JFK -Staatsstreich in Amerika
Hätte
Oswald seine Festnahme länger als zwei Tage überlebt und sich mit einem Anwalt
vor Gericht verteidigen können, wäre er höchstwahrscheinlich sowohl für den
Mord an Kennedy als auch für den Mord an Tippit freigesprochen worden. Denn
außer dem einen dubiosen Augenzeugen für einen Mann am Fenster des TSBD –
Howard Brennan – und den sich widersprechenden Augenzeugen für die Schüsse auf
Tippit gibt es eigentlich nichts Belastendes, vor allem keine forensischen
Beweise. Auf Oswalds angeblich im TSBD gefundenen Mannlicher-Carcano wurden
keine Fingerabdrücke gefunden, ein Ohrstäbchentest, ob aus dem Gewehr kürzlich
gefeuert wurde, ist nicht durchgeführt worden, ein Nitrattest, mit dem
Schmauchspuren an der Wange eines Gewehrschützen aufgespürt werden können,
verlief bei Oswald negativ, der 38er Revolver, den Oswald bei seiner Festnahme
im Kino bei sich trug, konnte nicht den im Körper von Tippit gefundenen drei
Kugeln zugeordnet werden, die zudem von verschiedenen Munitionsfabrikanten
stammten (was für die Zeugenaussagen von zwei Tätern spricht).
Jeder halbwegs kompetente
Strafverteidiger hätte aus diesen unbestrittenen Tatsachen genug Honig saugen
können, um einen Freispruch für den Angeklagten zu erreichen – doch Oswald
erlebte seinen Gerichtsprozess nicht mehr. Bei seinen insgesamt sieben Verhören
von Freitagmittag bis zum Sonntagmorgen im Polizeirevier von Dallas wurde ihm
nicht nur ein Rechtsbeistand verweigert, seine Aussagen wurden – und das ist
angesichts der Tragweite dieses Falls geradezu grotesk – auch nicht
aufgezeichnet. Begründung des örtlichen Polizeichefs: Wir hatten kein
Tonbandgerät im Haus! Und so liegen, außer ein paar später aufgetauchten
handschriftlichen Notizen von Captain Fritz und den von Roger Craig
wiedergegebenen und im WR manipulierten Worten Oswalds so gut wie keine
Informationen über dessen Stellungnahmen zu den Mordvorwürfen vor.
Bis auf die zwei entscheidenden
Sätze, die der zu einer Pressekonferenz vorgeführte Angeklagte sagte: »Ich habe
auf niemanden geschossen.« Und: »I am just a patsy!« – Ich bin nur der
Sündenbock.
Lee
Harvey Oswald
Wie man einen Sündenbock
präpariert, haben wir bereits am Beispiel von Thomas Vallee in Chicago gesehen,
der diesem Schicksal nur entkam, weil die Polizei über ein Team von
Scharfschützen informiert worden war und diesem Trupp aufgrund eines
aufmerksamen Zimmervermieters rechtzeitig auf die Spur kam. Dass sich der
Informant, der das FBI in Chicago vor dem geplanten Attentat warnte, mit dem
Namen »Lee« gemeldet hatte, könnte ein merkwürdiger Zufall gewesen sein – oder
aber der Name eines Mannes, der für das FBI für 200 Dollar im Monat als
Informant tätig war und von dem Komplott gegen JFK wusste: Lee Harvey Oswald.
Als die Nachricht von der
FBI-Tätigkeit Oswalds im Januar 1964 erstmals in einem Artikel der Houston
Post auftauchte, versetzte das die Warren-Kommission in helle Aufregung,
zumal in der Folge weitere Zeitungen unter Berufung auf namenlose »Offizielle«
der Behörden in Dallas sogar eine Registrierungsnummer des inoffiziellen
Mitarbeiters Oswald nannten, wobei einige der Autoren andeuteten, dass es sich
bei der Behörde, die Oswald als IM geführt hätte, nicht um das FBI, sondern um
die CIA handeln würde. Earl Warren berief umgehend eine außerordentliche
Sondersitzung der Kommission ein, bei der die ansonsten stets anwesenden
Stenographen aber ausgeschlossen wurden, denn die Brisanz dieser Sache war
klar. Nicht nur für die seit der Festnahme offensichtlich unverrückbar feststehende
Einzeltäterschaft Oswalds, sondern auch für die genannten Behörden. Mit
Erklärungen der Direktoren Hoover (FBI) und McCone (CIA) und ihren Aussagen vor
der Kommission im Mai 1964 sollten diese Gerüchte aus der Welt geschafft
werden, ohne ihnen weiter nachzugehen. Jedenfalls wurden die Beamten der beiden
Behörden, die die Namen und Registrierungen von offiziellen und inoffiziellen
Agenten verwalteten, nicht verhört.
Indessen lassen die
HSCA-Untersuchung Ende der 70er Jahre und weitere seitdem im Rahmen des Freedom
Of Information Act (FOIA) und des Assassinations Records Review Board (ARRB) in
den 90er Jahren ans Licht gekommene Dokumente und Indizien mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit den Schluss zu, dass Lee Harvey Oswald kein verwirrter
Einzeltäter war, sondern ein gezielt gesteuerter und manipulierter
inoffizieller Mitarbeiter eines Geheimdienstes. Der Warren-Report
Weitere Kostenlose Bücher