erzählte eine Vertraute Leo Damore, »er wollte da
im schlimmsten Falle raus, wusste aber, dass dies politischer Selbstmord wäre.
Er besuchte Mary, weil er mit ihr reden konnte. Er vertraute ihr. Sie war eine
der wenigen Frauen, die er wirklich respektierte, vielleicht die Einzige. Ihre
Unabhängigkeit hat ihn immer beeindruckt – sie brauchte und wollte nichts von
ihm.« 49 Wann genau aus dieser
vertrauten Freundschaft ein intimes Verhältnis wurde, ist nicht sicher. Marys
damaliger Freund, der Maler Ken Noland, vermutete, dass es im Sommer 1959 war,
als Mary für zwei Wochen ein Ferienhaus in Provincetown, nur eine Stunde
entfernt vom Kennedy-Anwesen in Hyannis Port, angemietet hatte. Laut Jim
Truitt, dem Mann ihrer besten Freundin Anne Truitt und zu dieser Zeit Vizechef
der Washington Post , der 1976 in einem Interview als Erster etwas über
diese Liebesaffäre erzählte, begann ihre intime Beziehung hingegen erst im
Januar 1962, nachdem Kennedy schon ins Weiße Haus eingezogen war.
Dass diese Beziehung mehr war als
eine seiner üblichen Affären, wird aus vielen Äußerungen von Freunden und
Bekannten deutlich, die zum Teil erst Jahrzehnte später bereit waren, darüber
zu sprechen. »Jack liebte Mary Meyer. Er war wirklich hingerissen von ihr,
schwer hingerissen. Und mir gegenüber«, so ein guter Freund Kennedys, Charles
Bartlett, in einem Interview mit Peter Janney 2008, »sagte er sehr offen, dass
er sie einfach großartig fand.« 50 Gegen Ende des Jahres 1962, so erzählte der Anwalt des Weißen Hauses, Myer
Feldman, der Autorin Nina Burleigh 1998, war Mary Meyer so häufig dort
anwesend, dass sie »fast schon ein Teil der Einrichtung« gewesen sei. Im
Unterschied zu anderen
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