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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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deinen Teller leer.«
    »Das ist dein Teller.«
    »Außerdem«, sagte ich zu Cawti, »wie würde es dir gehen, wenn du den Auftrag angenommen hättest, und deine Zielperson hätte sich bei Norathar verkrochen?«
    Die Erwähnung ihrer alten Freundin und Partnerin ließ sie innehalten. »Hmmmm. Norathar würde das verstehen«, sagte sie nach einer Weile.
    »Würde sie das?«
    »Ja … naja, nein, wohl eher nicht.«
    »Eben. Und du würdest sie auch nicht fragen, oder?«
    Sie war noch einen Augenblick still. »Nein.«
    »Hatte ich auch nicht geglaubt.«
    Seufzend sagte sie: »Dann sehe ich keinen Ausweg.«
    »Ich auch nicht. Der ›Ausweg‹, wie du ihn nennst, ist, Mellar zu überzeugen, daß er das Schwarze Schloß aus freien Stücken verläßt, und ihn dann festzunageln, wenn er es tut. Wir können ihn überlisten, wie wir wollen, oder auch eine gefälschte Nachricht übermitteln, aber wir dürfen ihn nicht angreifen oder irgendeine Form von Magie anwenden, solange er dort ist.«
    »Moment mal, Vlad. Morrolan läßt nicht zu, daß wir ihn angreifen oder Magie anwenden, aber wenn wir zum Beispiel nur eine Nachricht senden, die ihn dazu bringt, zu gehen, dann ist es in Ordnung? Morrolan wäre das egal?«
    »Genau.«
    Völlige Verwirrung machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Aber … aber das ist doch lächerlich! Was für einen Unterschied macht es denn für Morrolan, wie wir ihn dort rauskriegen, wenn wir es tun? Was hat denn Magie damit zu tun?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hab ich jemals behauptet, daß ich einen Dragon verstehe?«
    »Aber –«
    »Oh, in gewisser Weise begreife ich es sogar fast. Der Punkt ist, wir können ihm nichts antun. «
    »Aber wenn wir ihn überlisten, dann ist das doch das gleiche.«
    »Ja, schon. So ähnlich. Aber zumindest für Morrolan ist es was anderes. Zuallererst ist es eine Frage der freien Wahl. Magie läßt dem Opfer keine Wahl, eine List schon. Ich vermute außerdem, daß Morrolan nicht daran glaubt, daß wir dazu in der Lage wären. Und damit liegt er ja auch nicht falsch. Du weißt, daß Mellar gegen derlei Versuche auf der Hut sein wird. Ich habe wirklich keine Idee, was wir in der Sache tun könnten.«
    »Ich auch nicht.«
    Ich nickte. »Ich hab Kragar auf seine Herkunft angesetzt, und wir hoffen, daß wir dort einen Schwachpunkt entdecken, oder irgendwas, das uns weiterhilft. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht wirklich daran.«
    Cawti sagte gar nichts.
    »Ich frage mich«, überlegte ich etwas später, »was Mario wohl tun würde.«
    »Mario?« lachte sie. »Der würde an ihm kleben, ohne daß es jemandem auffiele, jahrelang, wenn es sein muß. Wenn Mellar schließlich das Schwarze Schloß verließe, egal wann, egal wie, wäre Mario da und würde ihn sich schnappen.«
    »Aber die Organisation kann nicht warten –«
    »Auf Mario würde sie warten.«
    »Denk dran, daß ich diesen Auftrag mit zeitlichen Beschränkungen akzeptiert habe.«
    »Ja«, sagte sie sanft, »aber Mario hätte das nicht getan.«
    Das versetzte mir einen kleinen Stich, aber ich mußte zugeben, daß es stimmte, insbesondere, weil mir dieselben Bedenken gekommen waren, als der Demon mir den Job damals angeboten hatte.
    »Wie dem auch sei«, sprach sie weiter, »Mario gibt es nur einmal.«
    Traurig nickte ich.
    »Und was«, fragte ich sie dann, »hätten du und Norathar getan, wenn euch die Sache angetragen worden wäre?«
    Darüber dachte sie sehr lange nach, dann antwortete sie: »Ich bin mir nicht so sicher, aber denk daran, daß Morrolan nicht ein so enger Freund von uns ist; war er jedenfalls nicht, als wir noch gearbeitet haben. Gut möglich, daß wir Mellar mit einer Art Bann belegt hätten, der ihn aus dem Schloß gebracht hätte, und wir hätten verdammt noch mal dafür gesorgt, daß Morrolan es nie herausfinden würde.«
    Das war auch keine Hilfe.
    »Ich wüßte gern, was Mellar tun würde. Nach allem, was ich weiß, war er selbst ein recht ordentlicher Killer, er hat eine recht ordentliche Karriere gemacht. Vielleicht werden wir ihn eines Tages darüber ausfragen können.«
    Cawti lachte fröhlich. »Da wirst du ihn schon im Schwarzen Schloß befragen müssen. Ich hab gehört, er geht in letzter Zeit nicht mehr so oft aus.«
    Müßig sah ich zu, wie Loiosh an den Überresten unserer Mahlzeit knabberte. Ich stand auf und lief im Wohnzimmer herum. Dann saß ich eine Weile nachdenklich da, starrte auf die hellbraunen Wände, aber mir wollte einfach nichts einfallen.
    Noch immer konnte ich das

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