JFK -Staatsstreich in Amerika
zu
einem Verhör vorgeladen hatten, am 29. März 1977, wurde dieser mit einer Kugel
im Kopf in seinem Zimmer aufgefunden. Am Vormittag hatte de Mohrenschildt noch
mit dem Autor Edward Epstein gesprochen, der ihn (für 1 000 Dollar am Tag) für
sein Buch über Oswald interviewt hatte. 1 Angeleitet von James Angleton suggeriert Epstein in diesem Buch dessen Mythos,
dass Oswald bei seinem Aufenthalt in der Sowjetunion zum KGB-Agenten umgedreht
wurde und als solcher auf Kennedy schoss. Der zum passenden Zeitpunkt ums Leben
gekommene Baron konnte nicht mehr widersprechen. In einem später aufgetauchten
Manuskript über Oswald, an dem er arbeitete, wird allerdings deutlich, dass er
nicht nur zu diesem Mythos Angletons eine andere Meinung hatte, sondern
mittlerweile auch zu dem, was er selbst der Warren-Kommission über den
verwirrten, unzuverlässigen Lee Oswald erzählt hatte. In diesem Text beschreibt
er ihn als »intelligent« und »anregend«, verwirft die »Gehirnwäsche« des
Warren-Reports und der Medien sowie die Einzeltäterthese und bezeichnet seinen
»lieben toten Freund« Lee Harvey Oswald als »den am meisten geeigneten
Sündenbock«. 2
Außerdem enthält dieses Manuskript
einen interessanten Hinweise auf de Mohrenschildts Verbindungen zur CIA. Er
beschreibt darin, dass er in Haiti, wo er sich seit März 1963 aufhielt, nach
der Ermordung Kennedys Besuch von einem FBI-Agenten bekommen habe. Dieser James
Wood habe ihn aufgefordert, seine Behauptung zu widerrufen, er sei von J.
Walton Moore, dem CIA-Mann in Dallas, zu dem Kontakt mit Oswald angeregt
worden. Das hatte de Mohrenschildt nach der Ermordung Kennedys einem Beamten
der US-Botschaft in Haiti und einigen Freunden erzählt – und auch, dass Moore
Oswald als »harmlosen Irren« bezeichnet hatte. »Wenn Sie diese Aussage nicht
zurücknehmen, wird das Leben im den Staaten schwer für Sie werden«, habe ihm
nun der FBI-Mann gedroht. »Ich antwortete dem widerlichen FBI-Agenten, dass
entweder das FBI oder die CIA oder eine andere Behörde auf irgendeine Weise in
den Mord an Kennedy verwickelt war. … Ich weigerte mich entschieden, irgendetwas
zurückzunehmen, und wir beendeten die stürmische Sitzung ohne einen
Händedruck.« Interessant an dieser Szene ist die Tatsache, wie das FBI schon
direkt nach der Ermordung versuchte, mögliche Spuren und Hinweise auf eine
Beteiligung offizieller Stellen zu vertuschen. Offenbar wusste de
Mohrenschildt, als er die Rolle des Patrons und Mentors für Oswald übernahm,
genau so wenig wie dieser, um was es bei diesem Szenario eigentlich ging. Wie
Oswald war auch der inoffizielle Mitarbeiter de Mohrenschildt nicht in den
großen Plan eingeweiht und tat nur, um was höhere Stellen ihn gebeten hatten:
»Ich kann nicht sagen, dass ich niemals ein CIA-Agent war, ich kann das nicht
beweisen. Genausowenig kann ich beweisen, dass ich einer war. Niemand kann
das.«
Das ist das klassische Dilemma eines
»Assets«, eines inoffiziellen Mitarbeiters, der erst hinterher merkt, welche
Rolle als Bauer oder als Sündenbock er in einem großen Spiel gespielt hat. Auch
Oswald konnte in den zwei Tagen, die er seine Verhaftung überlebte, nichts mehr
beweisen. Und deshalb war es für J. Edgar Hoover, das FBI und die CIA auch so
wichtig, alle auf einen solchen Beweis hindeutende Spuren und Kontakte zu
vertuschen oder unkenntlich zu machen.
Drei Jahre nach dem Attentat begann
der Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison damit, das Wespennest 544 Camp Street und
die Rolle von Guy Banister, David Ferrie und Clay Shaw genauer unter die Lupe
zu nehmen. Wie Garrisons Prozess und seine auf wenigen Zeugen beruhende Anklage
gegen Shaw vom FBI, der CIA, aus dem Pentagon und dem Weißen Haus obstruiert
und zum Scheitern gebracht wurde, hat James DiEugenio in Destiny Betrayed überzeugend aufgezeigt. William Davy konnte später aufgrund der vom ARRB in den
90er Jahren veröffentlichten Dokumente belegen, dass Garrison auf der absolut
richtigen Spur war, als er sich daran machte, die Verbindungen der schurkischen
CIA-Agenten Banister und Ferrie mit Clay Shaw, dem angesehenen Geschäftsführer
des International Trade Mart in New Orleans, und dem »Einzeltäter« Oswald zu enthüllen.
Clay Shaw spielte für die CIA nicht
nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene eine Rolle. Er gehörte
zum Aufsichtsrat der Firma Permindex, wie im März 1967 die italienische Paese
Sera enthüllte. Schon 1961 hatte CIA-Direktor Richard Helms die linke Paese
Sera als
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