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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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wenig überrascht, als er tatsächlich annahm, aber ich vermute, er wollte mal ein wenig ausspannen oder so. Was möchtest du sonst noch wissen?«
    Mit erhobener Hand bat ich um einen Moment Ruhe, um meine Gedanken zu ordnen. Hatte er etwa …? Wie wahrscheinlich wäre das? Wie sicher konnte Mellar sich fühlen?
    »Hast du irgendeine Vorstellung«, fragte ich, »wie er überhaupt an dieses Buch gekommen ist?«
    Morrolan schüttelte den Kopf. »Die einzige Bedingung dafür, mir das Buch wieder zu übergeben, war, daß ich diesbezüglich keine Nachforschungen anstellen würde. Weißt du, es hat einmal in meiner Bibliothek gestanden. Dann ist es, wie man so sagt, ›entwendet‹ worden. Bevor ich mein Sicherheitssystem verbessert habe, sollte ich vielleicht hinzufügen.«
    Ich nickte. Unglücklicherweise paßte das alles hervorragend zusammen.
    »Bist du da nicht mißtrauisch geworden?« fragte ich.
    »Selbstverständlich hatte ich angenommen, daß ein Jhereg das Buch gestohlen hat. Aber, wie dir noch eher als mir klar sein sollte, es gibt zahllose Wege, wie der Kerl es erhalten haben kann, gewissermaßen auf ›legale‹ Weise. Zum Beispiel könnte der Typ, der es genommen hat, festgestellt haben, daß er es nicht ohne Schwierigkeiten verkaufen konnte, und Graf Mellar hat ihm vielleicht einen Gefallen getan, indem er dafür gesorgt hat, daß ich nie Einzelheiten über das Verbrechen herausfinde. Du weißt, daß Jhereg gern auf diese Weise arbeiten.«
    Ja, das wußte ich. »Wann ist das Buch gestohlen worden?«
    »Wann? Mal überlegen … das muß jetzt … ich glaube um die zehn Jahre her sein.«
    »Verflucht«, sagte ich zu mir selbst, »dann hatte Kragar also recht.«
    »Worum geht es hier, Vlad?« fragte Aliera, die jetzt wirklich interessiert war.
    Ich sah den dreien ins Gesicht. Wie sollte ich es ihnen beibringen? Plötzlich überfiel mich der Drang, einfach ›Ach, gar nichts‹ zu antworten, aufzustehen und zu versuchen, so nah wie möglich an die Tür zu kommen, bevor sie mich bremsen konnten. Die Vorstellung, wie die drei urplötzlich in kalte Wut verfielen, behagte mir ganz und gar nicht – wo ich doch der Überbringer der schlechten Nachricht war, und so. Natürlich glaubte ich nicht, daß einer von ihnen mir etwas antun würde, aber …
    Ich suchte nach einem indirekten Weg, aber mir fiel nichts ein.
    »Vorschläge, Loiosh?«
    »Einfach raus, Boß. Und dann einen Teleport.«
    »So schnell kriege ich keinen Teleport hin. Ernsthafte Vorschläge, Loiosh?«
    Nichts. Ich hatte es tatsächlich geschafft, ihn zum Schweigen zu bringen. Unter den gegebenen Umständen war meine Freude über diese Entdeckung ein wenig getrübt.
    »Er benutzt dich, Morrolan«, sagte ich rundheraus.
    »›Benutzt‹ mich? Wie, wenn ich fragen darf?«
    »Mellar ist auf der Flucht vor dem Jhereg. Er ist nur aus einem einzigen Grund hier: Er weiß, daß ihm kein Jhereg etwas anhaben kann, solange er sich im Hause eines Dragonlords befindet.«
    Morrolan zog die Brauen zusammen. Ich spürte, wie sich am Horizont ein Sturm zusammenbraute. »Bist du dir da absolut sicher?« fragte er sanft.
    Ich nickte. »Ich glaube«, sagte ich langsam, »daß du, wenn du ein paar Nachforschungen anstellen würdest, herausfändest, daß entweder Mellar selbst das Buch gestohlen hat, oder er hat jemanden angeheuert, es dir wegzunehmen. Es paßt alles zusammen. Ja, ich bin mir sicher.«
    Alieras Anblick erschreckte mich. Sie starrte Morrolan entsetzt an. Die niedliche Debütantin von vor einigen Augenblicken war verschwunden.
    »So eine Unverfrorenheit!« platzte sie heraus.
    »Oh ja, unverfroren ist er«, meinte ich.
    Sethra ging dazwischen. »Vlad, woher hätte Mellar wissen können, daß man ihn einladen würde, im Schwarzen Schloß zu bleiben?«
    Ich seufzte still, weil ich so sehr gehofft hatte, daß mich das niemand fragen würde. »Das ist ganz einfach. Er wird Morrolan beobachtet und herausgefunden haben, was er tun muß, um eine Einladung zu bekommen. Ich sag das nur ungern, Morrolan, aber in gewissen Dingen handelst du ziemlich vorhersehbar.«
    Ein angewiderter Blick schoß zu mir herüber, aber glücklicherweise blieb es bei diesem. Mir fiel auf, daß Sethra sanft das Heft von Eisflamme streichelte. Das ließ mich erschauern. Alieras Augen waren grau geworden. Auch Morrolan schaute grimmig. Dann stand er auf und lief vor uns auf und ab. Aliera, Sethra und ich blieben ruhig. Nachdem er ein paarmal hin- und hergewandert war, sagte er: »Bist du dir

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