JFK -Staatsstreich in Amerika
Washington Post , Ben Bradlee, verheiratet
war, zu den besten Freunden des Präsidentenpaars. 1945 hatten Kennedy und sie
sich in San Francisco wieder getroffen, von wo sie beide als Journalisten über
die Gründungskonferenz der UNO berichteten – Mary schon in Begleitung ihres
frisch angetrauten Mannes, der gerade in der Zeitschrift Glamour neben
John F. Kennedy porträtiert worden war, in einem Artikel über den jungen
amerikanischen Führungsnachwuchs: »Young men who care«. Cord Meyer hatte in
Yale studiert, war wie Kennedy aus dem Krieg als verwundeter und dekorierter
»Held« zurückgekehrt – ein japanischer Granatsplitter hatte sein linkes Auge
zerstört – und 1947 mit nur 26 Jahren zum Vorsitzenden der United World
Federalists (UWF) gewählt worden. Diese unter anderem von Albert Einstein
geförderte Vereinigung setzt sich angesichts des Schreckens des Weltkriegs für
eine Überwindung des Nationalismus und eine föderale Weltgemeinschaft ein, die
Kriege zukünftig unmöglich machen würde. Hochgeschätzt als brillanter Autor und
Redner galt Cord Meyer als einer der »rising stars« am Himmel der
amerikanischen Nachkriegspolitik und zusammen mit seiner ausnehmend hübschen
Frau Mary, die für die Presseagentur UPI arbeitete, als das Traumpaar einer
friedensbewegten demokratischen Zukunft. Doch die Hoffnungen des
charismatischen UWF-Chefs auf einen dauerhaften Weltfrieden schwanden recht
schnell. Das atomare Wettrüsten mit der UdSSR, die Berlin-Blockade, der
Koreakrieg und die Tatsache, dass die Ziele der UWF dem normalen Amerikaner
immer weniger zu vermitteln waren, nagten schwer an Meyers ursprünglichem
Enthusiasmus. Seinen literarisch-publizistischen Ambitionen als Broterwerb für
die Familie mit mittlerweile drei Kindern nachzugehen schien ihm aussichtslos,
und so nahm er 1951 das Angebot von Allen Dulles an, in die CIA einzutreten.
Sein Wunsch, dort seinen intellektuellen Neigungen weiter nachgehen zu können,
erfüllte sich in der Agency zwar, jedoch nicht so, wie es sich der junge
Friedenspolitiker Meyer vorgestellt hatte – und völlig anders, als seine Frau
Mary es sich wünschte. Bei seinem schnellen Aufstieg zum Chef der Abteilung
Internationale Organisationen entwickelte sich Meyer nicht nur zu einem immer
harscheren Antikommunisten und Kalten Krieger, sondern leitete als führender
Kopf auch eine der perfidesten Operationen der CIA, die Operation Mockingbird,
die die geheime Unterwanderung und Manipulation der heimischen und
internationalen Medien zum Ziel hatte. Laut Alex Constantine, einem
investigativen Journalisten, der diese Operation recherchiert hat, standen
Mitte der 50er Jahre insgesamt fast 3 000 Journalisten auf der Payroll der CIA.
Carl Bernstein, einer der Washington-Post -Journalisten, die die
Watergate-Affäre aufdeckten, kam bei einer Recherche 1977 auf insgesamt 400
Kollegen in Führungspositionen der Medien, die direkt oder indirekt der CIA
verpflichtet waren. 44
Meyer stieg als Vordenker der
Operation Mockingbird und als Chef der psychologischen Kriegsführung der CIA
ebenso schnell zur Position eines Direktors auf, wie er sich von seiner Frau
entfremdete. Im Jahr 1956, als es auch bei ihren Nachbarn auf dem Hickory Hill,
bei den Kennedys, schwer kriselte, erklärte Mary ihre Ehe definitiv für
beendet, 1958 wurde das Paar offiziell geschieden.
Es mutet wie eine ironische und
tragische Wendung der Geschichte dieses Paars an, was in den folgenden Jahren
geschah: Während Cord zum Meistermanipulator und obersten SpinDoktor der CIA
aufstieg, ließ Mary, die ein Studio hinter dem Haus ihrer Schwester bezogen
hatte, die Konventionen des Lebens in den besseren Kreisen Washingtons hinter
sich und entwickelte einen freigeistigen, bohemienhaften Lebensstil. Sie
studierte Malerei, bewegte sich in Künstlerkreisen und unterzog sich einer
Selbsterfahrungstherapie nach den Methoden von Wilhelm Reich. Während Cord
Meyer den Trübsinn seiner globalen psychologischen Kriegsführung zunehmend im
Whisky ertränkte und wie viele seiner CIA-Kollegen zum Alkoholiker wurde,
experimentierte Mary mit bewusstseinserweiternden Substanzen wie Marihuana und
LSD. Das Lysergsäurediethylamid (LSD) war zu dieser Zeit noch legal und wurde von
Ärzten in der Psychotherapie weltweit eingesetzt – zur Verstärkung innerer
Einsichten ihrer Klienten und für den Blick über den Tellerrand des
alltäglichen Normalbewusstseins hinaus. Wie der Hollywoodstar Cary Grant, der
nach fast 100 Sitzungen sagte:
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