JFK -Staatsstreich in Amerika
erstaunliche Weise kümmerte: Baron George de Mohrenschildt.
Auf der Rückseite des Fotos war notiert: »Hunter of Faschists. Hahaha!« Und
darüber: »Für meinen Freund Geo« – letzteres in der Schrift Oswalds.
Der aus einer weißrussischen
Adelsfamilie stammende George de Mohrenschildt war 1938 in die USA eingewandert
und wurde eine Zeitlang verdächtigt, ein Nazispion zu sein, weshalb ihm die
Aufnahme in den OSS – den Vorgänger der CIA – verweigert wurde, in dem sein
Bruder Dimitri schon aktiv war und später als Kontaktmann zur Gruppe Gehlen,
dem 1945 von der OSS/CIA integrierten Netz von Agenten und SS-Leuten,
fungierte. Mohrenschildt war befreundet mit der Familie von Prescott und George
H.W. Bush sowie den Bouviers, der Familie Jackie Kennedys, die als Kind auf
seinem Schoß gesessen und ihn »Onkel George« genannt hatte. Er ließ sich später
in Dallas nieder, unternahm als Petroleumgeologe viele Reisen, war mit den
texanischen Ölbaronen und Rechtsradikalen H.L. Hunt und Clint Murchinson
befreundet und einer der Prominenten der weißrussischen Gemeinde in Dallas.
Dass de Mohrenschildt im Sommer 1962 den Kontakt mit Oswald und seiner Frau
Marina aufnahm und sich in der Folge intensiv um ihn kümmerte, erfolgte nicht
auf Bitten eines (nicht vorhandenen) Integrationsbeauftragten, sondern nach
einem Hinweis von J. Walton Moore, dem Chef des Domestic Contacts Service der
CIA in Dallas. Dieser hatte mit de Mohrenschildt nach dessen Auslandsreisen
regelmäßig veranstaltet, was nach Oswalds Rückkehr aus der UdSSR angeblich nie
stattfand, nämlich eine detaillierte Befragung über die dort gewonnenen
Informationen.
Vor der Warren-Kommission stritt de
Mohrenschildt ab, dass Oswald von ihm im Rahmen irgendeiner
Geheimdienstoperation kontaktiert worden war. Er bezeichnete ihn als unstabile,
ungebildete und verwirrte Person, der »keine Regierung irgendetwas von
Wichtigkeit« oder »irgendeinen Job anvertrauen würde, nicht einmal die
Regierung von Ghana«. Um so rätselhafter ist es, warum sich ein etabliertes
Mitglied der besseren Gesellschaft wie de Mohrenschildt – politisch
rechtskonservativ, distinguiert, weitgereist, vermögend – einem 30 Jahre
jüngeren, mittellosen und scheinbar linksradikalen Ex-Marine wie Lee Oswald auf
eine Weise näherte, dass dieser ihn bald als seinen »besten Freund«
bezeichnete. Es sei denn, der lokale CIA-Obwalter hatte einem inoffiziellen
Mitarbeiter den Auftrag gegeben, sich um einen anderen inoffiziellen
Mitarbeiter ein wenig zu kümmern – und ihm zum Beispiel den Tipp zu geben, sich
bei dem graphischen Betrieb von Jagger & Co. zu bewerben, wo der dann
prompt einen Job erhielt.
Dieses Muster – der vorgebliche
Kommunist und Abonnent von Zeitschriften wie dem trotzkistischen The
Militant und dem kommunistischen The Worker bewegte sich in rechten
Kreisen und bekam Jobs in Betrieben, die dem Militär und der Regierung nahe
standen – setzte sich in der Folgezeit fort. Im Frühjahr 1963 nahm er eine
Stelle bei der Kaffeerösterei Reily in New Orleans an, deren Besitzer William
Reily einer der Hauptsponsoren der Anti-Castro-Bewegung Free Cuba und des
Information Council of the Americas (INCA) war – einer von der CIA geförderten
Propagandainstitution, deren Vorstand die stadtbekannten Antikommunisten Ed
Butler und Alton Ochsner bildeten. Zwei Blocks von Reily entfernt, in einem
heruntergekommenen Bürogebäude in der Camp Street/Ecke Lafayette Street bezog
Oswald ein Büro für die von ihm gegründete und nur aus ihm bestehende
Ortsgruppe des Fair Play for Cuba Committee (FPCC). Das war ausgerechnet
dasselbe Haus, in dem auch der Ex-FBI-Mann, Privatdetektiv und rabiate
Rechtsextremist Guy Banister sein Büro hatte, das als Nest der
Anti-Castro-Aktivisten galt. Hier gingen auch Oswalds alter CAP-Führer David
Ferrie sowie zahlreiche junge Männer ein und aus, die Banister für 50 Dollar
die Woche als Spitzel und Informanten beschäftigte, um an der Universität
Pro-Castro-Aktiviäten zu infiltrieren und auszuspähen. Außerdem war Banister in
der Beschaffung von Waffen für die militanten Exilkubaner tätig und
unterstützte zwei geheime Übungslager in der Nähe von New Orleans, die von der
Bundespolizei im Rahmen von Robert F. Kennedys Anstrengungen, militante
Anti-Castro-Aktionen zu stoppen, im Juli 1963 gestürmt und geschlossen wurden.
Als der Staatsanwalt Robert K.
Tanenbaum, der im Rahmen der HSCA-Untersuchung illegalen Aktivitäten der CIA
auf der Spur war,
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