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JFK -Staatsstreich in Amerika

JFK -Staatsstreich in Amerika

Titel: JFK -Staatsstreich in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Bröckers
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Fall zu bringen.
    Doch der heimische Stress mit den
ebenso militanten wie frustrierten Kubabefreiern war nur ein Nebenschauplatz
verglichen mit den Problemen, die sich seit dem Frühjahr 1963 auf der anderen
Seite der Erdkugel, in Indochina, zusammengebraut hatten. Bei seiner Weltreise
1951 hatte sich der junge Abgeordnete Kennedy auch längere Zeit in Vietnam
aufgehalten und war nach Gesprächen mit Vertretern der französischen
Kolonialmacht und einheimischen Politikern mit einer wichtigen Lektion nach
Hause gekommen: dass es unmöglich ist, einen Kolonialkrieg in Vietnam zu
gewinnen. Auch wenn der Kommandant der französischen Armee in Saigon sich
vollkommen überzeugt gegeben hatte, dass seine 25 000 Mann unmöglich gegen die
Viet Minh verlieren könnten, hielt sich Kennedy eher an die Vorhersagen von
Edmund Gullion, einem Mitarbeiter des US-Konsulats, der ihm gesagt hatte: »In
zwanzig Jahren wird es keine Kolonien mehr geben. Wir kommen hier nirgendwo
weiter. Die Franzosen haben verloren. Und wenn wir hier reingehen, werden wir
ebenfalls verlieren, und zwar aus demselben Grund. Es gibt in Paris keinen
Willen oder Unterstützung für diese Art von Krieg. Die Heimatfront ist
verloren. Und dasselbe würde uns auch geschehen.« 41 Zwölf Jahre später, als Präsident, sollte Kennedy diese Einsicht in ähnlichen
Worten gegenüber seinen Generälen, die auf einen Einmarsch in Vietnam und Laos
pochten, oft wiederholen – und er sollte damit auf ähnlichen Widerstand stoßen
wie mit seinen Forderungen nach einer Deeskalation in Kuba, gegenüber den
sowjetischen Raketenstationierungen und im Zusammenhang mit dem mit
Chruschtschow vereinbarten Teststopp von Nuklearwaffen. Und so wie er nach der
Schweinebucht 1961 mit seinen National Security Action Memoranda (NSAM)
deutlich gemacht hatte, dass es ihm Ernst damit war, die verdeckten Operationen
der CIA unter seine Kontrolle zu bekommen, so machte er jetzt mit einer
»presidential order« seinen Militärs deutlich, dass es ihm Ernst war mit einer
Deeskalation des Vietnamkonflikts. Mit dem am 11. Oktober 1963 erlassenen NSAM
#263 befahl der Präsident den Abzug der ersten Hälfte der 2 000
US-Militärberater aus Vietnam bis zum Jahresende und der zweiten Hälfte des
Kontingents bis 1965.
    Der als kalter Krieger ins Amt
gekommene John F. Kennedy hatte innerhalb von 900 Tagen einen Wandel zum
Friedenspolitiker vollzogen, der so radikal weder von seinen Freunden noch gar
von seinen Feinden erwartet worden war. Er hatte sich über alte Doktrinen und
Dogmen hinweggesetzt, er hatte mit der Politik seiner Vorgänger gebrochen, er
hatte die Widerstände auf diesem Weg beseitigt und die unvermeidlichen
Niederlagen aufrecht ertragen und in Stärken umgemünzt, er war in kurzer Zeit
zum mit Abstand beliebtesten US-Präsidenten seit Franklin Roosevelt geworden –
nicht weil er, wie Roosevelt, einen großen Krieg gewonnen, sondern weil er einen
solchen verhindert hatte. Und er war dabei, die durch fortgesetzte Aufrüstung
und Konfrontation weiter schwelenden Gefahren solcher Kriege durch
Verhandlungen mit dem »Erzfeind«, der Sowjetunion, in eine friedliche
Koexistenz zu verwandeln. Das Memorandum 263 machte klar, dass Kennedy diese
Politik fortsetzen würde. Unbeirrt von seinen Gegnern im Militär, in der CIA
und der von Krieg und Konfrontation profitierenden Industrie – getragen allein
von der inneren Überzeugung, auf einem politisch und moralisch richtigen Weg zu
sein, sowie von der überwältigenden Sympathie, die ihm aus der gesamten
Bevölkerung entgegenschlug, nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern in
der ganzen Welt. Einige Historiker und Autoren haben in der Vergangenheit
versucht, Kennedys Südostasienpolitik als eine der Eskalation und ihn als den
eigentlichen Auslöser und Verursacher des Vietnamkriegs darzustellen, doch
können solche Behauptungen spätestens nach John Newmans akribischer
Dokumentation JFK and Vietnam von 1992 nur noch als perfide
Geschichtsklitterung gelten.
    Dass es für Kennedys Feinde höchste
Zeit wurde zu handeln, wurde ihnen spätestens im Juni 1963 klar. Da hielt der
Präsident an der American University in Washington eine Rede, in der er den
Wandel seiner Politik und seine Absicht, den Kalten Krieg ein für alle Mal zu
beenden, so deutlich zum Ausdruck brachte, dass seinen militaristischen Gegnern
die Kinnlade nicht nur herunterklappte, sondern bis in den Keller fiel. Und wie
man die drei zitierten NSAM als Sargnägel für die

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