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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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sicher war, daß der Demon die Schenke verlassen hatte, erlaubte ich mir, in meinen Stuhl zu fallen.
    Er war weg. Seine Leibwächter auch, wahrscheinlich noch bevor der Körper des Attentäters zu Boden gegangen war. Sehr weise. Jeder seiner Leute in diesem Raum war tot. Loiosh landete wieder auf meiner Schulter, und ich fühlte, wie er seine Blicke umherschweifen ließ, als wollte er jeden, der schuldig aussah, in seiner Schande schmoren lassen. Natürlich war zu dem Zeitpunkt niemand mehr da. Der Demon hatte alles auf eine Karte gesetzt, und es hatte beinahe funktioniert.
    Ich saß da und zitterte vor mich hin.
    »Danke, Kragar. Warst du die ganze Zeit hier?«
    »Ja. Du hast sogar ein paarmal durch mich durchgesehen. Der Demon auch. Und die Kellner«, fügte er mißmutig hinzu.
    »Kragar, wenn dir in Zukunft danach ist, dich meinen Anordnungen zu widersetzen, dann tu es.«
    Er bedachte mich mit seinem Kragar-Grinsen. »Vlad«, sagte er, »vertraue niemals jemandem, der sich Demon nennt.«
    »Ich werde dran denken.«
    In ein paar Minuten würden die Imperialen Wachen hier sein, und bevor es soweit war, mußte ich noch ein paar Dinge erledigen. Ich zitterte noch immer von dem vielen überschüssigen Adrenalin, als ich zur Küche ging, sie durchquerte und ins Hinterzimmer trat. An einem Tisch dort saß der Besitzer, ein Dragaeraner namens Nethrond. Seit mir die Hälfte des Ladens gehörte, als Gegenleistung dafür, daß ich ihm eine recht ansehnliche Summe erlassen hatte, die er mir schuldete, waren wir Partner. Natürlich mußte er mich deshalb nicht gleich lieben, aber trotzdem …
    Ich ging also hinein, und er sah mich an, als blickte er dem Tod persönlich ins Antlitz. Und irgendwie tat er das ja auch. Kragar war hinter mir und blieb an der Tür stehen, damit niemand wegen einer Unterschrift für die Petersilienlieferung oder so etwas reinplatzte.
    Mir fiel auf, daß er zitterte. Gut. Ich nicht mehr.
    »Wieviel hat er dir bezahlt, toter Mann?«
    (Schluck.) »Bezahlt? Wer?«
    »Weißt du«, plauderte ich, »seit ich dich kenne, bist du ein erbärmlicher Spieler. Das hat dich überhaupt erst in diese Lage gebracht. Also, wieviel hat er dir bezahlt?«
    »A-a-a-aber mir hat niemand –«
    Mit der linken Hand griff ich mir seinen Hals. Meine Lippen verzogen sich zu einem klassischen Jhereg-Hohnlächeln. »Du bist der einzige außer mir, der jemanden in diesem Laden anstellen darf. Heute war hier ein neuer Kellner. Ich habe ihn nicht eingestellt, also warst du es. Zufällig war er aber ein Mörder. Als Kellner war er noch mieser als die Trottel, mit denen du normalerweise die Kundschaft vergraulst. Nun glaube ich, daß seine einzige Qualifikation für diesen Job die Goldmünzen waren, die du für ihn bekommen hast. Und ich will wissen wieviel.«
    Er wollte verneinend den Kopf schütteln, aber mein Griff war zu fest. Er wollte die Verneinung aussprechen, aber auch diese Möglichkeit drückte ich zu. Er wollte schlucken, und ich ließ ihm ein bißchen Platz. Dann öffnete er den Mund, schloß ihn wieder, öffnete ihn noch einmal und sagte: »Ich weiß nicht, was Sie –«
    Mit einiger Überraschung stellte ich fest, daß ich den Dolch, den ich beim ersten Angriff gezogen hatte, immer noch in der Hand hielt. Ein schönes Gerät war das; es bestand fast nur aus Klinge und war etwa zehn Zentimeter lang. Außerdem paßte er, was für eine dragaeranische Waffe recht selten ist, gut in meine Hand. Ich piekste ihm damit ins Brustbein. Durch seine weiße Küchenkleidung sickerte ein kleiner Tropfen Blut. Da schrie er auf und wollte anscheinend in Ohnmacht fallen. Mich erinnerte das an unsere erste Unterhaltung, als ich ihn wissen ließ, daß ich sein neuer Partner war, und ihm sorgfältig beschrieb, was geschehen würde, wenn die Partnerschaft nicht funktionieren sollte. Eigentlich stammte er aus dem Hause Jhegaala, aber im Moment lieferte er eine gute Teckla-Imitation ab.
    Dann nickte er, und es gelang ihm, mir einen Geldbeutel rüberzuschieben. Ich rührte ihn nicht an.
    »Wieviel ist da drin?«
    Er röchelte und sagte: »Eint-tausend in G-gold, M-mylord.«
    Ich lachte kurz auf. »Das reicht ja nicht mal, um mich auszuzahlen. Wer hat dich angesprochen? Der Mörder, der Demon oder ein Bote?«
    Er schloß die Augen, als hoffte er, daß ich verschwunden war, wenn er sie wieder aufmachte. Gleich würde ich ihm diesen Gefallen tun.
    »Es war der Demon«, flüsterte er.
    »Wirklich!« sagte ich. »Na, das schmeichelt mir aber, daß

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