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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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am Boden lag. Ich drehte ihn um und sah direkt in Fentors Gesicht. Seine Kehle war mit einem breiten Messer durchgeschnitten worden, präzise und geschickt. Die Gurgel war sauber durchtrennt.
    Ich wollte Aliera gerade fragen, ob er wiederbelebbar war, doch sie überprüfte ihn schon. Ich machte ihr ein bißchen Platz.
    Sie nickte einmal und legte ihm dann die linke Hand auf die Kehle. Nach einer Weile nahm sie sie wieder weg. Die Wunde war geschlossen, und von da, wo ich stand, konnte ich gerade noch eine dünne Narbe ausmachen.
    Sie untersuchte seinen Körper weiter, drehte ihn auf den Rücken, um sicherzustellen, daß er dort nichts hatte. Dann drehte sie ihn wieder um und legte ihm beide Hände auf die Brust. Sie schloß die Augen, und ich sah gespannte Falten in ihrem Gesicht.
    Fentor begann zu atmen.
    Da merkte ich, daß ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte, und ließ die Luft aus meinen Lungen.
    Seine Augen öffneten sich. Furcht, Erkennen, Erleichterung, Erstaunen, Verstehen.
    Was hatte ich wohl für ein Gesicht gemacht, fragte ich mich, damals, als Aliera mich wieder zu den Lebenden geholt hatte?
    Mit der rechten Hand griff er sich an die Kehle, er zitterte.
    Dann erblickte er mich, aber seine Reaktion ließ kein Schuldgefühl erkennen. Gut; wenigstens war er nicht bestochen worden. Gerne hätte ich ihm etwas Zeit gegeben, damit er sich wieder zurechtfinden konnte, aber das konnten wir uns nicht leisten. Jede Sekunde, die wir verstreichen ließen, machte es immer unwahrscheinlicher, daß wir die Zauberin fanden, die Morrolan kaltgemacht hatte. Und wir mußten sie unbedingt aufspüren und sie dazu bringen, daß –
    Ich stellte eine Verbindung zu Kragar her. Nach einer Ewigkeit, so schien es, erreichte ich ihn.
    »Was gibt’s denn, Boß?«
    »Kannst du mich hier markieren?«
    »Das wird einen Moment dauern. Schwierigkeiten?«
    »Erraten. Ich brauche eine Morgantiklinge. Diesmal ist es egal, ob man sie zurückverfolgen kann, sie muß nur stark sein.«
    »Wird gemacht. Schwert oder Dolch?«
    »Ein Dolch, wenn’s geht, aber ein Schwert tut’s auch.«
    »Okay. Und ich soll das Ding zu dir schicken?«
    »Genau. Und beeil dich.«
    »Geht klar. Laß deine Verbindung offen, damit ich dich wiederfinde.«
    »Okay.«
    Ich wandte mich Fentor zu. »Was ist passiert? Kurzfassung.«
    Er schloß die Augen und sammelte sich.
    »Ich saß gerade im Sicherheitsbüro, als –«
    »Nein«, unterbrach ich, »wir haben jetzt keine Zeit für die ganze Geschichte. Nur was passiert ist, nachdem du hier angekommen bist.«
    Er nickte. »Also, ich kam an und wurde direkt niedergeschlagen. Als ich dann zu mir kam, waren meine Augen verbunden. Ich konnte jemanden sprechen hören, aber nichts verstehen. Ich wollte mit Ihnen Kontakt aufnehmen, dann mit Morrolan, aber die hatten irgendeine Abwehr oben. Jemand hat mir ein Messer an die Kehle gehalten, damit ich weiß, daß ich beobachtet wurde, also hab ich aufgehört. Ich hab gemerkt, wie sich jemand hierher teleportiert hat, er kam zu mir, und dann hat er mir die Kehle durchgeschnitten.« Er zuckte zusammen und wandte sich ab. Als er sich zu uns umdrehte, hatte er sich wieder im Griff. »Mehr weiß ich nicht.«
    »Also haben wir immer noch nichts«, sagte ich.
    »Nicht direkt«, meinte Aliera. Sie fragte Fentor: »Du hast also Stimmen gehört?«
    Er bejahte.
    »Waren da Frauenstimmen dabei?«
    Er kniff die Augen zusammen, versuchte sich zu erinnern, dann nickte er. »Ja. Da war ganz sicher eine Frau.«
    Aliera streckte den Arm aus und legte eine Hand auf seine Stirn.
    »Und jetzt«, wies sie ihn an, »denk an diese Stimme. Konzentriere dich auf sie. Versuch, sie in deinen Gedanken zu hören.«
    Er erkannte, was passieren würde, und sah mit vor Schreck geweiteten Augen zu mir herüber. Niemand, egal wie unschuldig er ist, hat Spaß daran, wenn ihm jemand in den Gedanken herumstöbert.
    »Tu es«, sagte ich. »Mach mit.«
    Er ließ den Kopf in den Nacken fallen und schloß die Augen.
    Nach etwa einer Minute öffnete Aliera die Augen und sah mich an. »Ich glaube, ich hab’s«, sagte sie. Sie zog Wegfinder hervor, und Fentor versuchte keuchend, sich zu verstecken.
    Im gleichen Augenblick hörte ich Kragars Pseudostimme: »Okay, hier ist er.«
    Ein Dolch lag in seiner Hülle vor meinen Füßen.
    »Gute Arbeit«, lobte ich und kappte die Verbindung, bevor er Zeit hatte, irgendwelche Fragen zu stellen.
    Ich zog den Dolch hervor und sah ihn mir genau an. Sofort spürte ich, daß er

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