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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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wie weiß ich nicht, aber so ist es. Und der Demon wußte das auch.
    »Wieso?« wollte ich wissen.
    »Zum jetzigen Zeitpunkt«, fing er langsam an, »halte ich es nicht für notwendig, einen solchen Krieg zu entfesseln. Ich glaube, daß wir das umgehen können, und deshalb rede ich hier mit Euch. Aber ich will soviel sagen: Wenn ich mich irre, und die einzigen Möglichkeiten für mich bestehen darin, entweder Mellar entkommen zu lassen oder einen weiteren Krieg zu beginnen, dann heißt es Krieg. Denn wenn wir einen Krieg haben, dann wird alles schlimm sein, sogar sehr schlimm, aber danach ist es vorbei. Diesmal wissen wir, was uns bevorsteht, und wir werden bereit sein. Oh, sicher, sie werden uns Schaden zufügen. Vielleicht sogar großen Schaden. Aber wir werden uns erholen, schließlich und endlich – in ein paar tausend Jahren.
    Wenn andererseits aber Mellar damit davonkommt, dann wird es kein Ende geben. Nie. Solange es das Haus Jhereg gibt, werden wir uns mit Dieben abfinden müssen, die sich an unser Vermögen heranmachen wollen. Wir werden auf ewig angreifbar sein.«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und einen Moment sah ich, wie er die Zähne zusammenbiß. » Ich habe uns nach Adrons Desaster wieder aufgebaut. Ich habe ein entmutigtes, gebrochenes Haus wieder zu einem gut laufenden Geschäft gemacht. Meinetwegen sehe ich zu, wie wir um tausend Jahre zurückgeworfen werden, zehntausend Jahre von mir aus, aber ich lasse nicht zu, daß wir für immer geschwächt werden.«
    Er lehnte sich zurück, und ich ließ seine Ausführungen auf mich wirken. Das schlimmste daran war: er hatte recht. Wahrscheinlich würde ich die gleichen Entscheidungen treffen. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ihr habt recht«, sagte ich ihm, »wir haben einen Interessenkonflikt. Wenn Ihr mir genug Zeit gebt, bringe ich meinen Auftrag zu Ende. Aber ich sehe nicht zu, wenn Ihr jemanden im Schwarzen Schloß umlegen laßt. Tut mir leid, aber ich bleibe dabei.«
    Nachdenklich nickte er. »Wieviel Zeit braucht Ihr?«
    »Das weiß ich nicht. Sobald er das Schwarze Schloß verläßt, kann ich ihn mir schnappen. Aber mir ist noch nichts eingefallen, wie ich ihn dazu bringe.«
    »Reichen zwei Tage?«
    Ich dachte darüber nach. »Vielleicht«, sagte ich schließlich. »Wahrscheinlich aber nicht.«
    Darauf nickte er und schwieg.
    Mit einem Stück leicht pappigem Brot nahm ich die restliche Knoblauchbutter vom Teller (ich habe nie behauptet, daß diese Schenke gut ist, um darin zu essen ) und fragte ihn: »Wie wollt Ihr einen neuen Krieg zwischen Dragon und Jhereg verhindern?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. Darüber wollte er mir keine weiteren Einzelheiten anvertrauen. Statt dessen winkte er dem Ober und zahlte. »Es tut mir leid«, sagte er zu mir, als dieser sich wieder entfernte. »Wir werden es also ohne Eure Kooperation zu Ende bringen müssen. Ihr hättet uns sehr helfen können.« Er stand auf und ging zur Tür.
    Der Kellner kam mit dem Wechselgeld zurück, aber ich schickte ihn abwesend mit einer Handbewegung wieder fort. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Demon hatte erkannt, daß das Gespräch so enden könnte, aber er wollte mir die Gelegenheit geben, mich zu retten. Oh, Scheiße. Panik kroch in mir hoch, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Ich beschloß, hier erst wegzugehen, wenn Hilfe gekommen war, und stellte einen Kontakt zu Kragar her.
    Der Kellner hatte mein Signal wohl nicht verstanden und näherte sich weiter. Ich wollte ihm gerade noch ein Zeichen geben, da kreischte Loiosh eine Warnung in mein Gehirn. Beinahe im gleichen Augenblick nahm auch ich den Ansatz einer Bewegung wahr. Ich stieß den Tisch um und langte nach meinem Dolch, und gleichzeitig flog Loiosh von meiner Schulter zum Angriff. Dabei wußte ich aber sofort, daß wir beide zu spät kamen. Alles war perfekt abgestimmt und professionell vorbereitet worden. In der Hoffnung, den Mörder wenigstens zu erkennen, drehte ich mich um.
    Beim Aufstehen hörte ich ein ersticktes Gurgeln. Anstatt sich auf mich zu stürzen, fiel der ›Kellner‹ zuerst gegen mich und dann zu Boden. In der Hand hielt er ein gewaltiges Hackmesser aus der Küche, und die Spitze eines Dolchs ragte aus seinem Hals.
    Als sich Geschrei erhob, sah ich mich in dem Raum um. Es dauerte einen Moment, aber schließlich entdeckte ich Kragar, der ein paar Meter von mir entfernt an einem Tisch saß. Er stand auf und kam zu mir. Da merkte ich, wie ich zu zittern anfing, aber erst als ich

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